Von Kopenhagen aus verschlägt es den botanisch und zoologisch beschlagenenen Kriminalassistenten Ansgar Jørgensen 1985 im Rahmen einer Schulungsmaßnahme auf die kleine, beschauliche, malerische Insel Lilleø in der Ostsee. Hier soll er fünf Monate lang Polizeidienst schieben und sich mit der örtlichen Mentalität vertraut machen. Doch als zeitgleich mit seinem Eintreffen der alte Hans Larsen beerdigt wird, schöpft der an Großstadtkriminalität gewöhnte Jørgensen Verdacht und vermutet, dass es sich auch um einen Mord gehandelt haben könnte. Doch nicht nur der Tod Larsens erscheint ihm misteriös: da ist auch noch die Geschichte von dem Mann ohne Kopf, das unsortierte Archiv des früheren Polizeimeisters Kirstein, der Fall eines vor 180 Jahren gestrandeten Schiffes mit rätselhafter Mission und der Tod eines Engländers vor 60 Jahren. Jørgensen steigt tief ein in die Geschichte der Insel und verstrickt sich in seinen Recherchen, bis er ungeahnte Entdeckungen macht und unerwartete Verbindungen herstellen kann. So klärt er nicht nur den Tod des Engländers in den 20er Jahren auf, sondern löst auch ein Rätsel von nahezu europäischer Dimension auf, verbunden mit der Sciffsstrandung im Jahr 1809.
Richard David und Georg Jonathan Precht haben „Die Instrumente des Herrn Jørgensen“ bereits 2001 unter dem Titel „Das Schiff im Noor“ veröffentlicht. Was hier als Krimi daherkommt, ist eine kunstvoll komponierte Geschichte über Geduld, Intuition, Phantasie, die Verborgenheit des Offensichtlichen und das Archiv als Gedächtnis und Quelle der Erkenntnis. „Die Instrumente des Herrn Jørgensen“ ist ein langsam sich entwickelndes, melancholisches Buch um die Tragikomik des Daseins, die Ordnung der Dinge und der Welt und zugleich eine Liebeserklärung an eine kleine Ostseeinsel. Geschickt verbinden die Prechts ihre Kenntnisse über europäische Geschichte und Philosophie, über die Natur des dänsichen Ostseeraums mit einer äußerst lebendigen Handlung, der sie Zeit geben, sich zu entwickeln. Zwischen den Zeilen auch noch quasi Ostseeluft zu schnuppern, zu schmecken und zu spüren ist ein willkommener sinnlicher Nebeneffekt, der sich bei der Lektüre dieses wunderbaren Romans einstellt.
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