Ihre berühmte Halbschwester Norah Jones kennt mittlerweile jeder, und auch ihr Vater, der Sitarvirtuose Ravi Shankar dürfte vielen nicht ganz unbekannt sein. Die 1981 geborene Anoushka Shankar hat sich im Gegensatz zu Jones früh der traditionelle indischen Musik verschrieben und trat bereits mit 13 Jahren als Sitarspielerin öffentlich auf. Nach etlichen Auftritten mit ihrem Vater brachte sie 1998 ihr erstes Soloalbum heraus und musizierte seitdem nicht nur mit ihrem Vater und mit ihrer Halbschwester, sondern bereits mit Sting, Jethro Tull, Herbie Hancock und anderen.
„Traveller“ ist ein besonderes Album, denn Anoushka Shankar vertritt damit die gewagte musikalische These, dass der Flamenco eigentlich indischen Ursprungs sei. Was vielleicht musikhistorisch nicht haltbar ist, kann jedoch in der akustischen Argumentation mehr als überzeugend bewiesen werden:
Anoushka Shankar arbeitet mit der spanisch-indischen Besetzung (u.a. Sandra Carrasco, Ramón Porrina, Pepe Habichuela, Pedro Ricardo Miño, Pirashanna Thevarajah, Sanjeev Shankar, und Kenji Ota) Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen traditioneller indischer Musik und Flamenco heraus. Dabei geht ihr herausragendes Sitarspiel eine mehr als hörenswerte musikalische Verbindung zur Flamenco-Gitarre und dem jeweilig dazugehörigen spanischen oder indischen Gesangsstil ein.
Wer jetzt meint, aus der Liaison zweier derart unterschiedlicher musikalischer Traditionen und Stile kann nur etwas Schräges herauskommen, sollte sich überraschen lassen: denn dieses Album mit seiner Mischung aus temperamentvolleren und ruhigeren Stücken öffnet nicht nur spannende Horizonte und neue Hörweisen für althergebrachte Stile, sondern macht daraus einen geradezu unerhörten Klang, der verzaubert wie berauscht, erfrischt und beglückt und den Finger immer wieder auf der repeattaste landen lässt. Eine Musik, die einen nach Spanien und Indien zugleich entführt, so dass man sich beim Abspielen im Autoradion bei offenem Fenster plötzlich in einen überbesetzten, nach Curry und Orangen duftenden indischen Kleinbus wiederfindet, der mit Sitarspielerinnen, Flamemcogitarristen und Sängern beider Sprachen voll besetzt ist und die andalusische Küste entlangfährt. So schön kann Musik sein, wenn sie aus verschiedenen, einander fernen oder gar fremden Quellen schöpft. Wunderbar.
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Also eine durch und durch musikalische Familie :O
Habe ich gar nicht gewusst 🙂
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Musikalisch und polyglott … mal sehen, was da noch so zu erwarten ist an schönen Klängen.
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Interessant, werde ich mir auf jeden Fall mal anhören – Danke
Mirjam
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Gern geschehen. Viel Spaß bei dieser indisch-spanischen Hörfreude!
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