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Das erstaunliche Leben des Walter Mitty / Regie: Ben Stiller. Darst.: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Adam Scott [u.a.]

Walter Mitty (Ben Stiller), ein notorischer Einzelgänger, arbeitet im Fotoarchiv des Magazins LIFE. Immer wieder taucht er aus der Gegenwart ab und verliert sich in abenteuerlichen und romantischen Träumen, in denen er unglaubliche Dinge vollbringt. Heimlich ist er in seine Kollegin Cheryl Melhoff (Kristen Wiig) verliebt.

Von einem Tag auf den anderen wird LIFE aufgekauft. Die Investoren wollen die Printausgabe einstellen und das Magazin komplett ins Internet überführen. Auf dem Titelbild der letzten gedruckten Ausgabe soll ein bestimmtes Bild des legendären LIFE-Fotografen Sean O’Connell (Sean Penn) erscheinen. Doch Walter muss seinen nervigen arroganten Chef Ted Henricks (Adam Scott) immer wieder vertrösten, bis dieser ihm ein Ultimatum stellt. Als Walter mit Hilfe von Cheryl in den Fotos von Sean O’Connell eine Spur findet, wo dieser sein könnte, bricht er kurzentschlossen zu einer aberwitzigen Reise um die Welt auf, die seine Tagträume weit in den Schatten stellt und in nach Grönland, IN [sic!] den Nordatlantik, Island (zur Zeit des Eyjafjallajökull-Ausbruchs), Afghanistan und den Jemen führt.

James Thurbers Kurzgeschichte Walter Mittys Geheimleben wurde bereits 1947 das erste Mal mit Danny Kaye verfilmt. In Unkenntnis der literarischen Vorlage bleibt mir nur eine Bewertung des Films aus sich heraus. Filme mit Ben Stiller gehören normalerweise nicht zu meinen bevorzugten cineastischen Konsumgütern. Daher war ich angenehm überrascht von diesem Film, in dem Stiller auch Regie führte. Stillers überzeugt als Walter Mitty, der sich aus der ihn überfordernden Realität in übersteigerte, aber letztlich einfache Heldenträume flüchtet, durch den tiefen, lakonischen Ernst, mit den er seinen Protagonisten spielt – trotz des in der Rolle angelegten komödiantischen Potentials. Gespickt mit aberwitzigen Actionszenen, die sich zunächst auf die Träume Mitty fokussieren, spätet aber mehr und mehr durch die Realität während Mittys Weltreise durchflutet werden, gelingt dem Film die Balance zwischen Action, Komödie und dem, was eine gute Komödie auszeichnet: die Wahrheit hinter dem Lachen.

Glaubwürdig wird die Geschichte in dieser Interpretation von Thurbers Geschichte vor dem Hintergrund des legendären LIFE-Magazines erzählt, dessen (fiktive) Transformation ins Internet den Rahmen bildet. Etliche fiktive Cover von LIFE wurden extra für diesen Film angefertigt.

Warmherzig und mit großer Empathie verkörpert Stiller seinen Protagonisten, der am Ende erkennt, dass er die Tagträume nicht mehr braucht. Wunderbar sind etwa die Szenen auf Grönland, als er sich mit einem vierschrötigen bierseligen Hubschrauberpiloten ungewollt anlegt, um dann mit ihm raus auf die Nordsee zu fliegen. Und die Skateboardszene auf Island ist wahrlich spektakulär. Ein bis in die Nebenrollen gut besetzter Film, der keine Sekunde langweilt, schön fotografiert ist und neben der solide erzählten Geschichte, die sich des üblichen stillerschen Schenkelklopferhumors wohltuend enthält, auch noch mit einem schönen Soundtrack aufwarten kann. Damit sind alle Voraussetzungen für einen gelungenen Heimkinoabend gegeben, für den ich diesen Film nur wärmstens empfehlen kann.

14 Kommentare zu “Das erstaunliche Leben des Walter Mitty / Regie: Ben Stiller. Darst.: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Adam Scott [u.a.]

  1. Hi Jarg, als ich die Vorschau im Kino sah, habe ich den Film abgehakt, leider waren die Gags aus ihrem Zusammenhang gerissen und ich habe ihn als „oberflächliche Komödie“ eingestuft. Ein Fehler. Ich las hier und da im Netz Kritiken von Menschen, denen ich einen gesunden Filmgeschmack unterstelle und habe ihn schließlich auf dem Sofa geschaut und bereut, ihn nicht im Kino gesehen zu haben. Der Film ist voller Melancholie, wie ich finde, alles andere hast du schon sehr treffend in deiner Rezension beschrieben. LG, Conny

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    • Hi Conny,
      ich war auch erst am Zweifeln, da ich Ben Stiller eher in die Schublade Klamauk einsortiere – aber eine Kollegin hat ihn mir so warmherzig empfohlen, dass ich den Film sehen musste. Hoffentluch geht es noch vielen so, denn der Film lohnt sich!
      Liebe Grüsse von
      Jarg

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    • Im Kino ist der Film sicher noch beeindruckender! Ich schaffe es leider zu selten ins Kino … weshalb mir die Filme dann mit der üblichen DVD-Verzögerung ins Heimkino kommen.
      Dabke für den Hinweis auf Deine wirklich sehr schöne, mit treffenden Szenenfotos angereicherte Rezension, auf die ich hier gerne verweise!
      Liebe Grüsse von
      Jarg

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