Vor Jahren sind Ben und Leslie, zutiefst deprimiert vom American Way of Life und dem Kapitalismus, in die abgelegene Wildnis im Nordwesten der USA gezogen, wo sie ihren sechs Kindern mittels hartem mentalem und körperlichem Training, Philosophie und den Idealen linker Politik auf das Leben vorbereiten: täglich wird hart im Wald das Überleben trainiert, Yoga gemacht, meditiert und im Heimunterricht schulisches Wissen vermittelt. Statt Weihnachten gibt es den Noam-Chomsky-Day, Tiere werden selbst erlegt, die Bill of Rights auswendig gelernt. Man diskutiert über Marxismus und redet auch vor den Kindern offen über Sexualität.
Als Leslie, die an einer bipolaren Störung leidet und bereits seit einigen Monaten bei ihren Eltern lebt, Selbstmord begeht, stehen Ben und seine Kinder vor einem Problem: Leslie wollte als überzeugte Buddhistin verbrannt und ihre Asche in einer öffentlichen Toilette heruntergespült werden – ihre Eltern sehen jedoch ein klassisches Begräbnis im Sarg vor, bei dem Ben und die Kinder unter Androhung von Polizeigewalt nicht erwünscht sind. Doch Ben macht sich letztlich doch mit den Kindern in einem alten umgebauten Schulbus namens Steve auf den Weg nach New Mexiko: eine Reise voller absurder und skurriler Hindernisse und Erlebnisse beginnt, denn die zivilisationsunerfahrenen Kinder, die über den Materialismus der Zivilisation erschrocken sind, und der in seiner Ablehnung der Moderne konsequente, freiheitsliebende Ben fallen überall auf und ecken an.
Matt Ross ist ein tragikomischer Roadmovie der besonderen Art gelungen, der sich mit großer Ernsthaftigkeit und Respekt den Sehnsüchten und Ängsten seiner Protagonisten widmet. Der feine Humor des Films trägt dazu bei, dass die Sehnsüchte der handelnden Personen, die sich im Kontrast zur erfahrenen Wirklichkeit befinden, niemals bloßgestellt werden. Klassische Lebens- und Erziehungsmodelle prallen mit den anarchischen Austeigeridealen zusammen, was zu überaus komischen wie bewegenden Augenblicken führt. Die Reise von Ben und seinen Kindern erschüttert ihr Lebensmodell, ja stellt es in Frage. Am Ende steht dann Veränderung – doch anders, als man als Zuschauer denkt und erwartet.
Ein Film voller überraschender Volten, warmherzigem Humor und berührender Lebenstiefe, der einen etwas anderen Blick auf die Frage wirft, was Familie eigentlich bedeutet und zugleich auf einer zweiten Ebene subtil die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft und des zunehmend durch moderne Lebensweisen von seinem Wesenskern entfernten Menschen zum Thema macht. der stark von Viggo Mortensen als Hauptdarsteller geprägt wird, dem für die Rollen der Kinder bemerkenswert starke Darstellerinnen und Darsteller zur Seite gestellt wurden. Man sollte sich Zeit nehmen für diesen aussergewöhnlich schönen, fein ausbalancierten und einfallsreichen Film.
ein sehr schöner Film, der uns Zivilisationsbürger wie armselige Würstchen erscheinen lässt.
„Wir verspotten keine Menschen – außer Christen!“
Klare Empfehlung und danke für den Tipp!
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Oja, die Szene und dann mit dem Spruch war auch sehr schön! 😉
Es freut mich, dass der Film gefallen hat.
Einen zauberhaften Abend wünscht dir
Jarg
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Was bedeutet „Volten“?
Der Film hat mir auch gut gefallen.
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Das freut mich. Und Volte kommt aus der Zauber- und Reitkunst. Hier gebraucht im Sine überraschender Wendungen …
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aha, interessant, danke. schönen sonntag dir. liebe grüße
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Meine Frau macht ständig Volten mit dem Pferd. Ich nur, wenn jemand das Pferd am Strick führt und es GANZ LANGSAM GEHT! 😉
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mir ist es wieder eingefallen. das wort, das ich kannte, (aber „volten“ nicht), dem aber verwandt ist, ist „voltigieren“.
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Ja, stimmt. Das hängt bestimmt zusammen. Ich mag das Wort „Volten“ … das klingt so schön bewegt. Mein Lieblingswort ist allerdings „schmurgeln“ (Mist, ich krieg Hunger)
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Mir hat der Film auch sehr gut gefallen! Angenehm anders! 😉
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Nicht war? Regt doch sehr zum Nachdenken an. Die harte körperliche Ertüchtigung im naheliegenden Wald kriege ich bei meinen Kinder aber irgendwie nicht durch … und als Vegetarier kriegen wir das mit dem Hirsch nicht hin. 😉
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Einen Hirsch könnte ich als Veganer auch nie töten 😉
Aber etwas mehr Bewegung an der frischen Luft würde vielen Menschen wirklich gut tun. Seitdem ich umgezogen bin, verbringe ich nun viel mehr Zeit in der Natur. Auch, wenn es nicht gerade ein Urwald hier ist 😉
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Ja, mehr draußen sein ist unbedingt zu empfehlen. Die eigene Kraft in der Natur spüren (beim leichten Klettern, beim Wandern, Radeln, Padeln) kann wie eine Droge wirken. Auch wenn „richtige“ Natur selten geworden ist.
Und ich tut mich ja schon mit Fliegenklatschen schwer und könnte allenfalls einen wildgewordenen Tofu schlachten: das aber mit Verve und Gebrüll!
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Das sehe ich genauso 😉
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Danke für den Tipp! Werde mir die DVD besorgen.
Schönes Wochenende
Christina
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Gern geschehen und viel Spaß beim Sehen.
Einen zauberhaften Sonntag wünscht Jarg
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das klingt doch mal interessant.
Ich stelle mir Little Miss Sunshine vermischt mit Nell vor.
ist auf der Watchlist
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Weniger Nell, mehr Miss Sinshine aber irgendwie auch eigen. Bin gespannt auf dein Urteil!
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Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass man ihn mit seinen Kindern ansehen sollte (altersgemäß) wunderbar wiedergegeben
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Ja, bis auf die Hirschszene zu Beginn wäre der auch schon was für unsere 11jährigen Zwillinge … aber ich warte noch zwei Jahre. So eine Hirschszene wäre da gerade noch etwas viel 😉
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Meine beiden sind 15 & 17, es gab heiße Diskussionen und die Hirschszene war für den Lütten auch nicht ohne. Alles zu seiner Zeit 😉
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Ah okay. Dann lass ich den beiden Sensibelchen Zeit – und immerhin haben sie schon die „Blues Brothers“ gesehen! Ich schreib jetzt mal nicht, welches das Lieblingszitatfragment des Sohnes aus dem Film ist. Und nein, es ist nicht „Die Band! Die Band!? Die Band!“.
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Wir habe das Geld, Benzin und wir haben Sonnenbrillen *G*
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Ah, nicht ganz. 😉
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