
Welcher leidenschaftliche Bücherfreund weidet sich nicht daran: an Bildbänden über Bücher, Bucheinbände, Buchdruck, Bibliotheken und Bücherregale? Das anregende, ja für Bibliomanen gar erregende Studium von Abbildungen aus diesem Themenkreis kann geradezu als erotische, um nicht zu sagen pornographische Betrachtung ausgelegt werden.
Deshalb gibt es im Web mittlerweile etliche seiten und Blogs, die sich ausschliesslich mit Bildern für Bücherliebhaber beschäftigen. Am bekanntesten mag da vielleicht die englischsprachige Seite Bookshelf Porn sein, die Bibliotheken, Buchhandlungen, Bücherregale und Verwandtes in geradezu opulenter Fülle präsentiert und den einschlägig vorgebildeten Betrachter durchaus in Verzückung geraten lassen kann.
Nun könnte sich Jarg sich ja ganz bequem zurücklehnen: der Komplettumbau der Familienwohnung im Frühjahr hat ja die Räume bezüglich der Leseplätze und der Buchunterbringung perfekt optimiert und auf die Lesezukunft und -freude nicht nur von Jarg, sondern auch von seiner Frau und seinen Kindern ausgerichtet. Was kümmern einen da Abbildungen von Bücherregalen und anderen Buchaufbewahrungsbehältnissen?
Weit gefehlt. Denn als Jarg „Büchermöbel“ von Alex Johnson in die hand bekam, war es natürlich wieder da: das Kribbeln beim Umblättern der Seiten, das aufgeregte „Ja!!“ beim Anblick eines besonders kunstvollen Buchmöbels, dass leise zitternde Seufzen in Anbetracht einer besonders gelungenen Verbindung von Sitzmöbel und Buchpräsentation. Am meisten beeindruckt hat Jarg der Anblick von „Staircase“, einer unglaublich geschickten Verbindung von Buchregal und Treppe, die einen sofort heftig daran denken lässt, dem Nachbarn die Wohnung über der eigenen abzuhandeln, um so eine wunderbare wahrhaft bibliophile Verbindung zwischen zwei Wohnungebenen schaffen zu können.
Da gibt es Regale, die rollen, klappen, verbergen und enthüllen, Regale, die Bücher quer, schräg, frontal oder versteckt präsentieren, regale, in den man sitzen, baden, liegen kann oder die selbst zum Sitzmöbel werden. Ob Holz, Plastik, Kunststoff, Stein, ob gehalten von Gurten, Stiften, filigranen Klammern oder verborgenen Einschüben – Bücher-Möbel zeigt die ganze Bandbreite, mit der Buchliebhaber, Künstler, Designer, Architekten und Möbelbauer sich der Unterbringung des Buches gewidmet haben. Und wen das nicht reicht, der kann sich auf des Autors eigenem Buchregalblog („Bookshelf„) weitere erregende Buchunterbringungsbilder ansehen.
Empfohlen für alle Leseratten, Büchernarren, Bibliomanen – doch Vorsicht: die Abbildungen zu betrachten kann süchtig machen und beim Partner, der Partnerin für Eifersucht sorgen!
Argh, das wäre der perfekte Bookring bei Bookrossing, aber ich fürchte, davon trennt sich niemand, nichtmal auf Zeit …
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Doch, ganz sicher trennt sich da jemand auf Zeit: die örtliche öffentliche Bibliothek. Die Frage bleibt aber, ob derjenige, der es ausleiht, es dann noch zurückgeben möchte im Büchermöbelbilderrausch!
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Das ist wirklich eines der besten Bücher über „Buchregale“! Kann ich auch nur empfehlen und weise gerne auch auf folgenden Link hin: http://durchleser.wordpress.com/2012/04/27/durchgeblattert-buchermobel-v-alex-johnson/
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Vielen Dank für den Hinweis auf Deine wunderbare Rezension des gleichen Buches!
In der Tat habe ich vergessen, auf die ganzen Webseites der Hersteller und Designer und die hervorragenden kurzen Beschreibungen hinzuweisen, die Johnson verdienterweise aufführt. Ich war halt ganz gebannt von den erregenden Bildern 😉
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Großartig geschrieben, lieber Jarg! Schon die Lenkung Richtung Bookshelfporn : ) und natürlich die implizierte Erkenntnis, dass selbst die optimierteste Bibliothek nie zu Ende optimiert ist – herrlich
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Vielen Dank, liebe Petra!
Der Bildband lässt einen trotz buchoptimierter Wohnung natürlich sofort träumen von Anbauten, Wanddurchbrüchen, geheimen Verstecken, raffinierten Buchpräsentationsgimmicks, sich permanent verändernden Regalen und durchdachten Leseplätzen. Alex Johnson zeigt, dass Welten, in denen Bücher aufbewahrt, präsentiert und gelesen werden, mehr sind als ein Lager – und die Infrastruktur um E-Books schwerlich diese Opulenz, Vielfalt und Sinnlichkeit wird erreichen können.
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