Lob des Ungehorsams / Franz Fühmann ; Kristina Andres

Wir kennen alle das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, einen der wahren Klassiker der Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Doch kennen wir auch die Vorgeschichte?

Die geht so: es waren sieben Geißlein. Die wohnten mit ihrer Mutter in einem Haus und durften alles. Nur in die Standuhr durften sie nicht reinschauen, denn die könnte ja kaputtgehen. Natürlich halten sich alle daran. Bis auf eines. Und dadurch Weiterlesen

Der kleine Erdvogel / Oliver Scherz ; Eva Muggenthaler

Was der kleine Maulwurf auch tut: es gelingt ihm nicht zu fliegen. Seine Mutter weist ihn darauf hin, dass Maulwürfe das nicht können. Trotzig beharrt der darauf: „Dann bin ich eben ein Erdvogel“.

Er gräbt sich ins Freie und spricht verschiedene Tiere auf seinen Wunsch an in der Hoffnung, sie könnten ihm helfen. Doch die Weiterlesen

Das Z zerplatzt / Chris van Allsburg. Deutsche Verse von Ebi Naumann

Was vom Caslon-Ensemble auf der Alphabet-Bühne hier in sechsundzwanzig überaus spannenden Akten aufgeführt wird, ist einmalig, gewagt und so noch nie dagewesen. Ein hohes Risiko geht das Enselmble ein und zeigt sich ihm mehr als gewachsen. Allein der dramatische Beginn raubt Weiterlesen

Es ist was faul : Roman / Jasper Fforde (Thursday Next 4)

Ich bin ja üblicherweise kein Leser von Romanreihen. Bei der Thursday-Next-Reihe von Jasper Fforde hat es mich aber voll erwischt und ich kann seit dem ersten Band nicht aufhören, mich lesend durch die Folgebände zu fräsen.

Im vierten Band der Reihe kehrt Thursday Next mit ihrem mittlerweile zweijährigen Sohn Friday aus der Buchwelt in die Realität zurück. Allerdings hat sie noch Hamlet dabei, den Dänenprinzen, was Folgen nicht nur im solchermaßen verlassenen Drama, sondern auch in der Realität haben wird. Denn es sind keine guten Zeiten für Dänen: Yorrick Kaine, der Dikator zu werden trachtet, schiebt die Ursache für alles Unbill im Land den Dänen zu und hofft, damit an die Macht zu kommen.

Nur ein sehr unwahrscheinlicher Sieg der Swindon Mallets bei der Krocket-Meisterschaft SuperHoop scheint eine Weiterlesen

Die sind doch alle doof! : eine Geschichte unter Freunden / Kaia, Bendik und Trond Braenne. Per Dybvig

Die Elster beschliesst, ihr Nest umzubauen und zupft etliche Zweiglein und Stöckchen aus ihrem Nest, um sie zunächst unten am Baum abzulegen. Dort entdeckt das Huhn in dem Haufen ein besonders schönes Stöckchen, nimmt es mit und legt es vor seinem Stall ab, um in Ruhe drinnen zu überlegen, was es mit dem Stöckchen machen könnte.

Doch dann kommt das Pferd. Ihm gefällt das Stöckchen sehr. Es nimmt das Stöckchen mit und weiß sicher, dass ihm noch einfallen wird, was es damit machen könnte. Doch nachdem es das Stöckchen vor dem Weiterlesen

Wenn die Nacht zum Tag wird : Tiere in ihren Lebensräumen / Julia Wauters

Die Nacht und die frühen Morgenstunden haben wohl auf allen Kontinenten und in allen Lebensräumen einen ganz besonderen Zauber. Während in der Nacht nur wenige Tiere wach sind, belebt es sich zum Tag hin mehr und mehr. In „Wenn die Nacht zum Tag wird“, sieht man diesen Übergang von der Dunkelheit zum Tag in der afrikanischen Savane, der russischen Taiga, im Amazonas-Regenwald, in der Tiefsee und bei uns um die Ecke.

Dabei begnet man Weiterlesen

Kater Kurt kommt in die Stadt / Lars Hansen ; Mathias Nemec

Kater Kurt mag es gern gemütlich, liegt am liebsten in seiner Hängematte mit einer Kanne Tee in Reichweite und hat am liebsten seine Ruhe. Doch dann stört ihn Fritz Fuchs, erzählt von der aufregenden Stadt und dass er dort für sehr attraktiv gehalten wird. Appaschief … das möchte der Weiterlesen

Alternativmedizin : was sie leistet, wann sie schadet / Dr. med. Michael Prang

Viele misstrauen der wissensbasierten, oft als „Schulmedizin“ verunglimpften Heilkunde und setzen ihre Erwartungen auf alternative Heilmethoden, die als behutsamer, natürlicherer Weg zur Gesundung empfunden werden. Abgesehen von der Tatsache, dass wir ohne die Errungenschaften der modernen Medizin der letzten 100 Jahre nicht eine so hohe Lebenserwartung hätten, verkennt die naive Sicht auf die sogenannte Alternativmedizin nicht nur, dass viele der als natürlich angepriesenen und oft irreführenderweise mit dem Weiterlesen

Meine wunderbare Weltreise : Das Leben ist bunt! / Lotta Nieminen

In New York geht es los und dann einmal um die ganze Welt: Paris, Afrika, Italien, Russland und Brasilien, Indien, Australien London und Tokio sind die Stationen dieser farbenfrohen Reise, auf der es hinter Weiterlesen

Ein Vogel im Schnee : nach einem Bild von Pieter Breugel / Hélène Kérillis ; Stéphane Girel

Wir sehen ein Bild: von einem verschneiten Hügel aus blicken wir auf einen zugefroeren See, auf dem Menschen Schlittschuhlaufen. Am Hang stehen Jäger mit Hunden, die bereit sind, auf Jagd zu gehen. Im Hintergrund stehen Menschen, die ein Schwein schlachten. Neben ihnen steht ein kleines Mädchen …

Es ist dieses kleine Mädchen auf dem Bild von Pieter Breugel, das Hélène Kérillis und Stéphane Girel zum Ausgangspunkt für ihre Geschichte nehmen. Für sie heisst das Mädchen Weiterlesen

ABC der Kunst : ein Suchbilderbuch für Kinder / Anne Guéry und Olivier Dussutour

Ein Lieblingsbilderbuchgenre von mir sind bekanntlich ABC-Bücher, von denen ich hier bereits einige bemerkenswerte Exemplare vorgestellt habe. Das vorliegende Buch verbindet Weiterlesen

Der Schatz auf Pagensand / Uwe Timm

Das Motiv der Schatzsuche prägt etliche Kinder-und Jugendromane, verbinden sich damit doch Assoziationen von Abenteuer, Gefahr, Geheimnis und freundschaftlichem Zusammenhalt, nicht selten in Kombination mit Elementen von Verrat, Betrug und Ruchlosigkeit, denen die Hauptpersonen trotz ihres Alters in der Regel kindliche Phantasie und Kreativität, Witz und jene unerschuetterliche hartnaeckigkeit entgegensetzen, die ein Ziel verfolgende Kinder auszeichnet. So ist es bei modernen Interpretationen dieses Motivs von Seeräubermoses bis …, von der Klassiker wie der Schatzinsel oder …. ganz zu schweigen.

Uwe Timms Abenteuer spielt im Jahr 1954 in Hamburg. Benno, Georg, Jan und Jutta, alle um die 11 Jahre alt, stehen kurz vor Ende des Schuljahres. Der aufgeweckte, intelligente Benno, der aus einfachen Verhältnissen stammt, hat Probleme mit der Rechtschreibung, wird von seinem Deutschlehrer fies gemobbt und das Gymnasium verlassen müssen. Georg , Jan und Jutta sind zunächst skeptisch, als er ihnen vorschlägt, auf einer Elbinsel nach Störtebekers Schatz zu suchen. Doch Benno, der alles zu dem Thema gelesen und sogar im Staatsarchiv recherchiert hat, überzeugt die drei: sie legen ihr Taschengeld zusammen und Weiterlesen

Im Café der möglichen Träume / Paola Calvetti

Von einem Augenblick zum anderen ändert sich für die 33jährige Olivia alles: ihr Arbeitgeber entlässt sie überraschend und so findet sie sich kurze Zeit später mit einem Pappkarton ihrer dientlichen habseligkeiten in der Bar Tabacchi wieder, reflektiert über ihr Leben, ihre Familie und verliert sich in Träumereien. Der Jurist Diego sitzt zur gleichen Zeit in einer Bar. Er, der sich mit seiner Freundin auseinandergelebt hat und trotzdem noch auf die Liebe hofft, steht kurz vor einem beruflichen Neuanfang und leidet auch als Erwachsener noch am Verlust seines Bruders durch Selbstmord und der Verzweiflung seiner Eltern.

Sowohl für Diego als auch für Olivia wird Weiterlesen

Runaway Girl

„Du könntest alles ergreifen, was du jemals wolltest. Trotzdem … Du wirst niemals genug ergreifen.“ (Filmzitat)

Eine Kleinstadt in Nebraska. Nick und Tammy haben Probleme mit Alkohol – und streiten sich ständig. Das macht das Leben für die 13jährige Luli nicht eben leicht. Zu ihrem 13. Geburtstag bekommt sie einen .45 Smith & Wesson-Trommelrevolver geschenkt und wird sich am nächsten Morgen – mit der Waffe allein vor dem Spiegel posierend – ihrer Weiblichkeit bewußt. Als sie entdeckt, dass ihre Mutter ein Verhältnis mit einem dicklichen Immobilienmakler hat, für diesen die Familie aufgibt und ihr Vater auf die Nachricht hin wortlos wegfährt, trifft Luli eine Entscheidung.

Kurze Zeit darauf verlässt sie in lasziver Kleidung, mit wenig Gepäck und dem Revolver das Haus und beschliesst, nach Las Vegas zu trampen und dort ihr Glück zu machen. Auf dem Weg dorthin gerät sie Weiterlesen

Eine Reise, ein Buch : wie man einem Krokodil entkommt (und eine Französin küsst) / Nigel Holmes

Vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen, wenn ich damals gewusst hätte, wie man eine Australierin küsst – und das auch noch in Berlin? Wer weiß das schon? Anders heisst ja auch nicht unbedingt besser und in Australien drohen ja auch so manche Gefahren in Form von Würfelquallen und giftigen Kröten. Fest steht jedenfalls, dass man sich nicht nur aufs Küssen, sondern vor allem auch auf das Reisen stets gut vorbereiten sollte und es immer gut ist, auf lokale Unabwägbarkeiten vorbereitet zu sein.

Da kann es nicht schaden, zu Nigel Holmes „Eine Reise, ein Buch“ zu greifen: auf prägnante Art liefert er Weiterlesen

Die Regeln des Sommers / Shaun Tan

Nie die Regeln verletzen. Schon gar nicht, wenn du sie nicht verstehst. (Zitat)

Die Geschichten von Shaun Tan, die sich im Grenzbereich zwischen Bilderbuch und Graphic Novel bewegen, sind für mich etwas absolut besonderes: der australische Illustrator und Schriftsteller schafft in seinen Werken eine ganz eigene Atmosphäre voller Widersprüche, Befremdungen und subtiler, nicht auf das offensichtliche zielender Anspielungen. In den von ihm geschaffenen Welten spiegelt sich die reale Welt der Menschen wie in einem seltsamen Zerrspiegel: sie sind gleichzeitig befremdend wie vertraut, verbinden auf verstörend-berührende Weise beruhigende und beunruhigende Elemente, universelle Emotionen mit scheinbar lokal verorteten Befindlichkeiten und Riten.

Auf Jargsblog begeistere er bereits mit „Die Fundsache“, den „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“, „Ein neues Land“ und „Der rote Baum“. Mit „Die Regeln des Sommers“ erhielt ich zum Geburtstag jetzt ein neues Buch von ihm.

Es geht um Regeln. Niemand weiß, wer Weiterlesen

Léon und Louise : Roman / Alex Capus

Die schönsten Liebesromane sind ja oft nicht jene, in denen sofort klar ist, dass die Liebenden am Ende zueinander finden und glücklich bis an das Ende ihrer Zeiten leben. Schon Gabriel García Márquez hat mit Florentiono und Ariza ein solches Paar geschaffen. Nicht selten enden die schönsten Liebesgeschichte ja auch tragisch bis hin zum Tod, wie wir ihn bei Romeo und Julia erleben.

Nun will ich nicht unebdingt Alex Capus, den Autor von Léon und Louise, gleich in eine Reihe mit unerreichbaren Größen wie García Márquez oder Shakespeare stellen. Dennoch: er schafft mit dem titelgebenden Paar genau die beschriebene Konste4llation einer großen Liebe, die nicht oder zumindest nicht sofort zu ihrer Erfüllung kommt, sich ihr gar jahrelang entzieht.

Der junge, siebzehnjährige Léon, im Ersten Weltkrieg als Funker an einer atlantiknahen französischen Bahnstation eingesetzt, begegnet Weiterlesen

Artgerecht ist nur die Freiheit : eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen / Hilal Sezgin

Wir dürfen das Tier nicht von vornherein als „Nutztier“ ansehen und auf dieser Grundlage überlegen, wie wir ihm sein derzeit unzumutbares Los ein wenig erträglicher machen können. Sondern jedes Tier hat a priori das Recht auf den Vollzug seines eigenen Lebens. Wenn wir über Einschränkungen und Zumutungen, Wohl und Schutz sprechen, dürfen wir nicht vom „Nutztier“, sondern müssen vom freien Tier her denken. (S. 189)

Die Diskussionen um Tierrechte und eine Ethik für Tiere sind in den letzten Jahren – nicht nur aufgrund der üblichen Mißstände und Skandale in der Lebensmittel- und Agrarindustrie – immer wieder aufgeflammt und haben mittlerweile weite Teile der Gesellschaft erreicht. Dabei ist eine immer stärkere Ausdifferenzierung der verschiedenen Aspekte der Diskussion zu beobachten, verbunden mit einer größeten Argumentationsschärfe und einer umfassenderen Einbeziehung unterschiedlichster Tierarten vom Fisch über den Schimpansen bis hin zum sogenannten Nutz- oder Haustier.

Hilal Sezgin, die Philosophie studierte, als Buchautorin und Journalistin arbeitet und einen Gnadenhof in Norddeutschland betreibt, setzt sich in „Artgerecht ist nur die Freiheit“ auf sehr differenzierte Weise mit Weiterlesen

Kim & Struppi: Ferien in Nordkorea / Christian Eisert



[…] Nicht zu vergessen der schwarze Lautsprecher, der neueste Meldungen der Staatsführung, Aufforderungen zu fleissiger Arbeit und schöne Marschmusik am Morgen in die heimischen vier Wände brachte. Solche Lautsprecher hängen in fast allen nordkoreanischen Wohnungen und können von den Bewohnern weder an- noch ausgeschaltet werden. die Apparate sind auf den Staatssender geeicht. Eichbeamte überprüfen regelmäßig, ob manipuliert wurde. Auf das hören südkoreanischer sender steht die Todesstrafe. (S. 167)

Unzweifelthaft ist Nordkorea ein seltsames Land mit einem absurden Personenkult um den lebenden Diktator und seine toten Vorgänger, massiver Unterdrückung der Bevölkerung und einem durch selbst entwickelte Atomwaffen und eine verhältnismäßig große Armee aufgebauten Bedrohungszenario, dass zumindest für die Region nicht zu unterschätzen ist.

Der 1972 geborene TV-Autor und Satiriker Christian Eisert wuchs in der DDR auf und war als Kind fasziniert vom Foto einer bunten Wasserrutsche, die der damalige Diktator und Staatsgründer in einem Vergnügungspark errichten liess. Gut 25 Jahre später riest er an der Seite der Fotoreporterin Thanh Hoang nach Nordkorea – vorgeblich, um Weiterlesen

Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag / Katrin Bauerfeind

Viele Eltern kennen das vielleicht: abends ist man so geschafft, dass man aus der vom Stadtbibliotheksbesuch mitgebrachten DVD-Auswahl konsequent alles aussortiert, was länger ist als 90 Minuten. Das ist schade, denn dadurch verpasst man einige ausgesprochen sehenswerte Filme – und auch so manche interessante Fernsehsendung, die dieses arg auf den Hund gekommene Medium durchaus zu bieten hat. Wie zum Beispiel das öfter gegen 21.30 Uhr auf 3Sat zu sehende Magazin Bauerfeind von Katrin Bauerfeind – eine Zeit, bei der wir durchaus schon intensiv an die Zahnbürste denken, wenn wir nicht einen der 90minütigen Filme ausgesucht haben und in den letzten 15 Minuten stecken.

Was hat nun dieser fehelnde Tag damit zu tun? Viel, denn Weiterlesen

Gebrauchsanweisung für Brasilien / Peter Burghardt

Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal in Brasilien war. Aber die Faszination für dieses Land hat mich nach einigen Reisen dorthin nie ganz losgelassen: zu intensiv waren die Eindrücke und Erfahrungen mit Land und Leuten. Deshalb geraten Brasilien auch immer wieder in den Wahrnehmungsbereich meines Medienradars – was dann zur Lektüre von Büchern wie diesem führt.

Peter Burghardt hat geraume Zeit für die Süddeutsche Zeitung aus Lateinamerika berichtet und ist nach seinen ersten besuchen in Brasilien in den 1980er Jahren immer wieder in das Land zurückgekehrt. In „Gebrauchsanweisung für Brasilien“ zeigt er kenntnisreich viele Aspekte und Facetten dieses Landes, das sich in den letzten dreissig Jahren enorm verändert hat. Die brasilianische Mentalität mit all Weiterlesen

Leinen los, Seeräubermoses! / Kirsten Boie. Barbara Scholz (Ill.)

Kann Kirsten Boie Gedanken lesen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Dennoch: die Zwillinge und ich hatten eigentlich fest vor, ihr nach der wunderbaren Lektüre von Weiterlesen

Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich / Helge Timmerberg

Reichtum ist auch nur ein Sandkasten auf dem Spielplatz unserer Träume, und das Wesen der Träume ist, dass wir sie verliren, wenn sie in Erfüllung gehen. (S. 251)

Als junger Mann erfährt Helge Timmerberg von einem nur lose überlieferten Märchen namens „Die Perlenkaravane“ und ist fasziniert sowohl von der Geschichte als auch von der scheinbaren Entdeckerin, Elsa Sophia von Kamphoevener, die nach eigenen Angaben in jungen Jahren als Mann verkleidet durch das osmanische Reich zog und vom Märchenerzähler Mazarlyk-dji Fehim Bey den Titel eines Maddah (Märchenerzählers) erhielt. Er und zwei seiner Freunde sind wie elektrisiert und planen fortan über viele Jahre einen Film über Kamhoevener und das Märchen, für den sie sogar namhafte Filmschaffende begeistern und Geld an Land ziehen können.

Fast dreissig Jahre wird Timmerberg auch und immer wieder in Sachen Kamphoevener reisen und sich dabei nicht nur Weiterlesen

Die Henne und das Ei : auf der Suche nach den Ursprüngen des Lebens / Renée Schroeder. Mit Ursel Nendzig

„Wir erkennen, dass erworbene Eigenschaften sich sehr wohl auf die Gene niederschlagen und vererbbar werden. Dass es ein genetisches Gedächtnis gibt. Dass das Verhalten in der Umwelt, vor allem Essens- und Lebensgewohnheiten, sich auf unser Genmaterial auswirkt. Wenn dem so ist, gibt es eine sehr wichtige Folge: Dass es sich doch lohnt, in unsere Bildung, in unsere Gesundheit zu investieren. Damit sich die richtigen Umweltfaktoren auf unsere Gene niederschlagen. Wir erkennen die Größenordnung der Verantwortung, die daraus erwächst. […] Dass die Dinge nicht von außen – und schon gar nicht von oben – gesteuert werden, sondern dass sie aus uns selbst passieren. Dass wir als Teil der Umwelt für Sie verantwortlich sind.“(S. 134-135)

Es ist eine der ältesten Fragen der Menschheit: woher kommen wir? Verbunden ist sie zumeist mit der Frage nach der Herkunft des Lebens. Seriöse Antworten auf diese Fragen oder zumindest haltbare Hypothesen finden wir erst mit den modernen Wissenschaften, die uns heute mehr Erkenntnisse über den Ursprung und die wahrscheinliche Entwicklung des Lebens ermöglichen als es noch vor ein paar hundert Jahren mit den damaligen Methoden überhaupt möglich war: wir forschen heute mit Instrumenten, die weit über die naturgegebenen Wahrnehmungsmöglichkeiten des Menschen hinausreichen und daher tiefere Einblicke in den Bauplan der Natur und die Evolution des Lebens ermöglichen.

Eine große Rolle spielt dabei in den vergangenen Jahren die Forschung im Bereich der Biochemie. Die 1953 in Brasilien geborene Österreicherin Renée Schroeder leitet den Bereich Biochemie und Zellbiologie am den Max F. Perutz Laboratories in Wien und forscht selbst vor allem im Bereich der Ribonukleinsäure und ist unter anderem bereits Mitglied der Bioethik-Kommission der österreichischen Bundesregierung gewesen.

In „Die Henne und das Ei“ spürt sie zusammen mit ihrer Co-Autorin undogmatisch und mit großer wissenschaftlicher Leidenschaft den großen Fragen nach dem Ursprung und der Entwicklung des Lebens nach, zeigt, welche Erkenntnisse durch die Weiterlesen

Silver Linings : Roman / Matthew Quick

Philadelphia, USA. Der 34jährige Pat Peoples, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, sehnt nichts mehr herbei als die Wiedervereinigung mit seiner Frau Nikki. Er hat nicht nur sie verloren, sondern auch seine Anstellung als Lehrer für Geschichte, sein Haus und – vor allem – seine Erinnerung. Schnell wird klar, dass der manisch-depressive Pat, der gerade aus der psychiatrischen Klinik entlassen wurde, etliche Jahre Weiterlesen

Sommersprossen auf den Knien / Maria Parr. Deutsch von Christel Hildebrandt. Illustrationen von Heike Herold

Glimmerdal ist ein besonderes Tal und Sommers wie Winters wunderschön. Mitten im Glimmerdal wohnt die fast zehnjährige Tonje, der Wirbelwind vom Glimmerdal, der mit allen Erwachsenen gut auskommt. Außer vielleicht mit dem miesepetrigen Klaus Hagen von Campingplatz. Besonders aber liebt Tonje ihren besten Freund, den alten, etwas schrulligen Gunnvald mit seiner Geige, der etwas weiter oben im Tal wohnt und alle Verrücktheiten mitmacht, die Tonje sich ausdenkt.

Aber dann bekommt Gunnwald eines Tages einen Weiterlesen

Der Duft der Dinge : die Geschichte eines Diebes / Silvana D’Angelo ; Antonio Marinoni

“Ja, Häuser verbergen nichts vor mir. Ich weiß den rechten Zeitpunkt zu wählen, die geeignete Jahreszeit. Ich liebe es, zu vorgerückter Stunde zu erscheinen. Und am liebsten im Spätfrühling. Dann ist der Geruch eines Hauses am intensivsten, genau wie der Duft der Blüten.” (Zitat)

Jährlich schwappt eine Flut von Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt. Viele sind darunter, die lieblos gemacht sind, platte, klischeehafte Geschichten erzählen und mehr oder weniger kitschige, nichtssagende Illustrationen enthalten: Bücher, die beim Lesen nicht selten tiefes Unbehagen auslösen und zu recht rasch wieder vergessen sein werden.

Zum Glück gibt es aber auch immer wieder Bücher, die herausragen aus der Masse des kinderliterarischen Einheitsbreies. Bücher, die alle Sinne anzuregen scheinen, mit Bildern aufwarten, die ihren ganzen zauber erst beim dritten oder vierten Betrachten enthüllen, deren Geschichten sich nicht in Oberflächlichkeiten bewegen, sondern tiefer gehen, einen berühren und vielleicht auch manchmal sanft irritieren, gar ein bisschen verstören: solche Bücher wirken fort, wenn die Lektüre schon längst vorbei ist.

„Der Duft der Dinge“ ist ein solches Buch, das sich an Kinder ebenso richtet wie an Erwachsene, die sich für grafisch anspruchsvoll gestaltete und hintergründig erzählte Geschichten interessieren. Es geht hier um Weiterlesen

Darm mit Charme : alles über ein unterschätztes Organ / Giulia Enders

Grummelige Stimmungen, Freude, Unsicherheit, Wohlbefinden oder Sorgen kommen nicht nur isoliert aus dem Schädel. Wir sind Menschen mit Armen und Beinen, Geschlechtsorganen, Herz, Lingen und Darm. Die Verkopfung unserer Wissenschaft hat uns lange blind dafür gemacht, dass auch unser Ich mehr als das Gehirn ist. Die Forschung am Darm hat in letzter Zeit einiges dazu beigetragen, den Spruch „ich denke, also bin ich“ vorsichtig zu hinterfragen. (S. 148)

Über den Darm, dieses im Untergrund seine Arbeit verrichtende Organ, von dem wir nichts hören, spüren oder anderweitig wahrnehmen wollen, redet man doch nicht, oder? Jedenfalls hatte ich bisher nicht das Gefühl, dass der Darm zum Smalltalk-Repertoire auf Partys oder in Weiterlesen

Das Licht zwischen den Meeren / M. L. Stedman

Tom gehört nicht zu den Männern, deren Beine nur noch von Sehnen am Körper gehalten wurden oder denen die Eingeweise wie glitschige Aale aus dem Leib quollen. Seine Lunge und sein Gehirn sind nicht vom Gas aufgeweicht worden. Doch er trägt dennoch Narben mit sich herum, denn er muss in der Haut des Mannes weiterleben, der das getan hat, was damals nötig war. Es ist ein Schatten, der nach innen fällt.
Er gibt sich Mühe, darüber nicht ins Grübeln zu kommen. Er hat nämlich viele Männer erlebt, die auf diese Weise sich selbst verloren haben. Also lebt er weiter am Rande dieses Gefühls, für das er keinen Namen hat. Wenn er von jenen Jahren träumt, ist der Tom, der sie durchlebt und Blut an seinen Händen hat, ein etwa achtjähriger Junge. Ein kleiner Junge, der sich gegen Männer mit Gewehren und Bajonetten zur Wehr setzen muss und dem es zu schaffen macht, dass die Kniestrümpfe seiner Schuluniform verrutscht sind und er sie nicht hochziehen kann, weil er dazu sein Gewehr fallen lassen müsste. Und dabei ist er ohnehin kaum groß genug, um es zu tragen. Außerdem kann er seine Mutter nirgendwo entdecken“.
(S. 13)

„Männer haben ihr Leben gelassen, nur damit ein paar Meter Schlamm als „unser“ anstelle von „ihrs“ bezeichnet werden konnte – um sie am nächsten Tag wieder zu verlieren“. (S. 55)

Australien, 1920er Jahre. Nach traumatischen Erfahrungen im 1. Weltkrieg lässt sich der Kriegsheimkehrer Tom Sherbourne zum Leuchtturmwärter ausbilden und bekommt nach wenigen Jahren eine feste Stelle auf Janus Rock, einer abgelegenen (und fiktiven) Insel vor der Küste Australiens. Tom verfolgt seine Arbeit sehr akribisch und effizient: die Verantwortung und sein genau strukturierter Alltag scheinen ihm zu helfen, mit den ihn weiterhin verfolgenden schrecklichen Kriegserlebnissen fertigzuwerden.

„Er richtete sich zu voller Größe auf, suchte sich einen Fixpunkt an der Tür des Leuchtturms – ein gelockertes Scharnier – und beschloss, damit anzufangen. Mit etwas Greifbarem. Er musste sich mit etwas Greifbarem befassen, denn wer konnte wissen, wohin sein Verstand und seine Seele sonst geweht werden würden wie ein Ballon ohne Ballast. Nur so hatte er vier Jahre Blut und Wahnsinn überstanden: Wenn man im Schützengraben einnickte, musste man wissen, wo seine Waffe lag; immer die Gasmaske kontrollieren; sichergehen, dass die Untergebenen ihre Befehle bis auf den letzten Buchstaben verstanden hatten. Man dachte nicht in Kategorien von Jahren oder Monaten, sondern nur an diese Stunde und vielleicht die nächste. Alles andere war Spekulation.“ (S. 37. Alle Zitate beziehen sich auf die E-Book-Version)

Auf Landurlaub lernt er Weiterlesen

Die fliegenden Bücher des Mister Morris Lessmore / William Joyce & Joe Blum. Übersetzt von Hardy Krüger Jr.

Der Kurzfilm mit dem gleichen Titel, zu dem auch eine erfolgreiche interaktive E-Book-App erschien, bekam 2012 einen Oscar. Im gleichen Jahr erschien die Geschichte auch als konventionelles Buch.

Erzählt wird die Geschichte des jungen Morris Lessmore, der Weiterlesen

Schnitzeljagd : Geheimtipps für Schatzsucher / Benoît Delalandre ; Caroline Koehly und Mathieu Binand (Illustration)

Kindergeburtstage zu feiern ist ab einem bestimmten Alter, dass wir etwa um den siebten Geburtstag herum verortet haben, gar nicht mehr so leicht. Man kann es sich natürlich leicht machen und die ganze Feieraktion outsourcen: man erspart sich einen Teil der Organisation, hat Betreungsverstärkung und vor allem einen Plan, wie das Ganze abläuft und damit auch Beschäftigung für die Kinder. Da wir mittlerweile wegen der großen Freundeskreise zwei Zwillingssomerfeste feiern, haben wir das mit dem ersten Fest, zu dem Schulfreunde der beiden geladen waren, auch so gemacht: den Auftrag bekam die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit ihrem Standort im Niendorfer Gehege – eine etwa einstündige Rallye wurde verbunden mit abschliessendem Stockbrotgrillen an dem von mir entzündeten und bei Sommerhitze erfolgreich und schweisstreibend in Gang gehaltenen Feuer.

Der Nachteil ist natürlich, dass es Geld kostet – und dem Ganzen naturgemäß ein wenig der Charme des persönlichen Engagements abgeht. Da ist eine selbst geplante Schnitzeljagd Weiterlesen

Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau : Roman / Max Scharnigg

„Es war dieser Sommer, der mir bis heute immer in den Sinn kommt, wenn jemand das Wort Sommer mit jener schwärmerischen Langsamkeit ausspricht, es war so eigentlich bis heute mein erster Sommer. Wenn man die Zeit noch nicht kennt, weil man keinen Kalender und keine Uhr lesen kann, hat man die allerbesten Voraussetzungen für einen richtigen Sommer, in dem sich irgendwann in den ersten Anfängen eines überhitzten Nachmittags und zwischen den winzigen Blütenblättern eines Gänseblümchens nichts mehr bewegt und das Flimmern über dem Dach der Scheune zu einem Flimmern der ganzen Welt wird. So ein Sommer war das.“ (S. 143)

Jasper Honigbrod wächst auf einem abgelegenen, nur über einen Feldweg erreichbaren Einsiedlerhof bei seinem Vater und seinem Großvater auf. Die seit Jahrzehnten stetig in den Himmel wachsende, jährlich zu längende Hofstange gehört zu den auffallensten Merkmalen auf dem Hof neben einem unsichtbaren, uralten Fisch. Der Großvater Ludwig kümmert sich um den Mangold und anderes Gemüse und entwickelt absurde, aber erfolgreiche Pflegemaßnahmen wie Mangoldstreicheln und Gemüseduschen: der Hof ist nahezu autark und die wenigen nötigen Geldeinnahmen kommen hauptsächlich aus den Lizenzeinnahmen für ein vor langer Zeit entwickeltes Erntegerät, den „Orginial Pildauer“. Der hochintelligente Vater Max widmet sich seinen Forschungen. Dann gibt es da noch die rätselhafte Lene-Mama, die immer mal wieder auftaucht und die gefährtin des Vaters zu sein scheint – und fern des Hofes den Blick auf die tief unten liegende Landstrasse als einzige, sich über die Jahre veränderndes Zeugnis der Außenwelt.

An eben dieser Landstrasse geschieht eines Tages ein Weiterlesen

Der Tag, an dem Louis gefressen wurde / John Fardell

Louis und seine Schwester Sarah sind mit dem Fahrrad unterwegs. Da wird Louis mit einem Haps von einem Schluckster gefressen. Natürlich muss Sarah ihn sofort retten und radelt behände dem Schluckster hinterher. Doch leider wird der Schluckster von einem Grabscherix gefressen. Schnell baut sich Sarah ein von ihrem Rad angetriebenes Boot.

Doch als Sarah den Grabscherix eingeholt, wird der von einem Weiterlesen

Der Zauber der Wirklichkeit : die faszinierende Wahrheit hinter den Rätseln der Natur / Richard Dawkins. Illustriert von Dave McKean

„Vieles bleibt rästelhaft, und wahrscheinlich werden wir nie alle Geheimnisse unseres Universums lüften. Aber mit Hilfe der Wissenschaft können wir zumindest sinnvolle Fragen stellen und glaubwürdige Antworten erkennen, wenn wir sie finden. Wir haben es nicht nötig, uns haarsträubende Geschichten auszudenken: Der Spaß an echter wissenschaftlicher Forschung und Entdeckerfreude beflügelt unsere Phantasie; am Ende ist das spannender als jede Fantasy.“ (S. 200)

Oft wird ja Menschen mit einem durch die Naturwissenschaften fundierten Weltbild unterstellt, sie hätten eine auf physikalische, chemische und biologische Zusammenhänge reduzierte Sicht auf die Wirklichkeit, die nahezu emotionsfrei alles auf seine erklärbaren und noch zu erklärenden Bestandteile reduziere und im Menschen nur noch eine drüsengesteuerte DNA-Reproduktionseinheit sehen. Wissenschaft stellt sich in den Augen dener, die solche Vorwürfe formulieren, poesiefern und ohne jedes Gefühl für Schönheit dar: so wie einst Newton nach dem Zerlegen des Lichtes in seine Spaktralfarben vorgeworfen wurde, er hätte den Zauber des Regenbogens zerstört, wird die Wissenschaft gerne als keimfreie, emotionslose Zone nüchterner Analyse empfunden und dargestellt.

Der britische Biologe Richard Dawkins hat sich bereits in früheren Bücher (s.a. „Der entzauberte Regenbogen“) dafür eingesetzt, die Posie und Schönheit von Erkenntnisse und Fragen der Wissenschaften sichtbarer zu machen. Mit „Der Zauber der Wirklichkeit“ hat er zusammen mit dem Illustrator Dave McKean ein geradezu Weiterlesen

Die Krone der Schöpfung : die grössten Irrtümer über uns Menschen / Gunter Müller

Man ist also selbst nur ein ehrfurchterregend-furchtbarer Zufall, den der kosmische Zufall gewählt hat – „survival of the luckiest“. Letztendlich ist die menschliche Existenz nicht mehr als eine Art Unfall, oder besser – ein Witz. (S. 84)

Selbstüberschätzung gehört zu den prägenden Wesensmerkmalen des Menschen. Wir halten uns gern für den Mittelpunkt des Universums, manche von uns gar als auserwählte Spitzenlebewesen eines angeblich allmächtigen Schöpfers. Schliesslich haben wir ja so einen klaren Verstand, stehen an der Spitze der Nahrungskette, sind das absolute Alphatier auf diesem Planeten?

Ist das wirklich so? Gunter Müller berichtet über zahllose Studien und Versuche, die uns Menschen in Weiterlesen

Das Leben des Brian oder: Monty Python’s Life of Brian / Regie: Terry Jones

„Ach, komm Brian. Lass uns zur Steinigung gehen.“ -„Zur Steinigung kannst du jeden Tag hingehen!“ (Filmzitat)

„Ich bin nicht der Messiahs! Würdet ihr mir bitte zuhören! Ich bin nicht der Messiahs! Versteht ihr das? Ganz, ganz ehrlich!“ – „Nur der wahrhaftige Messiahs leugnet seine Göttlichkeit!“ „Was? Ihr müsst mir doch „ne Chance lassen, da rauszukommen! Also gut: Ich bin der Messiahs!“ – „Er ist es! Er ist der Messiahs!“ (Filmzitat)

Man darf gespannt sein: im letzten Jahr wurde das Verfahren gegen die Bochumer Atheisten, die am Karfreitag „Das Leben des Brian“ öffentlich aufgeführt haben, ja eingestellt. Zur Erinnerung: der Gesetzgeber hat die Möglichkeit, an hohen Feiertagen die Aufführung von Filmen zu untersagen, die er für ungeeignet hält.

Sie tun es natürlich wieder – und da der zuständige städtische Dezernet die Einstellung des Verfahrens im letzten Jahr nicht als Freibrief verstanden wissen will, kann man wohl davon ausgehen, dass die durchaus als gezielte Provokation gedachte Aufführung abermals juristisches Geplänkel nach sich zieht in unserem vorgeblich säkularen Land. Diesmal wollen die zuständigen Behörden bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen – wünschen wir also dieser Initiative gegen religiöse Bevormundung die Aufmerksamkeit, die ihr zu recht zusteht und hoffen wir, dass die möglichen juristischen Folgen der Aufführung die Absurdität solcher Gesetze offensichtlich machen.

Worum geht es in dem Film? Brian, ein schlichtes und eher introvertiertes Gebüt, wird zur gleichen Zeit wie Jesus geboren. Er verliebt sich in die leidenschaftlich Weiterlesen

Persönlichkeitsrechte für Tiere : die nächste Stufe der moralischen Evolution / Karsten Brensing

„Was ist nun mit Kindern, die, bedingt durch eine Erbkrankheit, in ihrer Entwicklung gehemmt sind, niemals sprechen werden und sich auch nicht im Spiegel erkennen? Sind sie Menschen und haben sie Menschenrechte? Ja, natürlich! Doch warum sind wir so streng, wenn es darum geht, Tieren, die in den kognitiven Fähigkeiten weit über die eines Kleinkindes oder eines kognitiv behinderten Menschen hinausgehen, gewisse Rechte und Freiheiten zuzugestehen? (S. 197).“

Bereits Antoine F. Goetschel hatte sich ja in „Tiere klagen an“ auf sehr differenzierte Weise mit Tierschutz, dem Verhältnis Mensch und Tier und den Rechten von Tieren auseinandergesetzt. Der Meeresbiologie und Verhaltensforscher Karsten Brensing, der sich mit Delphinen beschäftigt und für die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC arbeitet, diskutiert in „Persönlichkeitsrechte für Tiere“ auf der Basis zahlloser wissenschaftlicher Untersuchungen den gegenwärtigen Stand der Forschung über das Bewusstsein von Tieren, ihre empathischen, kognitiven und soziokulturellen Fähigkeiten und leitet daraus weitgehende Weiterlesen

In der Wüste gibt es keine Osterhasen / Pepe Nero. Mit Illustrationen von Sybille Hein.

„Osterhasen sind ja nicht bescheuert“. Nein, die sind schlau. Deshalb verstecken sie in der Wüste auch keine Ostereier, denn es ist Weiterlesen

Urmel saust durch die Zeit / Max Kruse

„Ich finde es wichtig, dass die Kinder, das kennen lernen, was uns die Wissenschaft enthüllt. Wenn Sie so wollen, ist das ein aufklärerischer Impuls. Außerdem ist mir der Respekt gegenüber der Natur, den anderen Lebewesen ein großes Anliegen. Denn die Evolutionsgeschichte zeigt es deutlich: Der Mensch ist Teil der Natur und steht nicht über ihr; schließlich sind alle irdischen Lebewesen miteinander verwandt.“ (Max Kruse über „Urmel saust durch die Zeit„)

Es war ja klar. Professor Habakuk Tibatong baut einen Raumzeitgleiter – und das Urmel drückt natürlich einfach auf den Weiterlesen

Die tollkühne Rückkehr von JanBenMax / Zoran Drvenkar

Drei Tage waren JanBenMax verschwunden – und kehren zur Erleichterung ihrer Eltern und ihres Onkels heim. Doch sie haben sich verändert: Jan hat Weiterlesen

Die sanfte Entführung des Potsdamer Strumpfträgers / Christian Ritter

Es ist ja immer so eine Sache mit den Büchern, die in der Bibliothek meines Vertrauens unter Witz & Satire bzw. Humor firmieren: etliche Titel sind mir zu zeitgeistig, haben eine vergängliche Comedyattitüde oder sind gewollt komisch. Natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen – und da ich in letzter Zeit sehr viele melancholische, zuweilen gar düstere Bücher gelesen habe, habe ich beherzt im besagten Bereich gesucht und mir letztlich aus der „Onleihe zwischen den Meeren“ das vorliegende Buch des Poetry-Slammers und Autors Christian Ritter gezogen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Zur Geschichte: derr Mitdreissiger Paul wohnt seit etlichen Jahren draussen auf dem Land auf dem alten Bauernhof von Herrn Müller. Womit Herr Müller sein Geld verdient, weiss man ebenso wenig wie seinen Vornamen. Paul jedenfalls arbeitet seit achtzehn Jahren im Dorfsupermarkt als rechte Hand der Chefin, plaudert entspannt mit der bald achtzigjährigen Frau Rottenbauer, wenn die mit ihrem Klappstuhl vier Weiterlesen

Der vierte Versuch : Roman / Catherine O’Flynn

Birmingham, England. Frank Allcroft ist seit etlichen Jahren Moderator bei einem regionalen Fernsehsender in Birmingham. Als lokaler, relativ farbloser Anchorman der Nachrichtensendung mit zuverlässig schlechten Scherzen und einem Hang zu unpassenden Krawatten steht er immer noch im Schatten seines extrovertierten Vorgängers Phil, der es zu landesweiter Berühmtheit brachte, bis er bei einem rätselhaften Unfall starb.

Die Bauten von Franks Vater, einem früh gestorbenen Architekten, werden nach und nach abgerissen, was Franks kleine Tochter nicht wenig entsetzt und Frank zu einigermaßen hilflosen erklärungsversuchen ansetzen lässt. Franks Mutter hat sich rasch jeglicher Lebensfreude entledigt und fristet ihr Dasein als einer der jüngeren Bewohnerinnen in einem Seniorenheim. So reserviert sich Frank im Alltag gibt, so besorgt ist er um das Wohlergehen von Frau und Tochter. Frank, privat ein leiser Melancholiker, ist trotz seiner Berufes nicht zynisch oder abgestumpft geworden und bewahrt sich seine Sensibilität für die persönlichen Tragödien hinter den Nachrichten. Nicht selten ist er der einzige Trauergast bei der Beedrigung eines Menschen, über dessen einsamen Tod er kurz zuvor noch berichtet hat.

Eines Tages berichtet er über den Tod von Weiterlesen

Die Stein-Strategie : von der Kunst, nicht zu handeln / Holm Friebe

„Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen“ (Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis.“ Zitiert nach: Holm Friebe: Die Stein-Strategie, S. 158)

Unsere Zeit postuliert den permanenten Wandel auf allen Ebenen. Ob in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft: wer sich nicht bewegt, hat verloren und dem aktiven Macher gehört die Stunde. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Müssen wir immer Handeln, immer aktiv eingreifen, stets den Fortschritt im Auge haben, um als Menschen glücklich zu sein, ein sinnvolles Leben zu leben und als Menschheit insgesamt voranzukommen? Alle stehen permanent unter Strom und der Burn-out (den man vor 100 Jahren Neurasthenie nannte) feiert fröhliche Urstände. Dabei zeigt uns doch schon die statistische Analyse typischen Torhüterverhaltens im Fußball, dass es im Zweifel beim Elfmeter besser ist, einfach stehen zu bleiben, statt in die linke oder rechte Torecke zu hechten.

Holm Friebe legt mit seinem überaus klug aufgebauten Buch „Die Stein-Strategie“ den Finger in die Wunden, die unser täglicher Aktionismus mittlerweile schlägt: ein Aktionismus, der vom Weiterlesen

Die tollkühnen Abenteuer von JanBenMax / Zoran Dvrenkar

Immer wieder Mittwochs geschieht es: Mutter fällt ganz plötzlich ein, dass sie jetzt unbedingt wegmuss. Dann kommt die alte Frau Metzler von oben, um auf die Brüder Jan, Ben und Max aufzupassen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn nach dem üblichen Weiterlesen

Tage des letzten Schnees : Roman. (Ein Kimmo-Joentaa-Roman ; 5) / Jan Costin Wagner

„Sie begann abzuräumen, zuerst den unberührten Teller, der vor einem unbesetzten Stuhl stand. Dann alles andere. Lasse Ekholm saß wie erstarrt, und Joentaa stand auf und begann, beim Abräumen zu helfen. Er erinnerte sich an den Tag nach Sannas Tod. Er hatte ähnlich gehandelt und vermutlich ähnlich empfunden.
Er hatte Sanna sterben sehen, in der Nacht, aber nicht begriffen, dass es wirklcih passiert war. Am Morgen danach hatte er auf dem Steg am See gelegen und war eingeschlafen, in einem Moment, in dem er glaubte, nie mehr schlafen zu können. Und dann war er zur Arbeit gegangen, hatte normale Dinge getan, normale Worte gewechselt, obwohl nichts mehr normal gewesen war, und dann war er in eine Ermittlung abgeglitten, die eine Art Linderung gebracht hatte, weil sie sich ebenso surreal angefühlt hatte wie der Gedanke an Sannas Tod“. (S. 83-84)

Kimmo Joentaa, der melancholisch-deppressive Kommissar im finnischen Turku, den wir zuletzt in „Das Licht in einem dunklen Haus“ erlebt haben, lebt weiterhin in seinem einsamen Haus am See, beglückt, wenn die Frau, die er liebt und die sich Larissa nennt, unvermittelt bei ihm auftaucht nach langen Wochen oder Monaten unerklärter Abwesenheit.

Es ist Mai, es hat geschneit und Joentaa muss in zwei Fällen ermitteln: zum einen bei einem schweren Unfall mit Fahrerflucht, dem ein 11jähriges Mädchen zum Opfer fiel. Zum anderen im Fall der zwei Toten, die wie Weiterlesen

Open Range : Weites Land / Regie: Kevin Costner. Darst.: Kevin Costner ; Robert Duvall ; Annette Bening ; Michael Gambon ; Michael Jeter

null

Freegrazer sind Cowboys ohne Land, die ihre Rinderherden über nicht eingezäuntes, freies Weideland treiben. Boss Spearman (Robert Duvall) ist ein solcher Freegazer, und zusammen mit Kriegsveteran Charley Waite (Kevin Costner), dem starken, aber sanften Mose und dem jungen Grünschnabel Button treiben sie gemeinsam ihre Rinder über das Land und halten bei allem zusammen, was sich ihnen an Unbill in den Weg stellt.

Doch als sie Harmonville erreichen, scheint es vorbei zu sein mit der friedlichen Reise. Das Dorf und seine eingeschüchterten Bewohner werden von dem herrschsüchtigen und brutalen Rancher Denton Baxter und seinen Leuten kontrolliert, dem die Freegrazer ein Dorn im Auge sind. Als Spearman nicht auf seine Auffoderung reagiert, das freie Weideland zu verlassen, Weiterlesen

Fuchs ganz nah : die Geschichte einer Freundschaft / Klaus Echle ; Anna Rummel

Füchse habe ich schon immer als schöne und faszinierende Tiere empfunden und mich immer gefreut, wenn ich in freier Wildbahn mal eines der scheuen Tiere entdecken konnte. Füchse sind ja mittlerweile nicht nur in Wald und Flur, sondern auch in den Städten anzutreffen, da das Nahrungsangebot dort für sie oft reichhaltiger und attraktiver ist als in der durch die Landwirtschaft verkargten Landschaft ausserhalb menschlicher Ansiedlungen.

Die Forstwirtin Anna Rummel wird an einem schönen Maiabend auf ihrem Hochsitz von einem Weiterlesen

Der Himmel über Greene Harbour : Roman / Nick Dybek

„Es regnete im Herbst, im Winter und im Frühling. Der Himmel hob und senkte sich; der Ozean zog sich zurück und rauschte heran, aber bis zu jenem Sommer, in dem ich vierzehn Jahre alt wurde, blieb Loyality Island so, wie es war.“ (S.12)

Die gesamte Existenz der Menschen in Loyalty Island auf der Olympic-Halbinsel im Nordwesten der USA hängt seit vielen Jahrzehnten unabdingbar vom Fischereiunternehmen der Familie Gaunt ab: alljährlich, wenn der Sommer vorbei ist, fahren die Männer für Monate tausende Meilen nach Norden in die arktische See, um zu fischen, und lassen ihre Familien zurück.

Auch der 14jährige Cal sieht seinen Vater dann für lange Zeit nicht, da er noch zu jung ist, um mit hinauszufahren. Doch er ist erwachsen genug um zu wissen, dass der gesamte Ort an dem Betrieb der Gaunts hängt. Auch spürt er, dass es um die Ehe seiner Eltern nicht besonders gut bestellt ist: ständiger Streitpunkt zwischen seinen Eltern ist, ob auch er mit auf See fahren darf, was seine Mutter strikt ablehnt. Sie, eine lebenslustige Frau, die vor vielen Jahren wegen Cals wortkargem Vater Henry aus Kalifornien herzog, ist erkennbar unglücklich mit ihrem Leben und zieht sich oft in einen eigens von seinem Vater eingerichteten Kellerraum zurück, in dem sie ihre geliebten Platten hört, ab und zu vom alten John Gaunt beuscht wird und zu vergessen versucht.

Doch in diesem Sommer Weiterlesen

Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt : der Traum vom perfekten Urlaub / Martin Hecht

„Ob ein Urlaub gelingt oder nicht: am Ende liegt es nur an uns selbst. Der dreckigste Strand, die übelste Herberge und der mieseste Fraß im Restaurant können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein gelungener Urlaub keineswegs von äußeren Faktoren abhängt. Es geht am Emde immer um ein Talent, eine erfüllte Zeit erleben zu können. […]. In jeder Urlaubsreise ist der Weg angelegt, wie wir diese innere Erfüllung finden könne. Denn freie Zeit motiviert uns immer, uns auf die Suche nach uns selbst zu begeben. Und fast immer ist es so: wer suchet, der findet. (S. 297)“

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt: ich lese ja gerne Bücher über das Reisen und erwartete mehr oder weniger lediglich ein solides Buch über missglückte Reise und darüber, wie man es besser machen könnte. Im schlimmsten Fall hätte ich eines jener Bücher erwischt, die bissig über alle möglichen Dienstleistungen herziehen, nach dreissig Seiten jedoch unglaublich zu langweilen beginnen.

Doch das Buch von Martin Hecht erwies sich als weitaus mehr: es ist überaus Weiterlesen

Die gelbflügelige Grabwespe : ein elektroakustisches Hörbuch / Jean-Henri Fabre. Vorgelesen von Gert Heidenreich

Hörbücher gehören ja eher selten zu meinem Beutespektrum bei Bibliotheks- und Buchhandlungsbesuchen. Dennoch findet gelegentlich eines den Weg in meine Kopfhörer. Dieses Hörbuch aber ist etwas ganz besonderes, denn es wurde mir zur echten Entdeckung eines Autors und Forschers, von dem ich zwar wusste und dessen Bücher mir vor vielen Jahren von einem geschätzten Freund und Kollgenen geschenkt wurden, die ich bisher aber nicht gelesen habe.

Der französische Naturwissenschaftler, Dichter und SchriftstellerJean-Henri Fabre wurde 1823 geboren und gilt als einer der ersten Verhaltensforscher, der seinen Schwerpunkt vor allem auf Insekten legte, in seinem Fach einen Ruf als begnadeter Pädogoge hatte, etliche populärwissenschaftliche Sachbücher für Jugendliche schrieb und aufgrund seiner auch sprachlich-literarisch ansprechenden Schreibweise 1912 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen wurde. Die Werke des genau beobachtenden und beschreibenden Forschers wurden in viele Sprachen übersetzt und sind auch heute noch erhältlich. Er starb hochbetagt 1915.

In „Die gelbflügelige Grabwespe“ geht es im Wesentlichen nur um Weiterlesen