Gottlos glücklich: Warum wir ohne Religion besser dran wären / Philipp Möller

Ich möchte zeigen, dass ein Leben ohne Gott für extrem viele Menschen absolut selbstverständlich und wunderschön ist, und ein Gegengewicht bieten zu religiöser Werbung, so wie sie heute – im Verborgenen wie im Öffentlichen – absolut wieder üblich ist. (Zitat)«

Philipp Möller, der vor Jahren fast zufällig Pressesprecher der schon legendären Buskampagne wurde, einem breiteren Leserkreis durch seine Lehrererfahrungen („Isch geh Schulhof“) bekannt ist und heute unter anderem als freier Schriftsteller und Pressereferent der Giordano-Bruno-Stiftung arbeitet, setzt sich in seinem aktuellen Buch auf überaus fundierte und zugleich unterhaltsame Weise mit Religion, dem christlichen Glauben und der ganz und gar nicht säkularen Kirchenrepublik Deutschland auseinander.

Neben persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen geht Möller dabei auch in die Tiefe, beleuchtet etwa die verfassungsmäßig zweifelhafte Stellung des Religionsunterrichtes an Schulen, die arbeitsrechtlichen Diskriminierungen bei den nahe hundertprozentig durch öffentliche Gelder finanzierten Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft und die Tatsache, dass Bischöfe und Weiterlesen

Das Leben des Brian oder: Monty Python’s Life of Brian / Regie: Terry Jones

„Ach, komm Brian. Lass uns zur Steinigung gehen.“ -„Zur Steinigung kannst du jeden Tag hingehen!“ (Filmzitat)

„Ich bin nicht der Messiahs! Würdet ihr mir bitte zuhören! Ich bin nicht der Messiahs! Versteht ihr das? Ganz, ganz ehrlich!“ – „Nur der wahrhaftige Messiahs leugnet seine Göttlichkeit!“ „Was? Ihr müsst mir doch „ne Chance lassen, da rauszukommen! Also gut: Ich bin der Messiahs!“ – „Er ist es! Er ist der Messiahs!“ (Filmzitat)

Man darf gespannt sein: im letzten Jahr wurde das Verfahren gegen die Bochumer Atheisten, die am Karfreitag „Das Leben des Brian“ öffentlich aufgeführt haben, ja eingestellt. Zur Erinnerung: der Gesetzgeber hat die Möglichkeit, an hohen Feiertagen die Aufführung von Filmen zu untersagen, die er für ungeeignet hält.

Sie tun es natürlich wieder – und da der zuständige städtische Dezernet die Einstellung des Verfahrens im letzten Jahr nicht als Freibrief verstanden wissen will, kann man wohl davon ausgehen, dass die durchaus als gezielte Provokation gedachte Aufführung abermals juristisches Geplänkel nach sich zieht in unserem vorgeblich säkularen Land. Diesmal wollen die zuständigen Behörden bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen – wünschen wir also dieser Initiative gegen religiöse Bevormundung die Aufmerksamkeit, die ihr zu recht zusteht und hoffen wir, dass die möglichen juristischen Folgen der Aufführung die Absurdität solcher Gesetze offensichtlich machen.

Worum geht es in dem Film? Brian, ein schlichtes und eher introvertiertes Gebüt, wird zur gleichen Zeit wie Jesus geboren. Er verliebt sich in die leidenschaftlich Weiterlesen

Sechs Wochen danach oder: Wie überlebt man Shitstorms, Trolle und nervige umherirrende Mentalitäten?

Um die Antwort vorwegzunehmen: eigentlich ganz gut. Mittlerweile ist es über sechs Wochen her, dass Jargsblog mit Kommentaren zugemüllt wurde, die man nicht mehr als sachliche, bereichernde Diksussionsbeiträge oder Kritik bezeichnen konnte: Beschimpfungen, Verunglimpfung oder nervtötende Wortspaltereien nach der Rezension einiger religionskritischer Medien trafen im Minutentakt ein. Je nach Defintion kann man das, was da lief, als kleinen Shitstorm bezeichnen (wobei das Wort Shitstorm im Bereich der Netzkultur durchaus umstritten ist), als Versuche von Trollen, destruktiv auf die Kommunikationskultur des Blogs einzuwirken oder auch als verzweifelte und letztlich vergebliche Versuche nerviger umherirrender Mentalitäten, mit ihren Weiterlesen

Gott gibt es wohl nicht / Patrick Lindenfors. Illustriert von Vanja Schelin. Übersetzt von Rainer Lippold

Kinder kommen ohne Glauben, ohne Religion auf die Welt. Ob sie einen Glauben haben oder haben müssen, hängt meistens von ihren Eltern ab und nicht von einer eigenständigen Abwägung und Entscheidung durch die Kinder selbst. Der schwedische Evolutionsbiologe und Atheist Patrick Lindenfors nimmt diese Gedanken zum Ausgangspunkt seiner Reflexionen über Religion, Glaube und Götter.

Differenziert legt er dar, weshalb Gott und Götter eine Erfindung menschlicher Phantasie sind und nicht an Götter zu glauben keinesfalls ebenso ein Glaube ist wie Weiterlesen

Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel: Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen / Michael Schmidt-Salomon

Passend zum Karfreitag, einem wunderbaren Tag, um einmal wieder „Das Leben des Brian“ zu sehen („Zur Tür raus, jeder nur ein Kreuz, linke Reihe anstellen“), sei auf dieses Kinderbuch hingewiesen, dass seinerzeit für einigen Wirbel sorgte und auf Bestreben des Bundesfamilienministeriums sogar auf den Index sollte (was glücklicherweise nicht gelang).
Ferkel und Igel, beide frei von jeglichem religiösem Glauben, geht es richtig gut – bis eines Tages jemand ein Plakat aufhängt mit der Behauptung: „Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“. Also machen sich Ferkel und Igel auf den Weg, um Gott zu suchen.
In der Folge lernen sie die Weiterlesen

Zitat am Freitag : Bukowski über die großen Fragen

„Für jene, die an Gott glauben, sind die meisten der großen Fragen beantwortet. Aber für diejenigen von uns, die das Gottesschema nicht bereitwillig annehmen können, bleiben die großen Antworten Weiterlesen

Die Wende : wie die Renaissance begann / Stephen Greenblatt

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Immer wieder gibt es in der Geschichte der Menschheit Phasen, in denen wenige, zunächst gering erscheinende Ereignisse, Entscheidungen oder Entdeckungen weitreichende, nicht vorherzusehende Folgen haben. Dazu gehört auch die abenteuerliche Geschichte des antiken Lehrgedichtes „De rerum natura“ von Lukrez, das fast eineinhalb Jahrtausende verschollen war und ohne dessen Wiederentdeckung im Jahr 1417 es die Renaissance, wie wir sie heute in der Rückschau kennen, vermutlich nicht gegeben hätte und die Geschichte einen komplett anderen Verlauf genommen hätte. „Die Wende“ von Stephen Greenblatt beschreibt einen solchen magischen Moment in der Menschheitsgeschichte, aber auch die Entwicklungen, die im vorausgingen und ihm folgten:

Im 1. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung schreibt der römische Dichter, Philosophen und Epikureer Lukrez (Titus Lucretius Carus) das Lehrgedicht „De rerum natura“ (Dt.: Über die Natur der Dinge) auf Basis und in Verehrung der Naturphilosophie Epikurs.
Geschrieben in Hexametern, gliedert sich das Gedicht in sechs Büchern. Es befasst sich in den ersten beiden Büchern mit der Atomlehre in der Tradition Demokrits, beschreibt den Aufbau der Welt aus Atomen, die sich permanent bewegen und vorübergehende Bindungen eingehen, die unendliche Vielzahl von Welten sowie deren Vergänglichkeit. Im dritten Buch beweist Lukrez die Vergänglichkeit der Seele, die Weiterlesen

Manifest für einen evolutionären Humanismus : Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur / Michael Schmidt-Salomon

„Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder noch von Jahrtausende alten Legeneden geprägt. Diese Kombination von höchstem technischem Know-how und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen haben. Wir verhalten uns wie Fünfjährige, denen die Verantwortung für einen Jumbojet übertragen wurde.“ (Michael Schidt-Salomon)

Wir leben in einer erstaunlichen Zeit: einerseits leben wir (zumindest in den westlichen Ländern) hochtechnisiert in vorwiegend säkularen, aufgeklärten Gesellschaften, die über ausdifferenzierte Strukturen, ausgleichende, sich fortwährend entwickelnde Rechtssysteme, Meinungsfreiheit und freie Wissenschaft verfügen. Andererseits erleben wir einen Rückfall in religiös-fundamentalistische Denkweisen, die darüber hinaus eine gefährliche Weiterlesen

Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend / Andreas Altmann


„Kein Kind wird je fassen, dass es sich ohne Liebe zurechtfinden muss, dass die einen geliebt wurden und die anderen nicht. Verfügt jener, der leer ausging, aber über genug Nerven, wird er die Hintergründe aufspüren, warum seine Eltern ihn nicht liebten“.
Man kann sich vielleicht vorstellen, dass eine Jugend im erzkatholischen Altötting in den dumpfen 50er und den freiheitsliebenden 60er Jahren nicht ganz einfach war. Dann erfährt man, das der Autor Sohn eines Devotionalienhändlers war, also eine Verkäufers für religiösen Erbauungskitsch und sieht eine noch enger reglementierte, enge Jugendzeit vor sich. Was Andreas Altmann, einer von Deutschlands besten Reiseschriftstellern, dann in seinem Buch berichtet, verschlägt einem vor Erschütterung die Sprache:
Er wächst als drittes von vier Geschwistern auf mit einem Vater, der an der Weiterlesen

Gott behüte! Warum wir die Religion aus der Politik raushalten müssen / Robert Misik

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Reflexhaft wird mittlerweile auch angesichts des bedrohlich erscheinenden islamistischen Furors in den säkularen Staaten Europas einer Rückkehr der Religion in den politischen Diskurs das Wort geredet. Da ist von christlichen Grundwerten die Rede, von der christlichen Moral, auf die sich unsere westlichen Gesellschaftssysteme angeblich stützen. Ohne Glauben, ohne Gott brächen sich Gewalt, Rücksichtlosigkeit und Sittenlosigkeit Bahn. Wortreich wird begründet, warum ein islamisches Land wie die Türkei natürlich nie in die Europäische Union eintreten könne, schliesslich hätten die europäischen Gesellschaften eine sogenannte christliche Idendität.
Robert Misik widmet sich mit gewohntem Scharfsinn und leiser Ironie allen, die eine politische Theologie herbeischwören wollen, vom Medienstar Papst Benedikt XVI bis hin zu den Motivationen der Islamisten. Dabei zeigt er keinerlei übertriebenen Respekt vor den Religionen, sondern macht mehr als deutlich, dass für Weiterlesen

Camus, Albert: der Mythos des Sisyphos

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„Der Mythos des Sisyphos “ zählt zu den wichtigsten Werken von Albert Camus. In seinem noch während des Zweiten Weltkrieges erschienenen Essay beschäftigt sich Camus mit der Absurdiät der menschlichen Existenz und entwickelt eine eigene Philosophie dazu. Für Camus sieht sich der Mensch mit seinem tiefen Verlangen nach Sinn, nach Ewigkeit hineingeworfen in eine Welt der Sinnlosigkeit, in der nichts Weiterlesen

Henkel, Peter: Ach, der Himmel ist leer : Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben

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Frankreich hat Michel Onfray („Wir brauchen keinen Gott“), Amerika Christoper Hitchens („Der Herr ist kein Hirte“) und England Richard Dawkins („Der Gotteswahn“). Mit Peter Henkel hat nun auch der deutsche Sprachraum einen überzeugenden und klar analysierenden Autor gefunden, der den üblichen Begründungen für Glauben und Religion an die Wurzel geht und sie als Weiterlesen