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Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel: Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen / Michael Schmidt-Salomon

Passend zum Karfreitag, einem wunderbaren Tag, um einmal wieder „Das Leben des Brian“ zu sehen („Zur Tür raus, jeder nur ein Kreuz, linke Reihe anstellen“), sei auf dieses Kinderbuch hingewiesen, dass seinerzeit für einigen Wirbel sorgte und auf Bestreben des Bundesfamilienministeriums sogar auf den Index sollte (was glücklicherweise nicht gelang).
Ferkel und Igel, beide frei von jeglichem religiösem Glauben, geht es richtig gut – bis eines Tages jemand ein Plakat aufhängt mit der Behauptung: „Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“. Also machen sich Ferkel und Igel auf den Weg, um Gott zu suchen.
In der Folge lernen sie die drei großen abrahamitischen Religionen kennen und einige ihrer zentralen Glaubenssätze: so etwa die mit tödlichen Strafen verbundene Eifersucht Jahwes, die angebliche Erlösung des Menschen durch die Hinrichtung von Jesus, die kleingeistigen Lebensregeln im Islam Mohammeds und dessen mit Gewaltandrohung verbundene Verachtung der „Ungläubigen“. Obwohl die Gottesdiener, denen Ferkel und Igel begegnen, einigen Druck ausüben, bleiben die beiden unbeirrt auf ihrem Weg: ohne Religionen verbieten zu wollen, tolerieren sie als humanistisch geprägte Wesen deren Wahnideen und kommen für sich zu dem Schluss:

„Und die Moral von der Geschicht‘: Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht …“

In humorvoller, kindgerechter und undogmatischer Weise erklärt Schmidt-Salomon Kindern die Absurditäten und die fehlende innere Logik von Glaubenssystemen und macht Mut, selbst zu denken statt sich subtil indoktrinieren und Angst machen zu lassen. Interessanterweise traut sich kaum eine Buchhandlung, kaum eine Bibliothek, dieses Buch als Gegengewicht zur Flut an religiöser Kinderliteratur anzubieten – auch eine Form der Zensur. Dem Verkaufserfolg tat und tut das zum Glück keinen Abbruch, ist das Bilderbuch doch mittlerweile ein Longseller.
Ein Buch, dass absolut notwendig war und ist in der Flut religiöser, oft kitschiger Kinderbücher und Kinderbibeln: es ist zum Beispiel erstaunlich, wie viele Kinderbibeln nüchtern und lakonisch von der Sintflut und der massenhaften gottgewollten Vernichtung von Menschen und Tieren erzählen. Beste Aufklärung zum Atheismus, der Kindern zeigt, dass man bei aller gebotenen Toleranz nicht glauben muss, um ein glücklicher und guter Mensch zu sein. Ab etwa sechs Jahren.

2 Kommentare zu “Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel: Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen / Michael Schmidt-Salomon

  1. Hallo Jarg, so bizarr, seltsam oder engstirnig sicherlich Gläubige aller Religionen sein können, greift da eine allgemeine Verunglimpfung doch zu kurz. Genau das scheint dich doch auch an denen zu stören, die das anders sehen als du. Ein bisschen unterstellst du, dass alle, die sich zu einem Glauben bekennen, ihr Denken an der Garderobe abgegeben haben müssen oder von unreflektierten Ängsten und „Wahnideen“ getrieben werden. Nöö. Ich persönlich denke, man setzt sich ernsthaft mit anderen Positionen auseinander oder respektiert auch Andersdenkende und Andersglaubende (solange die die Spielregeln des demokratischen Miteinanders einhalten). Viele Grüße Anna

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    • Hallo Anna,
      die Verunglimpfung mag ich in dem Buch nicht zu erkennen. Lediglich eine klare Haltung. Ich respektiere auch durchaus in meinem persönlichen und weiteren Umfeld, wenn jemand etwas meint glauben zu müssen und kann auch durchaus nachvollziehen, dass das für das eigene Leben eine notwendige Haltung sein mag, die einem vielleicht eine Sicherheit oder einen Halt gibt, den man für sich benötigt in Anbetracht der Kürze des menschlichen Lebens und anderweitig nicht findet. Unerträglich ist für mich aber, dass der eigene, private Glauben in die Gesellschaft getragen wird mit der Behauptung, ohne Moral und christliche Traditionen wäre ethisches Handeln nicht möglich. Da bin ich entschieden anderer Meinung und denke, dass es Zeit ist, aus der „religiösen Entmündigung der Vernunft“ herauszutreten, da es für eine humane, an den menschlichen Bedürfnissen und den begrenzten Ressourcen des Planeten orientierte Gesellschaft keine Begründungen aus nicht hinterfragbaren höheren „Quellen“ braucht: „Erst wenn wir uns nicht mehr als Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus oder Atheisten gegenübertreten, sondern als freie, gleichberechtigte Mitglieder einer mitunter zur Selbstüberschätzung neigenden affenartigen Spezies, wird sozialer Frieden überhaupt möglich sein” (Schmidt-Salomon: Manifest für einen evolutionären Humanismus).
      Viele Grüsse von Jarg

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