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Der Ball : Roman / Irène Némirovsky

Paris, Ende der 20er Jahre: Alfred und Rosine Kampf sind durch Börsengeschäfte zu Reichtum gekommen, der ihnen rasch zu Kopf steigt: Den beiden Neureichen ist sehr daran gelegen, ihren Reichtum zur Schau zu stellen und in die feine Pariser Gesellschaft aufzusteigen. Ihre 14jährige Tochter Antoinette wird mehr und mehr zum störenden, schmückenden Beiwerk degradiert und fühlt sich ungeliebt und unbeachtet. Die Kampfs wollen in ihrer Villa einen Ball geben, um ihren gesellschaftlichen Aufstieg weiter zu befördern. Als sie Antoinette die Teilnahme daran verbieten, steigert sich deren Groll ins Maßlose. Durch einen Zufall sieht sie die Gelegenheit gekommen, ihren Eltern einen gehörigen Denkzettel zu verpassen …
Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Kiew geboren, wurde aufgrund des Desinteresses ihrer Eltern hauptsächlich von einer französischen Gouvernante erzogen und emigrierte mit ihren Eltern in den Revolutionswirren nach Frankreich. Früh gbegann sie zu schreiben. Nach ihrer Heirat und der Geburt zweier Töchter veröffentlichte sie 1929 ihren ersten Roman David Golder, der rasch große Aufmerksamkeit bekam, ihr allerdings auch den Vorwurf des Antisemitismus eintrug. In Anbetracht von Hitlers Aufstieg bekannte sie später, dass sie ihren Roman sicher abgemildert geschrieben hätte, wenn sie den Aufstieg rechten Gedankenguts hätte ahnen können.
„Der Ball“ erschien 1930 und ist ein kleines Meisterwerk. Virtuos spielt er mit dem Motiv der unverstandenen Tochter, die sich für die Mißachtung durch ihre Eltern auf perfide Weise rächt und gleichzeitig der neureichen Attitüde von Mutter und Vater einen entlarvenden Spiegel vorhält. Der kleine Roman konzentriert sich vor allem auf die Mutter und die Tochter und bringt die Motivationen der beiden verdichtet und unerhört lebensnah in eine Charakterstudie über Neureiche und Spekulanten ein, die abseits des Zeitkolorits nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Auch der Ball geriet ähnlich wie „David Golder“ in die Kritik – die jüdische Herkunft von Alfred Krampf ist jedoch im Roman absolut nebensächlich, konzentriert sich die Erzählung doch stark auf die ungeliebte Antoinette, die ganz auf Geld und Bekannheit fixierte Lebenseinstellung ihrer Eltern und den erfolgreichen Racheplan der Tochter, der genüßlich ausgemalt wird.
Irène Némirovsky wurde 1942 verhaftet und nach Ausschwitz deportiert. Dort stirbt sie an Typhus. Ihre lesenswerten Werke wurden seit der Jahrtausendwende wiederentdeckt und neu ediert. Die vorliegende Ausgabe wurde von Claudia Kalscheuer aus dem Franzöischen übertragen und mit einem gehaltvollen nachwort versehen.

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