Während Jargsblog bereits etliche Rezensionen für Januar 2012 vorbereitet, schweift der Blick zurück auf das vergangene Jahr, auf Leseerlebnisse, Hörgenüsse, cineastische Besonderheiten. So fällt der Beschluss, aus allen Jargsblogrezensionen aus 2011 insgesamt je fünf pro Kategorie auszuwählen. Das ist gar nicht so leicht, aber da Jargsblog ja radikal subjektiv ist und nur das auf Jargsblog landet, was Jarg gefällt, wird aus den über 200 Rezensionen aus 2011 radikal subjektiv und aus dem Augenblick heraus ausgewählt. Beginnen wir heute mit den Büchern:
Romane:

Bemerkenswert und außergewöhnlich war für Jarg, seit einiger Zeit durchaus Literatur der „Southern Gothic“ zugeneigt, wieder einmal ein Buch von William Gay, nämlich Ruhe nirgends, ein düsteres, bewegendes Buch.

Einen beeindruckenden, sprachlich sehr ansprechenden Romanerstling bot Isabel Ashdown mit „Am Ende eines Sommers“, einer aus zwei wechselnden, sich zeitlich annähernden Perspektiven erzählten tragischen Geschichte, die mit großer Sensibilität erzählt wird und nicht Momenten großer Heiterkeit und Glücks entbehrt, ohne je in Sentimentalität abzugleiten.

Gekonnt auf schmalem Grat wandelt Zsuzsa Bank mit „Die hellen Tage“, einem wunderbar leicht erzählten Roman über Freundschaft und Heimat, Verlust und Verrat, der nie in Kitsch oder Klischee verfällt und seine Geschichte atmosphärisch dicht erzählt.

Feinfühlig und mit zartem Humor erzählt Kate de Goldi in Abends um 10 von Frankie, einem Jungen, der unter der schweren Depression seiner Mutter leidet und seinen eigenen Weg finden muss.

Eine bedrückende Aussenseitergeschichte mit ungewissem Ausgang über ein Mädchen, dessen Leben von Gewalt und Ausgrenzung geprägt ist, schrieb Angelika Klüssendorf mit „Das Mädchen“, einem schnörkellos aufgebauten und in klarer Sprache geschriebenen Roman, der einen langen nach der Lektüre nicht loslässt und bewegt.
Kinderbücher:

Grafisch, haptisch und inahltlich ein unvergessliches Buch, dem man viele Leser wünschen kann, ist „Das schwarze Buch der Farben„, dass sich auf bemerkenswerte Art dem Thema Blindheit, Farbe und Wahrnehmung nähert.

Ein kleines Kunstwerk für kleine und große Leser ist auch das Buch „10 kleine Häuser„ von Coly Hol – ein Buch, dass auf wunderschöne, sehr reduziert-asthetische Weise Wünsche und Träume mit Zahlen verbindet.

Eines der schönsten Beispiele dafür, dass das klassische Buch in seiner Haptik und Vielseitigkeit auch in angeblich angebrochenen Zeitalter des alles verdrängenden E-Books nicht zu schlagen ist, findet man mit dem „Mitmach-Buch„ von Herve Tullet, dass eine buchstäbliche bewegte und bewegende Lektüre von seinen Lesern fordert.

Für etliche Tage bot Kirsten Boies auch sprachlich aus dem Meer lieblos auf den Markt geworfener Kinderbüchern herausragendes Buch „„Seeräubermoses“„ mit den humorvollen Illustrationen von Barbara Scholz spannende Lektüre und entführte in die Welt der Piraten mit einem Mädchen als titelgebenden Helden.

In magische Welten entführt regelmäßig Shaun Tan mit seinen surreal anmutenden, mit großer Meisterschaft illustrierten Geschichten: so auch mit „Die Fundsache„, einer mit großer Wärme erzählten Geschichte über ein seltsames Ding, dass in einer durchorganisierten Welt auftaucht und in keine Schublade zu passen scheint.
Sachbücher:

Wenn jemand im Jahr 2011 mal wieder Recht bekommen hat, dann wohl Taleb mit seinem Buch „Der Schwarze Schwan“, denn der Autor dürfte sich mal wieder durch die Zeitläufte bestätigt sehen, dass keiner Statistik, keiner Prognose absolut zu trauen ist und unwahrscheinlich erscheinende Ereignisse unsere Welt mit großer Kraft prägen.

Dieser Mann hat schon oft bewiesen, dass er schreiben kann und tat es auch mit diesem Buch: Roger Willemsen „Die Enden der Welt„ nimmt einen mit großer Sensibilität und Beobachtungsgabe mit auf eine Reise um die Welt, zu befremdenden, verstörenden, berauschenden Erlebnissen mit anderen, mit sich selbst.

Wer das Meer und zugleich die Literatur liebt, kommt an den Büchern von james Hamilton-Paterson nicht vorbei und wird auch „Vom Meer„, eine Zusammenstellung bemerkenswerter Reportagen und Essays, mit Gewinn und Genuß lesen.

Wandern mag hierzulande immer wieder en vogue und normal sein – im den USA ist es das nicht. Was passiert, wenn man im Autoland USA wandert, zeigt uns einer der besten deutschsprachigen Reiseschriftsteller, Wolfgang Büscher, in „Hartland : Zu Fuss durch Amerika„, sprachlich ausgesprochen ansprechend und spannend geschrieben.

Was wie ein reisserisches Sachbuchtitel daherkommt, ist in Wahrheit ein spannender Blick hinter die Kulissen des Bigwave-Surfing und zugleich auf die durch den Klimawandel und seine diesbezüglichen Folgen beförderte Wissenschaft von den „Monsterwellen„, jenen urplötzlich auftretenden haushohen Wellen, deren Entstehung, Folgen und Faszination sich Susan Casey in diesem klassische Sachbuch amerikanischer Prägung auf herausragende Weise widmet.
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