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Für Eile fehlt mir die Zeit / Horst Evers

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Zunächst hast mich ja einer der Buchhändler meines Vertrauens auf Horst Evers aufmerksam gemacht. Und dann bekam ich das Buch in die Hände und mochte es dann auch nicht mehr aus der Hand legen – woraufhin die irritierten Mitreisenden im grossen langen roten Wagen mit Chauffeur leider oft mein schallendes Lachen ertragen mussten.
Da lässt er seinen fatalistischen Erzähler über alltägliche Dinge berichten, über Google, die neue vollautomatische Kaffeemaschine, Fahrradskelette im Hof, Begegungen im Zug, Schlummertasten am Wecker, Wildschweine in Berlin oder den Nachbarn, der seine Kurznachrichten nicht per Twitter verbreitet, sonnder per Brüllen in das geöffnete Fenster zum Hof. Scheinbar hat Evers Alter ego alles im Griff, aber der Alltag und die schlagfertigen Mitmenschen bieten so ihre Tücken und Fussangeln: die scheinbare Souveränität des Erzählers löst sich so immer wieder rasch in absurden Entwicklungen auf. Das alles wäre vielleicht nicht so besonders, aber Evers gelingt es, den alltäglichen Selbstverständlichkeiten des Lebens unerhört skurile Seiten abzugewinnen – und hält uns dabei mehr als einmal den Spiegel vors Gesicht bei unseren ach so ernsthaften Verrichtungen, Geräten und Gesprächen, die oft genug auch eine absurde Seite haben.
So ggogelt er nach dem Sinn des Lebens, bekommt aber als Antwort nur die Empfehlung, auf die Seiten einer Handtaschenfirma in der Schweiz zu klicken. Und sein schräger Buchmessenbesuch, der die heilig-sakrale Inszenierung des Buchbetriebs auf die Schippe nimmt, ist wirklich köstlich.
Auch über ein Saftpressengeschenk kann man sich so seine Gedanken machen:
„Mir passieren auch schlimme Sachen. Zum Beispiel habe ich eine elektrische Saftpresse zum Geburtstag bekommen. Wenn man erst einmal so weit ist, dass die Menschen es einem nicht mehr zutrauen, das Obst roh, am Stück beißen zu können, sondern einem elektrische Saftpressen schenken, dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Mit dem Obst fängt es an, aber bald schon wird dir diese Maschine vermutlich auch das Mittag- und Abendessen pürieren. Das ist der Lauf der Welt. Mit Brei beginnen wir, mit Brei enden wir. Die Klammer des Lebens, letztlich ist sie das Püree. Aber am Ende sind wir natürlich froh, dass wir das Püree haben. Die Welt ist sonst schon hart genug.“ (Zitat)
Fazit: gelungene Alltagssatire, sprachlich ausgefuchst und inhaltlich nicht selten brilliant, oft unerhört komisch und – wie immer bei guter Komik – mit Wahrheit hinter dem Lachen. Ein schönes Buch zum Lesen oder Verschenken, kurzweilig und trotzdem gehaltvoll.

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