Toni Erdmann / Regie: Maren Ade. Darst.: Peter Simonischek ; Sandra Hüller ; Michael Wittenborn ; Thomas Loibl (…)

Es gibt Filme, die so tief reichen, dass man einige Tage braucht, um ihre Nachwirkung in Worte fassen zu können. „Toni Erdmann“, der für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominierte Film von Maren Ade, zählt zu diesen Filmen, die ihre Vielschichtigkeit erst in der Rückschau in Gänze entfalten.

Winfried Conradi ist ein pensionierter, einst in den 1960er Jahren studentenbewegter Musiklehrer, der allein mit seinem Hund lebt, einen schrägen Humor und ein großes Herz besitzt. Er lebt in einem mit Erinnerungen vollgestopften Haus, ein wenig weltfremd und in der Routine seines Alltags gefangen. Seine als Unternehmensberaterin erfolgreiche und derzeit von ihrer Firma „Morrison“ in Rumänien eingesetzte Tochter Ines sieht er selten und die Entfremdung zwischen den beiden ist auf einem Familientreffen deutlich spürbar: Ines, vollkommen unpolitisch, ist permament mit ihrer Selbstoptimierung beschäftigt und der möglichst perfekten Performance, wenn sie – wie in Rumänien – Menschen als Humankapital outsourcen soll. Entsprechend distanziert begegnet die komplett in der auf Effizienz und inhumanem Ressourcendenken ausgelegten Firmenkultur der Unternehmensberatung aufgehende Tochter ihrem empfindsamen Vater.

Als der Hund stirbt, beschliesst Winfried, seine Tochter in Bukarest zu besuchen. Ines nimmt ihn mit auf einen Empfang, bei dem auch ihr Auftraggeber Henneberg anwesend ist, für den sie eine Wartungsabteilung kostengünstiger organisieren soll. Ines ist fassungslos, dass Henneberg den skurillen Humor von Winfried offensichtlich schätzt und diesen in einen Club einlädt, in dem der Abend fortgesetzt werden soll. Nach wenigen Tagen Weiterlesen

Vor meiner Tür auf einer Matte / Nadia Budde

Vor meiner Tür auf einer Matte, steht jeden Tag die Blonde Ratte
Selten lade ich sie ein, meistens quetscht sie sich hinein.
Schneller als ich denken kann, hat sie meine Latschen an.
[…]

Man ahnt es schnell – diese Ratte scheint ein äußerst lästiger Gast zu sein: sie drängelt sich auf Sofa und Kanapee vor, dreht das Radio laut auf, futtert den Kühlschrank leer, telefoniert ständig, stört einen beim Bücherlesen und säuft das Weiterlesen

Oberst von Huhn bittet zu Tisch : Speisedeutsch für Anfänger / Axel Hacke

„5 Minuten vor dem Ende der kochenden Zeit, Fügen Sie die Erbsen und den schwarzen Pfeffer, Decke mit einer Serviette hinzu, und reisen Sie nach 20 Minuten ab“. (Axel Hacke: Oberst von Huhn bittet zu Tisch, S. 105)

Nein, ich war im Vollbeitz meiner geistigen Kräfte, als ich dieses Zitat abschreib. Und: nein, Dienstag ist eigentlich kein Tag, an dem auf Jargsblog regelmäßig neue Beiträge erscheinen und wird auf zukünftig keiner sein. Aber um mich von akuten buchbedingten Zwerchfellschmerzen abzulenken, muss dieser Beitrag heute sein.
Sprachkritische Bücher zum Thema Deutsch können leicht sehr oberlehrerhaft daherkommen und neben dem humorigen Ausbreiten sprachlicher Lapsūs ölige Besserwisserei ausbreiten. Das ist hier anders, denn Axel Haxcke stellt seinen speisedeutschen Fundsachen aus aller Welt eindeutig den Weiterlesen

Für Eile fehlt mir die Zeit / Horst Evers

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Zunächst hast mich ja einer der Buchhändler meines Vertrauens auf Horst Evers aufmerksam gemacht. Und dann bekam ich das Buch in die Hände und mochte es dann auch nicht mehr aus der Hand legen – woraufhin die irritierten Mitreisenden im grossen langen roten Wagen mit Chauffeur leider oft mein schallendes Lachen ertragen mussten.
Da lässt er seinen fatalistischen Erzähler über alltägliche Dinge berichten, über Google, die neue vollautomatische Kaffeemaschine, Fahrradskelette im Weiterlesen

Vom Wunderkind zum Spätentwickler / Michael Krebs

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Die Schwaben sind bekanntlich überall (und Jarg muss es wissen, da mit einer Schwäbin verheiratet). Michael Krebs stammt ursprünglich aus Neu-Kupfer, einem kleinen Dorf in der leider hier im Norden viel zu unbekannten schwäbischem Provinz Hohenlohe, einem von unzähligen Gewerbegebieten abgesehen durchaus idyllischen, urlaubswerten Landstrich unweit Heilbronn und Stuttgart.
„Irgendwas zwischen Sex, Musik und Neugier zog ihn 1993 ins ferne Hamburg hinaus“. Dort lernte er intensiv die Kunst des Pianospiels, was jedoch seiner ersten großen Liebe Melanie nicht nachhaltig imponierte. Doch die unglückliche Liebe befeuert ja bekanntermaßen jeden Künstler, und so trat er alsbald auf im Quatsch-Comedy-Club, im Schmidt-Theater, bei Nightwash, ja hatte in der Hamburger Motte bald seine eigene Show, den Spätzles-Club. Und es kam, wie es kommen musste: bald entstand das erste Live-Album: „Vom Wunderkind zum Spätentwickler“. Und hier wird diese Besprechung nachhaltig ernst und seriös: denn was uns Michael Krebs mit seinem ersten Album bot, ist Weiterlesen

Sagasu / Quentin Blake

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So ist das mit den Kleinen und den Abenteuer Kind: da bekommen Bella und Goerge per Post einen knuffeligen kleinen Säugling mit Namen Sagasu. Doch schnell überrascht das süsse Baby im Heranwachsen die Eltern mit immer neuen Weiterlesen

Sieben kecke Schnirkelschnecken : Lustige Kindergedichte und Reimspaß zum Lachen / Sibylle Sailer ; SaBine Büchner

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Eines meiner Lieblingsbilderbücher ist SaBine Büchners „Für immer sieben, in dem es um Freundschaft und Fantasie geht. Mit „Sieben kecke Schnirkelschnecken“ hat SaBine Büchner zusammen mit Sibylle Sailer eine wunderbar witzig Weiterlesen

Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt : Kurioses aus dem Cockpit / Stephan Orth …

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Wenn Sie unter Flugangst leiden und morgen dienstlich nach Brisbane fliegen müssen, lesen Sie jetzt nicht weiter. Wenn Sie keine Flugangst kenne, geht es Ihnen vielleicht wie mir: als durchaus technikfreundlichen, gern mit Weiterlesen

Kinderkacke : das ehrliche Elternbuch / Julia Heilmann und Thomas Lindemann

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Berichte über das Elternwerden und Elternsein sind nicht selten entweder unerträglich kitschig oder sie strotzen von arroganten Supereltern-können-alles-Erfahrungen. Dieses Buch ist wohltuend anders und vor allem Weiterlesen

Paasilinna, Arto: Der wunderbare Massenselbstmord

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Direktor Olli Rellonen, gescheiterter Unternehmen, hat genug und will sich am Johannistag in einer alten Scheune erschiessen. Als er sie betritt, stört er Oberst Kempainnen, der sich gerade erschiessen will, und rettet ihm das Leben. Die Männer schliessen als Schicksalsgenossen Freundschaft, beschliessen, gleichgesinnte Lebensmüde zu suchen und geben eine Anzeige auf unter dem Kennwort „Gemeinsamer Versuch“. In kurzer Zeit melden sich Weiterlesen