Die Welt auf dem Teller : Inspirationen aus der Küche / Dorris Dörrie

„[…] die Maxime, dass es allein darum geht, tatsächlich die Karotte zu schneiden und sonst gar nichts. Sonst wirklich gar nichts. In einer Welt, die ständig etwas anderes von uns will, als das wir mit unserem Körper in der Gegenwart anwesend sind, ist es eine große Erholung, wenn ich nur auf meine Hände und die Karotte achte. Ja, ja, natürlich ist das die alte Zen-Schmäh: Wenn du die Karotte schneidest, dann schneide nur die Karotte. Das wurde bereits in Themomix-Vorzeiten formuliert, anscheinend war es auch da schon schwierig, nicht abgelenkt zu sein. Heute wird es zu einer regelrechten Entscheidung, die Karotte selbst zu schneiden“ (Zitat S. 56).

Baumkuchen und Ramen, Tofu, Brotreste, Kohl und Pasta, Schokolade und Haferbrei, Maroni, Hühner und Tintenfisch: die Bandbreite der Lebensmittel ist groß, über die sich Dorris Dörrie in „Die Welt auf dem Teller“ auslässt. Für die Regisseurin und Autorin gehören Essen und Kochen zu einem Weiterlesen

Die Himmelscheibe von Nebra : Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas / Harald Meller; Kai Michel

Es begann alles mit einer Raubgrabung, bei der in Sachsen-Anhalt unter anderem eine rätselhafte Scheibe aus Bronze mit Goldapplikationen gefunden wurde, die zunächst in dunklen Kanälen verschwand und dann Harald Meller, Archäologe und Leiter des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, in einer konspirativen Polizeiaktion gerettet wurde. Mit der Entdeckung der Himmelsscheibe beginnt nicht nur ein veritabler Krimi rund um Weiterlesen

Neanderthal : Die Jagd ist eröffnet : Thriller / Jens Lubbadeh

Deutschland in der Mitte des 21. Jahrhunderts: Gesundheit steht im Fokus der Politik – und für eine Gesellschaft ohne Krankheiten, Suchtprobleme, Behinderungen oder Schönheitsfehler sind selbst massive Eingriffe in das Erbgut mittlerweile weithin akzeptiert, ist ungesundes Verhalten verpönt. Wer sich dem gesellschaftlichen Konsens, dass für eine gesunde Gesellschaft jedes Mittel recht ist, verweigert, wird schräg angesehen und muss mit erheblichen persönlichen und finanziellen Nachteilen rechnen. Für Kommissar Nix, der sich weitestgehend dem Optimierungswahn zu entziehen versucht, raucht und Alkohol trinkt, ist das alles nur schwer erträglich.

Als er eines Tages zu einer Autobahnbrücke gerufen wird, unter der der zerschmetterte Körper eines Mannes gefunden wurde, stellt sich nicht nur die Frage nach Mord oder Selbstmord: der Körper des Toten ist äußerst Weiterlesen

Das Café der Existenzialisten: Freiheit, Sein und Aprikosencocktails / Sarah Bakewell

Paris im Jahr 1932. Ein Café wird zum Ausgangspunkt einer neuen Philosophie. Aufbauen auf der Phänomenologie Husserls, aber auch auf Kierkegaard und Nietzsche wird dieser Moment die Philosophie revolutionieren und mit dem Existentialismus eine Denkrichtung hervorbringen, die ganze Generationen von Studenten beeinflussen und auf Musik, Kunst und Literatur ebenso Weiterlesen

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten : [Wayfarer 1] / Becky Chambers

Ashby war ein toleranter Mensch, aber wer Port Coriol nicht mochte, sank ein wenig in seiner Achtung. [..] Endlos lange Straßen mit offenen Ladenfronten, die von Klamotten, Tand und allerlei Ramsch überquollen. [..] Kalte unterirdische, mit Bots und Elektronikchips vollgestopfte Bunker, in denen sich rund um die Uhr euphorische Techs und Modder mit allen nur vorstellbaren Implantaten drängten. [..] Eine Menagerie aus Geschöpfen, die sich in einer schwindelerregenden Vielfalt von Sprachen unterhielten, Hände schüttelten, Pfoten packten und über Tentakel strichen. [S.132 ]

Science-Fiction hat ja eine durchaus große Bandbreite: das reicht von mit techniklastigen, einfach gestrickten Action-Abenteuern über anspruchsvolle wissenschaftsdurchsetzte Raumfahrtgeschichten, den literarisch imaginierten Kontakt mit fremden Zivilisationen bis hin zu literarischen Adaptation möglicher Entwicklungen in Technik und Gesellschaft oder dem leeren, gleichgültigen All als dunkler Spiegel für das Menschsein an sich. Die weniger lesenswerten Geschichten setzen dabei auf Raumfahrt, Zukunftstechnik, exotische Wesen und viel Krawumm als beliebige Kulisse seichter Geschichten. Andere nutzen das Genre und vermögen es, mittels einer spannenden Geschichte anregende Reflexionen über die Zukunft und das Menschsein, das Leben an sich in Szene zu fassen. Ausschliesslich letztgenannte Variante interessiert mich und findet immer mal wieder in Form ungewöhnlicher Geschichten auf meine Leseliste.

Die Geschichte spielt in einer fernen Zukunft, in der Menschen längst die verwüstete Erde verlassen haben und sich zusammen mit anderen galaktischen Spezies um ein halbwegs friedliches Miteinander bemühen. Rosemary Harper hat mit einer gefälschten Identität auf einem billigen Kapseltransport aus zunächst Weiterlesen

Die Meinung der anderen: Wie sie unser Denken und Handeln bestimmt – und wie wir sie beeinflussen / Tali Sharot

Tatsächlich macht uns der Tsunami an Informationen, der täglich über uns hereinbricht, mitunter sogar weniger empfänglich für die Aussagekraft von Daten, denn wir haben uns längst daran gewöhnt, mit einem einzigen Mausklick Belege für wirklich alles zu bekommen, woran wir glauben möchten. Und so werden unsere Überzeugungen durch unsere Wünsche und Sehnsüchte geformt. Genau jene Beweggründe und Gefühle sind es, die wir ansprechen müssen, wenn wir etwas verändern wollen – sei es bei uns selbst oder bei anderen. (S. 17)

Immer wieder kommt es in den Nachrichten: unsere Krankenhäuser haben zum Teil massive Hygieneprobleme, Viren breiten sich dadurch aus. Nun könnte man meinen, dass gross angelegte Aufklärungskampagnen, die vor den Gefahren mangelnder Hygiene warnen und Gegenmaßnahmen darstellen, helfen würden: vor allem Händewaschen und Desinfektion gehört dazu. Die Wahrheit ist: sie ändern nichts. Erstaunlicherweise zeigen Versuche, dass einfache Maßnahmen, die an unser hirninternes Belohnungssystem gerichtet sind und somit nicht mit Information, sondern mit Emotion arbeiten, deutlich erfolgreicher sind als jede Aufklärungskampagne: 90% statt vorher 10% der Angestellten wuschen sich die Hände.

Tali Sharot zeigt in ihrem Buch nachdrücklich, wie unser Gehirn zu Überzeugungen und Entscheidungen kommt und welche Rolle dabei Fakten, Emotionen und Weiterlesen

Die Treibjagd : Roman / Antonin Varenne

R. in Südfrankreich, eine kleinen Stadt im Zentralmassiv (Massif central). In dem kleinen Provinznest R. sind die Machtverhältnisse seit Jahrzehnten klar geregelt: die beiden zu Geld und Einfluss gekommenen und miteinander rivalisierenden Großbauern Courbiers und Messenet und ihre Familien bestimmen, wo es lang geht, haben die Politik in der Tasche und führen ohne Rücksicht auf Mensch und Natur ihre Geschäfte. Der nach einem Unfall im Jugendalter entstellte und unter chronischen Schmerzen leidende Revierjäger Rémi Parrot hält sich aus all dem raus. Doch dann kehrt nach Jahren der Abwesenheit seine Jugendliebe Michéle Messenet zurück, ein Umweltschützer verschwindet und Weiterlesen

Dunkels Gesetz : Kriminalroman / Sven Heuchert

So wie sein alter Freund Anheuser war Dunkel früher in der Fremdenlegion. In seinen Erinnerungen immer wieder heimgesucht von Ereignissen aus der Vergangenheit, schlägt er sich ohne große Hoffnungen oder Ambitionen mit Jobs durch Leben. Die meiste Zeit über lebt e in Frankreich. Als Anheuser ihm einen zweimonatigen Job als Wachmann auf dem Gelände eines ehemaligen Bergwerks im Niemandsland an der Grenze zu Belgien vermittelt, sagt Dunkel zu, obwohl er weiß, dass dort vor kurzem die Leiche eines vermissten Jungen gefunden wurde. Zeitgleich schlägt sich im nahen, heruntergekommenen Weiler Altglück der Tankstellenbesitzer und brutale Kleinganove Achim mit Weiterlesen

Penguin Bloom: Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete / Cameron Bloom ; Bradley Trevor Greive

Sie sind eine glückliche Familie, die Blooms aus Australien. Der Fotograf Cameron und die Bäckerin und Krankenschwester Sam haben sich früh kennen- und lieben gelernt, reisten viel zusammen um die Welt, haben irgendwann geheiratet und drei Jungs bekommen. Endlich sind die Jungs groß genug, um an alte Leidenschaften anzuknüpfen und mit ihnen auf eine weite Reise zu gehen. Doch in Thailand passiert das Unglück: Sam Weiterlesen

Die Birken wissen’s noch : Roman / Lars Mytting

So war es mit unserer Geschichte, immer wieder und wieder. Ich erhoffte mir die Wahrheit, fand aber nur Asche. Stand alleine da und musste mir meinen Reim auf schwer zu deutende Zeichen machen.

Der Wald maß nicht mehr als 30 Hektar, war aber dichter bombardiert worden als jedes andere Gebiet an der Somme. In den hektischen Momenten wurde er von sieben Artilleriegranaten pro Sekunde beschossen. In den wenigen Pausen des Bombardements hörte man die Schreie von Hunderten Sterbenden.

Norwegen. Der 24jährige Edvard Hirifjell ist bei seinem Großvater Sverre auf einem einsamen Bauernhof im abgelegenen Gudbrandstal aufgewachsen. Gemeinsam pflanzen sie Kartoffeln und treiben im Frühjahr die Schafe auf höhergelegenen Weiden. Verwandte gibt es nicht mehr: Einar, ein höchst begabter Tischler und der ungeliebte Bruder von Sverre, fiel im Krieg auf der Seite der Alliierten, Sverre, der für dieFeutschen kämpfte und seither als Nazi verschrien ist, überlebte und übernahm den Hof.

An seine 1971 bei einem Unfall in Frankreich ums Leben gekommenen Eltern hat Edvard kaum Erinnerungen: nur der Duft der Mutter und ihre Wärme haben sich tief in sein Gedächtnis gegraben. Das wenige, was er Weiterlesen

Mörderischer Mistral : Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc / Cay Rademacher

Capitaine Roger Blanc war bisher erfolgreicher Korruptionsermittler in Paris. Jetzt steht er von einem Tag auf den anderen vor den Trümmern seines Lebens: aufgrund seiner ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden und weil er zu vielen einflussreichen Leuten auf die Füße getreten ist, wird er in die provencalische Provinz versetzt und obendrein von seiner Frau verlassen.

Frustriert bezieht er das verfallene Haus seines verstorbenen Erbonkels, eine alte Ölmühle, und tritt seine Arbeit auf dem Revier in Gadet an: über sich mit dem jungen Nkoulou ein misstrauischer, karrierebessesener Chef, an seiner Seite der Weiterlesen

Meinen Hass bekommt ihr nicht: „Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht./ Antoine Leiris

Antoine Leiris, französischer Journalist, ist mit dem 17 Monate alten Sohn Melvin Marvin daheim, als islamistische Attentäter in Paris den Anschlag auf das Bataclan verüben während eines Konzertes, das auch seine Frau Helene besucht. Nach Stunden der Ungewissheit wird klar, dass auch sie unter den 89 Todesopfern ist, Leiris seine geliebte Frau und Melvin seine Mutter verloren hat.

In seiner Trauer und seinem Entsetzen greift Leiris zur einzigen Waffe, die er hat: dem Wort. Auf Facebook veröffentlicht er einen Weiterlesen

Das Böse im Blut : Roman / James Carlos Blake

In den 1840er Jahren wachsen Edward und John Little unter ärmlichen Bedingungen im amerikanischen Mittelwesten auf. Ihr Vater ist äußerst gewalttätig gegenüber der fünfköpfigen Familie, die ausser den beiden Jungs noch aus der jungen Mutter und der Schwester Maggie besteht. In diesem Klima von Gewalt und Unterdrückung wachsen Edward und John zu ebenfalls leicht reizbaren und aggressiven Halbwüchsigen heran, die keinem Streit aus dem Weg gehen. Als die Brutalität des Vaters zu Weiterlesen

Die Macht der Geographie : Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt / Tim Marshall

Wer als politischer und geschichtlich interessierter Zeitgenosse die Gegenwart aufmerksam beobachtet, kann es leicht mit der Angst zu tun bekommen. Nicht zuletzt mit der Ukraine-Krise scheint ein neuer Kalter Krieg zwischen Russland und dem Westen etabliert zu sein. Der Nahe Osten und die Länder des Arabischen Halbmonds kommen nicht zur Ruhe und lassen in Anbetracht destabilisierter Staaten von Irak, Afghanistan und Syrien bis Libyen und dem verstärkten Aufkommen des Daesh (aka sogenannter „Islamischer Staat“) und damit eines verstärkten islamischen Faschismus die allzu euphorisch wahrgenommenen Bewegungen des „Arabischen Frühlings“ in Vergessenheit geraten. Konflikte wie die zwischen den Atommächten Indien und Pakistan bleiben weiter schwelend, das immer stärker werdende China wird mit Sorge von seinen Nachbarn beobachtet und in Afrika scheint es kaum Regionen zu geben, die wirklich Hoffnung machen. Dazu kommt noch Nordkorea mit seiner größenwahnsinnigen Führung und mit der zunehmend im Sommer eisfreien Arktis ein weiterer möglicher Konfliktherd. Wer im seit 75 Jahren friedlichen Westeuropa aufgewachsen und als überzeugter Europäer sozialisiert worden ist, kann es da schon mal mit der Angst zu tun bekommen.

Der britische, mehrfach ausgezeichnete außenpolitische Experte und Journalist Tim Marshall verfolgt mit seinem Buch einen besonderen Ansatz: er erklärt viele der derzeit schwelenden oder Weiterlesen

Der leichteste Fehler : Roman / Lisa Moore

Sie waren unverfroren gewesen. Nichts, was noch kommen würde, würde jemals mit dieser unbekümmerten Hingabe verbunden sein. Jenes altmodische Wort fiel ihm wieder ein: Abenteuer. Das Abenteuer war aus der Welt verschwunden.

Kanada, 1978. Die Aufbruchsstimmung der 1968er ist längst verblasst und einer diffusen Liberalität gewichen. Der Fischfang in der kanadischen Provinz Neufundland liegt am Boden und junge abenteuerlustige Männer lassen sich zu waghalsigen Drogenschmuggelaktionen hinreissen. David Slaney, Sohn aus prekärem Hause, der einst ein Studium begann, ist Mitte Zwanzig, als er aus dem Gefängnis ausbricht, in dem er wegen eines gescheiterten Drogenschmuggels einsaß. Sein Kumpel Hearn, der wegen eines Formfehlers und aufgrund eines guten Anwalts damals frei kam, unterstützt ihn von fern. Zusammen wollen sie nochmal ein großes Ding versuchen und zwei Tonnen Marihuana aus Kolumbien einschmuggeln.

Der erneute Versuch steht Weiterlesen

Nicht mit mir / Per Petterson

Und in der Nacht wurde ich mehrmals wach und schaute in den grauen Himmel, der zwischen den Baumkronen vorbeirauschte. Der Wind fuhr oben in die Äste und erzeugte ein lautes, friedliches Geräusch, und die kühle Luft blies mir ins Gesicht wie ein sanftes Parfum, das ein Junge leicht in sich aufnehmen konnte, das seinen Körper einhüllen konnte, und es kam kein regen in dieser Nacht, und auch kein Schnee, und neben mir lag Jim und schlief völlig lautlos mit Heidekraut im Haar, und ich beugte mich über ihn, aber er war nicht tot, und jedes Mal, wenn ich wieder einschlief, waren wir fünfzehn, und Leben und Schlaf waren gleichermaßen verschwommen, und nichts war in der Welt verkehrt. (S. 136)

Norwegen, 1960er und 1970er Jahre: Sie waren die besten Freunde und verstanden sich ohne viele Worte: Jim, der das Gymnasium besucht hat und bei seiner alleinerziehenden Mutter lebt, und Tommy, der die letzten Jahre seiner Jugend bei einem Pflegevater aufwächst. Tommys Vater, ein kraftstrotzender Müllmann, war seit dem mysteriösen Verschwinden der Mutter gewalttätig und schlug Tommy, seine Schwester und die Zwillingsschwestern, bis Tommy sich Weiterlesen

Roxy : Roman / Dietmar Sous

Eine piefige Kleinstadt irgendwo in der Kölner Bucht in den 1970er Jahren. Hier lebt Raul, der wegen seinem Faible für die Band Roxy Music den Spitznamen Roxy trägt. Der 18jährige Analphabet hat die Schule geschmissen, weiß trotzdem aufgrund seiner Radioleidenschaft unheimlich viel, jobbt als Hilfsarbeiter und versucht alles, um der Einberufung zur Bundeswehr zu entkommen, bis er schliesslich als Zivildienstleistender in einem Krankenhaus landet. Seine Mutter verschleisst seit Jahren einen Liebhaber nach dem anderen. Roxy verliebt sich als Weiterlesen

Der Marsianer : Roman / Andy Weir

Der Biologe und Ingenieur Mark Watney gehört zur sechsköpfigen Crew von Ares 3, der dritten, akribisch und aufwändig vorbereiteten bemannten Mission zum Mars. Am sechsten Tag nach der Landung wird die Crew durch einen außergewöhnlich schweren Sandsturm gezwungen, überstürzt das Basislager zu verlassen, die Mission abzubrechen und mit dem Marsrückkehrmodul und dem in der Umlaufbahn befindlichen Raumschiff Hermes den Rückflug zur Erde anzutreten. Auf dem Weg zum Rückkehrmodul wird Watney verletzt und von den anderen getrennt: im Glauben, er sei tot, fliegt die Crew zurück zur Erde.

Mark Watney überlebt jedoch. Ihm gelingt es, sich zurück in die Basis zu retten. Nüchtern zieht er Bilanz und stellt fest, dass er keinen Kontakt zur Erde bekommen kann und für maximal dreihundert Tage Lebensmittel hat – die nächste Mars-Mission Ares 4 aber erst in vier Jahren erwartet wird. Sein Überlebenswille ist so stark, dass Watney einen Weg findet, die ihm zur Verfügung stehende Lebensspanne mithilfe Weiterlesen

Wo ist Thursday Next? : Roman / Jasper Fforde. – (Thursday Next 6)

Die BuchWelt ist seit dem letzten Upgrade, dem Großen Remake, sehr viel plastischer geworden: mittlerweile liegt sie innerhalb einer Hohlkugel und verfügt sogar über eigene Landkarten, die die Grenzverläufe der Genres deutlich erkennen lassen. Die fiktive Thursday Next hat es nicht leicht: ständig muss sie in der BuchWelt die Einsätze der Protagonisten in der nur noch wenig gelesenen Thursday-Next-Reihe koordinieren und dabei auch noch auf allerlei Animosiäten und Empfindlichkreiten Rücksicht nehmen. Der fiktive Dodo und die unverständliche Miss Malaprop machen es ihr auch nicht gerade leicht. Dann bekommt sie noch mit Carmine O’Kipper eine offensichtlich unfähige Stellvertreterin für ihre Rolle, die sich mehr für lustvolle Vergnügungen mit Kobolden interssiert als auf ihre Dienstleistung als Romanfigur. Was nutzen einem Urlaubs- und Pausenansprüche, wenn man mit solchen Kolleginnen und Kollegen gesegnet ist und der Tourismus in die Außenwelt mittlerweile ganz verboten ist?

Der Absturz eines Buches wird daher zur willkommenen Abwechslung im öden Alltag für die fiktive Thursday: sie erhält von Commander Herring den Auftrag, in Weiterlesen

Süßer König Jesus: Roman / Mary Miller. Übersetzt von Alissa Walser

Sie sagte nichts. Ich saß einen Moment lang da, schaute sie an, dann zog ich mich aus und stieg hinein, wartete, dass das Wasser sich um mich herum auffüllte. Ich tauchte den Kopf unter und hielt den Atem an, und mein Ring streifte am Porzellan entlang – man hatte mir Gott zum Mann bestimmt. Ich sollte mit Gott verheiratet werden. ich stellte mir vor, wie ich meine Handgelenke aufschlitzte, rot auf weiß. Es wäre so grell, so schön. Ich hörte mein Herz schlagen und erinnerte mich, dass es nur begrenzt schlug. Es schien so grausam, man pflanzte uns eine kleine Bombe ein, und wir mussten immer neue Wege finden, sie zu ignorieren. (S. 147)

Die Vereinigten Staaten sind ein merkwürdiges Land, gespalten zwischen Moderne und religiösem Fundamentalismus, zwischen Aufklärung und Restauration, zwischen Frömmigkeit und Bigotterie. Es ist soweit und der Weltuntergang steht bevor: Die 15jährige Jess und ihre 17jährige Schwester reisen auf dem Rücksitz des Familienautos mit ihren religiös-fundamentalistischen Eltern quer durch die Staaten und am Bible-Belt entlang Richtung Westen, der bevorstehenden, vom Propheten Marshall angekündigten Entrückung entgegen. Vier Tage dauert die Fahrt, in der sie auf Interstate-Highways und Nebenstrecken unterwegs sind, in heruntergekommenen Motels übernachten und schliesslich mit dem letzten Geld und kurz vor dem Ziel in einem Weiterlesen

Irgendwo ganz anders : Roman / Jasper Fforde. – (Thursday Next 5)

Eine der Besonderheiten der BuchWelt bestand darin, dass die Bewohner, wenn sie nicht gerade gelesen wurden, meist ziemlich entspannt waren. Sie unterhielten sich, übten, tranken Kaffee, sahen beim Kricket zu oder spielten Mahjongg. Aber sobald sich ein Leser näherte, sprangen sie eilig an ihre Plätze und machten das, wofür sie da waren. Die Figuren spürten es aufgrund ihrer Erfahrung schon lange im Voraus, wenn ein Leser sich näherte […].
(S. 65)

Thursday Next, die gefeierte SpecOps-Agentin in der wirklichen und Jurisfiktionsmitarbeiterin in der BuchWelt, ist älter geworden und lebt mit ihrem Mann Landen und den drei Kindern Friday, Tuesday und Jenny zusammen. Beruflich hat sie sich umorientiert und betreibt mit Acme-Carpets einen nicht besonders erfolgreichen Betrieb für Fußbodenbeläge. Doch heimlich Weiterlesen

Tote Vögel singen nicht : Roman (Flavia De Luce 6) / Alan Bradley

Als wäre der drohende Verlust von Bradshaw nicht schon genug für die Familie de Luce, steht jetzt auch noch ein besonderes Ereignis ins Haus: Flavias seit Jahren im tibetischen Gebirge verschollene Mutter kehrt heim. Doch die Rückkehr der aus einer Gletscherspalte geborgenen Leiche löst einige Unruhe in Bishop’s Lacey aus: das halbe Dorf wartet am Bahnhof auf die Ankunft des Sonderzuges und selbst Winston Churchill ist gekommen und macht merkwürdige Bemerkungen zu Flavia über Fasanensandwiches. Dann ist da noch dieser merkwürdige Mann, der Flavia ein seltsame Botschaft zuflüstert und kurz darauf unter den ausfahrenden Zug gerät. War es Mord?

Flavia hat nicht viel Zeit, den Tod des Mannes zu untersuchen und über seine Nachricht nachzudenken, denn Weiterlesen

Die letzte Drachentöterin : Roman / Jasper Fforde

Das ist der transitorische Elch«, sagte ich und warf einen Blick auf die Post. »Eine Illusion, die lange vor meiner Zeit mal jemand als Scherz hinterlassen hat. Er bewegt sich irgendwie durchs Haus und taucht mal hier und mal da auf, bei diesem, mal bei jenem. Wir hoffen, dass er bald verschwindet.

Jennifer Strange ist bald 16 Jahre alt, hat als Findelkind mit beschränkten Rechten in den Ununited Kingdoms noch nicht viel Freiheit und leitet derzeit Kazam, eine Agentur zur Vermittlung von Zauberern. Doch was einst ein ehrbares Handwerk mächtiger Magier war, ist mittlerweile zu einem reinen Dienstleistungsgewerbe verkommen, verfügen doch Zauberer seit langem nicht mehr über die Kräfte früherer Zeiten: heutzutage müssen sie zufrieden sein, wenn sie innerhalb eines Tages bei einem Haus die Leitungen auswechseln dürfen oder Pizza auf dem fliegenden Teppich ausfliegen. Wenn … denn die Zauberer werden wenig gebucht und müssen um ihre Existenz fürchten und hausen obendrein in einem völlig heruntergekommenen Gebäude.

Dann heisst es auch noch, das der letzte Drache durch Weiterlesen

Im Brunnen der Manuskripte : Roman / Jasper Fforde. – (Thursday Next 3)

Thursday Next, erschöpft davon, die Welt der Literatur gegen alles mögliche Unbill verteidigen zu müssen, entschliesst sich zu einer Auszeit und taucht mit Hilfe des Figurenaustausch-Programms ab in den Weiterlesen

In einem anderen Buch : Roman / Jasper Fforde. – (Thursday Next 2)

Thursday Next sieht sich schon bald nach dem Sieg über Acheron Hades, der mit einer Änderung des Schlusses verbundenen Rettung von Jane Eyre und der Hochzeit mit Landen (s. „Der Fall Jane Eyre“) vor ganz neue Probleme gestellt: ihre Berühmtheit erfordert eine Unzahl von Fernsehinterviews, bei denen sie aber eigentlich nichts sagen darf, ihr Arbeitgeber lässt sie beschatten und ihr fällt beinahe ein Hispano Suiza auf den Kopf. Aber es kommt noch schlimmer: ihr dauerzeitreisender Weiterlesen

Die Auslöschung : Roman / Jeff Vandermeer. – (Southern-Reach-Trilogie 1)

Namen gehörten in die Welt, aus der wir gekommen waren; in Area X hatten wir alle nur eine Funktion.

Ein Forschungsteam mit vier Frauen betritt im Auftrag der Regierungsorganisation Southern Reach die sogenannte Area X, ein geheimnisvolles Gebiet, dass seit einem nicht näher bestimmten Ereignis von einer unsichtbaren Grenze umgeben scheint: die Informationen sind spärlich, aber die Natur soll sich in dem Gebiet auf ebenso Weiterlesen

Der Fall Jane Eyre (Thursday Next 1) : Roman / Jasper Fforde

Eine Alternativwelt, mitten in den 1980er Jahren: seit 131 Jahren stehen sich Russland und England im Krimkrieg gegenüber, ohne dass es Aussicht auf Frieden gibt. Großbritanniens ist geteilt und eine Republik mit lebenslangem Präsidialamt, Wales unabhängig. Gereist wird meist mit Eisenbahn oder Luftschiff, interkontinental per Tunnel durch die Erde und Flugzeuge mit Düsenantrieb sind nie über erste Prototypen hinausgekommen. Vampire und andere Unwesen sind ein ständiges Ärgernis für die Bevölkerung.

In dieser Welt spielt Literatur eine große Rolle, gilt als nationaler Schatz. So ist Beschäftigung mit Literatur ein Massenphänomen, kommt es nicht nur zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern verschiedener Literaturrichtungen oder -theorien. Literarische Figuren gelangen in die Wirklichkeit – und auch die Welt der Weiterlesen

In Almas Augen : Roman / Daniel Woodrell

West Table, ein Provinznest in den Ozarks, Missouri. Jahrelang hat Alma DeGeer Dunahew die Wahrheit eingefordert, ist dafür von allen ausgegrenzt und gemieden worden. Jetzt ist sie alt und noch immer wächst ihr Haar, dass sie seit jenen Ereignissen im Sommer 1929, als in der Arbor Dance Hall eine gewaltige Explosion 42 Menschen in den Tod reisst, darunter ihre Weiterlesen

Was Atheisten glauben / Franz M. Wuketits

Diejenigen von uns, die ihre geringe Bedeutung im Universum mit Heiterkeit betrachten, haben zweifellos eine bessere Chance, ein zufriedenes Leben zu führen als alle diejenigen, die sich krampfhaft an obskure Vorstellungen von einem sinnvollen Universum klammern und zu „beweisen“ suchen, dass sie in diesem vorgesehen waren und in ihm einen ausgezeichneten Platz einnehmen. Solche Leute haben fürwahr nichts zu lachen. (S. 118)

Der österreichische Biologe, Hochschullehrer und Wissenschaftstheoretiker Frank M. Wuketits beschäftigt sich in „Was Atheisten glauben“ mit den grundlegenden, existentiellen Fragen, denen sich Menschen im Angesicht des Lebens und seiner Endlichkeit ausgesetzt sehen. In fünf Kapitel, die durch zahlreiche Quellenangaben und einen kleinen Anmerkungsapparat ergänzt werden, schreibt er über den Atheismus als „lebenswerte Daseinsform“ und legt nüchtern dar, warum sie jeder Art Strenggläubigkeit letztlich sowohl Weiterlesen

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten : Roman / Daniel Friedman

Memphis, Tennessee. Rose hat es nicht einfach nach über 60 Jahren an der Seite ihres mittlerweile 87jährigen Mannes, Buck Schatz, seines Zeichens ehemaliger Ermittler bei der Polizei, ruppig auftretender Kettenraucher, ansatzweise dementer Diätverweigerer und Dauerfernsehkonsument. Es wird nicht leichter, als sie darauf besteht, dass er an das Sterbebett seines ehemaligen Kriegskameraden Jim Wallace eilt: denn Buck erfährt von dem Sterbenden, dass ihr Peiniger im Kriegsgefangenenlager, SS-Lageraufseher Heinrich Ziegler, der nach dem Krieg mit einem Wagen voller Nazigold floh, noch Weiterlesen

Léon und Louise : Roman / Alex Capus

Die schönsten Liebesromane sind ja oft nicht jene, in denen sofort klar ist, dass die Liebenden am Ende zueinander finden und glücklich bis an das Ende ihrer Zeiten leben. Schon Gabriel García Márquez hat mit Florentiono und Ariza ein solches Paar geschaffen. Nicht selten enden die schönsten Liebesgeschichte ja auch tragisch bis hin zum Tod, wie wir ihn bei Romeo und Julia erleben.

Nun will ich nicht unebdingt Alex Capus, den Autor von Léon und Louise, gleich in eine Reihe mit unerreichbaren Größen wie García Márquez oder Shakespeare stellen. Dennoch: er schafft mit dem titelgebenden Paar genau die beschriebene Konste4llation einer großen Liebe, die nicht oder zumindest nicht sofort zu ihrer Erfüllung kommt, sich ihr gar jahrelang entzieht.

Der junge, siebzehnjährige Léon, im Ersten Weltkrieg als Funker an einer atlantiknahen französischen Bahnstation eingesetzt, begegnet Weiterlesen

Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag / Katrin Bauerfeind

Viele Eltern kennen das vielleicht: abends ist man so geschafft, dass man aus der vom Stadtbibliotheksbesuch mitgebrachten DVD-Auswahl konsequent alles aussortiert, was länger ist als 90 Minuten. Das ist schade, denn dadurch verpasst man einige ausgesprochen sehenswerte Filme – und auch so manche interessante Fernsehsendung, die dieses arg auf den Hund gekommene Medium durchaus zu bieten hat. Wie zum Beispiel das öfter gegen 21.30 Uhr auf 3Sat zu sehende Magazin Bauerfeind von Katrin Bauerfeind – eine Zeit, bei der wir durchaus schon intensiv an die Zahnbürste denken, wenn wir nicht einen der 90minütigen Filme ausgesucht haben und in den letzten 15 Minuten stecken.

Was hat nun dieser fehelnde Tag damit zu tun? Viel, denn Weiterlesen

Eine schöne Wahrheit / Colin McAdam. Aus dem kanadischen Englisch von Eike Schönfeld

Wir reden über globales Bewußtsein, Aufklärung und Fortschritt, sind uns aber nicht der Tatsache bewußt, dass wir sprechende Affen sind. Sie lachen, wenn ich Affe sage. Wir reden nicht davon, den Planeten zu retten, wir reden davon, unsere Spezies zu retten. Fangen wir wenigstens mal damit an und stellen wir das mit unserer Spezies einstweilen zurück. Wir reden über das Überleben von Dingen wie Bäumen, milden Temperaturen uind exotischen Tieren, alles, was unsere Fantasie über Gärten ohne den Tod nährt. S. 220

Vermont, USA. Walt und Judy sind kinderlos – und insbesondere Judy leidet sehr darunter. Sie adoptieren das Schimpansenjunge Looee, das schon bald in Kinderkleidung und mit unbändigem Bewegungsdrang ihr Leben und ihr Haus auf den Kopf stellt. Doch Weiterlesen

Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren / Sarah N. Harvey

Kanada. Der 17jährige Royce musste gerade mit seiner Mutter von der einen Ecke Kanadas in die andere umziehen, weil dort ihr steinalter Vater, der 95jährige ehemalige Starcellist Arthur, lebt und bemüht ist, jede eingestellte Pflegekraft schnell wieder zu vergraulen. Royce weiß gerade mit seinem jungen Leben nicht so viel anzufangen und ist alles andere als begeistert, als er sich den Sommer über um den gebrechlichen, lauischen und streitsüchtigen Großvater kümmern soll und willigt nur ein, weil er hofft, sich von dem Geld ein altes Auto kaufen und zurück zu seiner alten heimat fahren zu können.

Zunächst scheint Royce alles falsch zu machen. Doch er Weiterlesen

Das Licht zwischen den Meeren / M. L. Stedman

Tom gehört nicht zu den Männern, deren Beine nur noch von Sehnen am Körper gehalten wurden oder denen die Eingeweise wie glitschige Aale aus dem Leib quollen. Seine Lunge und sein Gehirn sind nicht vom Gas aufgeweicht worden. Doch er trägt dennoch Narben mit sich herum, denn er muss in der Haut des Mannes weiterleben, der das getan hat, was damals nötig war. Es ist ein Schatten, der nach innen fällt.
Er gibt sich Mühe, darüber nicht ins Grübeln zu kommen. Er hat nämlich viele Männer erlebt, die auf diese Weise sich selbst verloren haben. Also lebt er weiter am Rande dieses Gefühls, für das er keinen Namen hat. Wenn er von jenen Jahren träumt, ist der Tom, der sie durchlebt und Blut an seinen Händen hat, ein etwa achtjähriger Junge. Ein kleiner Junge, der sich gegen Männer mit Gewehren und Bajonetten zur Wehr setzen muss und dem es zu schaffen macht, dass die Kniestrümpfe seiner Schuluniform verrutscht sind und er sie nicht hochziehen kann, weil er dazu sein Gewehr fallen lassen müsste. Und dabei ist er ohnehin kaum groß genug, um es zu tragen. Außerdem kann er seine Mutter nirgendwo entdecken“.
(S. 13)

„Männer haben ihr Leben gelassen, nur damit ein paar Meter Schlamm als „unser“ anstelle von „ihrs“ bezeichnet werden konnte – um sie am nächsten Tag wieder zu verlieren“. (S. 55)

Australien, 1920er Jahre. Nach traumatischen Erfahrungen im 1. Weltkrieg lässt sich der Kriegsheimkehrer Tom Sherbourne zum Leuchtturmwärter ausbilden und bekommt nach wenigen Jahren eine feste Stelle auf Janus Rock, einer abgelegenen (und fiktiven) Insel vor der Küste Australiens. Tom verfolgt seine Arbeit sehr akribisch und effizient: die Verantwortung und sein genau strukturierter Alltag scheinen ihm zu helfen, mit den ihn weiterhin verfolgenden schrecklichen Kriegserlebnissen fertigzuwerden.

„Er richtete sich zu voller Größe auf, suchte sich einen Fixpunkt an der Tür des Leuchtturms – ein gelockertes Scharnier – und beschloss, damit anzufangen. Mit etwas Greifbarem. Er musste sich mit etwas Greifbarem befassen, denn wer konnte wissen, wohin sein Verstand und seine Seele sonst geweht werden würden wie ein Ballon ohne Ballast. Nur so hatte er vier Jahre Blut und Wahnsinn überstanden: Wenn man im Schützengraben einnickte, musste man wissen, wo seine Waffe lag; immer die Gasmaske kontrollieren; sichergehen, dass die Untergebenen ihre Befehle bis auf den letzten Buchstaben verstanden hatten. Man dachte nicht in Kategorien von Jahren oder Monaten, sondern nur an diese Stunde und vielleicht die nächste. Alles andere war Spekulation.“ (S. 37. Alle Zitate beziehen sich auf die E-Book-Version)

Auf Landurlaub lernt er Weiterlesen

Die sanfte Entführung des Potsdamer Strumpfträgers / Christian Ritter

Es ist ja immer so eine Sache mit den Büchern, die in der Bibliothek meines Vertrauens unter Witz & Satire bzw. Humor firmieren: etliche Titel sind mir zu zeitgeistig, haben eine vergängliche Comedyattitüde oder sind gewollt komisch. Natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen – und da ich in letzter Zeit sehr viele melancholische, zuweilen gar düstere Bücher gelesen habe, habe ich beherzt im besagten Bereich gesucht und mir letztlich aus der „Onleihe zwischen den Meeren“ das vorliegende Buch des Poetry-Slammers und Autors Christian Ritter gezogen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Zur Geschichte: derr Mitdreissiger Paul wohnt seit etlichen Jahren draussen auf dem Land auf dem alten Bauernhof von Herrn Müller. Womit Herr Müller sein Geld verdient, weiss man ebenso wenig wie seinen Vornamen. Paul jedenfalls arbeitet seit achtzehn Jahren im Dorfsupermarkt als rechte Hand der Chefin, plaudert entspannt mit der bald achtzigjährigen Frau Rottenbauer, wenn die mit ihrem Klappstuhl vier Weiterlesen

Gemordet wird immer / Tessa Korber

Lange ist Viktor Anders im Ausland gewesen, hat sich unter anderem als Surflehrer, Kaufhausdetektiv, Kellner und Hausmeister bei einem Zen-Meister durchgeschlagen. Nach dem Tod seiner Eltern kehrt er heim, um als Erbe in das Bestattungsunternehmen Anders einzutreten. Sehr zum Mißfallen von Miteigentümer und Onkel Wolfgang, der Viktor die Eignung dafür abspricht.

Viktor setzt sich durch, zieht in die Wohnung seiner Eltern und arbeitet fortan mit im Familienbetrieb, zu dem neben Onkel Wolfgang und der behäbigen Tante Hedwig mit ihrer ewigen Schürze auch der kosmetisch begabte autistische Cousin Tobias beitragen. Dann aber entdeckt er bei einem Mißgeschick mit seiner ersten Leiche eine Weiterlesen

Dunkles Verhängnis / James Sallis

„Die Welt ist so sehr voller Worte. Und doch bleibt so vieles, was wirklich wichtig ist, für immer unausgesprochen.“(S. 116)

„Wie selten wir tatsächlich bewußte Entscheidungen treffen, ja wie selten wir uns überhaupt vor eine Entscheidung gestellt sehen. So vieles ist bereits festgelegt: durch unsere DNA, das soziale Umfeld, das Klima, durch unsere Erziehung und den Einfluß der Menschen, mit denen wir es zu tun haben. Und ein großer Teil des Rests ist purer Zufall – wohin die Strömung uns trägt.“ (S. 80)

Vermutlich ist es eher ungewöhnlich und in den meisten Fällen nicht ratsam, den letzten Teil einer Trilogie zuerst zu lesen. In diesem Fall führte mich der Zufall (das Buch war gerade in der Onleihe der Bibliothek meines Vertrauens verfügbar) dennoch dazu, den dritten Schritt vor dem ersten zu tun, da ich derzeit alles von James Sallis und vergleichbaren Autoren verschlinge. Und ich habe es nicht bereut.

Zum Inhalt: wir begleiten Turner, einen ehemaligen Polizisten und Therapeuten, der eine dunkle Vergangenheit als Ex-Sträfling hinter sich hat, durch die Kleinstadt in Tennessee, in der er lebt. Zwei Jahre sind vergangen, seit seine Freundin Val vor seinen Augen erschossen wurde, und noch immer trauert er. Doch mit dem Mordverdacht gegen Weiterlesen

Das Handwerk des Teufels : Roman / Donald Ray Pollock

USA, Ohio, in den 1950er und 1960er Jahren. Nach „Knockenstiff“ entführt uns Pollock erneut in den „Bible Belt“ der USA, nach Ohio und lässt auch den Ort des Vorgängerromans wieder vorkommen.

Der junge Arvin wächst in einer Welt voller Gewalt, Korruption und religiösem Fanatismus auf. Sein Vater, ein spät religiös erweckter Weltkriegsveteran, versucht vergeblich, durch Blutopfer und Weiterlesen

Knockemstiff / Donald Ray Pollock

Das gilt doch für die meisten von uns; unser Leben zu vergessen ist das Beste, was wir zustande bringen. (S. 140)

In Knockemstiff entführt uns der amerikanische Autor Donald Ray Pollock, selbst aus einer unterprivilegierten Familie kommend, in die archaische Welt eines Provinzörtchens in Ohio. Dort begegnen wir Menschen, die auf der anderen Seite des amerikanischen Traums leben, zerrissen zwischen aussichtlosen Träumen und einer deprimierenden, nicht selten von Weiterlesen

Unterwegs mit wilden Kerlen : eine Frau erobert die Arktis / Birgit Lutz

„Wie soll man erklären, wie schön es ist, wenn die Sonne zwischen den Wolken durchkommt und alles golden wird um einen herum? Wenn die Presseisrücken wie Scherenschnitte aussehen. Wenn auf einmal drei Sonnen am Himmel stehen. Wie erklärt man, dass man tatsächlich geweint hat, nach fünf Tagen im Eis, und auf einmal stand das eine Bärin mit zwei Jungen, und die Jungen spielten mit einer Robbenhaut, sprangen von Scholle zu Scholle und führten ein unwirklich scheinendes Theater auf? Wie erklärt man das tiefe Gefühl der Dankbarkeit für Momente wie diese? Wie erklärt man, dass man sich reich beschenkt fühlt, wenn das Wetter genau für den Zeitraum der Landung auf einer Insel hält, wenn man im Sonnenlicht auf einem Gletscher sitzen kann und alles, alles so wunderschön ist?“ (S. 170)

Reisen in die Welt der Polregionen sind heute mit einem kalkulierbareren Risiko verbunden als noch vor fünfzig oder hundert Jahren. Dennoch bleiben es extreme Landschaften, die den Menschen nicht brauchen, ja ihm deutlich macht, das er dort nicht eigentlich hingehört – und doch von einer faszinierenden Schönheit sind, die schnell in den Bann ziehen kann und einen sogar die Anstrengungen und Einschränkungen in Kauf nehmen lässt, die trotz aller technischen Hilfsmittel mit Reisen in die Polregionen verbunden sind.

„Wer die Qualen nicht kennt, der kennt auch die Freude nicht. So wie wir uns zwischen den Polen der Erde bewegen, bewegen wir uns zwischen den Polen des Lebens. Wer die Fähigkeit besitzt, Menschen, Landschaften und die ganze Welt, die uns umgibt, nicht nur zu sehen, sondern noch mehr zu erfühlen, wer fähig ist, jede Pore des Körpers mit Freude, mit jubelndem Glück anzufüllen – dem wird sich irgendwann auch jede dieser Poren mit einem schreienden Schmerz füllen. Das eine ohne das andere – gibt es nicht“ (S. 174)

Die Journalistin Birgit Lutz fährt 2007 das erste Mal mit dem russischen Eisbrecher Yamal an den Nordpol und ist sofort gebannt von der Schönheit und den Extremen der Region. In der Folge bereist sie wiederholt die Region, begegnet den rauh Weiterlesen

Frauen und Kinder zuerst : die gefährlichsten Reisen der Welt! / Carl Hoffman. Übersetzt von Ingo Wagener

In jenem Augenblick befand ich mich nirgendwo und doch überall, allein und fremd, verunsichert in einem Strom nicht enden wollender Bewegung. Das hier war Reisen in seiner unwirtlichsten Form, es legte alles bloß und entledigte mich meiner letzten Gefühle von Angst und Unsicherheit. Wenn man reist, glaubt man, sein altes Selbst hinter sich lassen zu können. Aber Hunger, Erschöpfung und die körperlichen Unannehmlichkeiten, die das Leben auf einem Bussitz mit sich bringen, dienen dazu, sein wahres Ich zu erleben – vor sich selber kann man sich nicht verstecken.“ (S. 55)

Wenn man an das Reisen denkt, denkt man an Touristen in mehr oder weniger bequemen Flugzeugen, in Busse, Autos oder Schiffen, die zu touristisch interessanten Orten gefahren werden oder in ihr Standhotel. Vielleicht noch an Geschäftsreisende in der Businessclass. Manchmal liest man etwas über den Untergang einer Fähre in Bangla-Desh oder den Absturz eines heruntergekommenen Flugzeuges in Südamerika oder waghalsig überladene Minibusse in Afrika und verbucht das ganze als exotisch: gefährlich klingt es, aber es betrifft uns nicht.

Was man sich meistens klar macht ist die Tatsache, dass ein Großteil der Menschheit nicht in sicheren Verkehrsmitteln reist, weil es keine anderen Möglichkeiten gibt. Entweder ist das sichrere, gut gewartete und von gut ausgebildeten Menschen bewegte Verkehrsmittel zu teuer – oder es ist schlichtweg in dieser Region nicht verfügbar.

Der amerikanische Reisejournalist Carl Hoffman (National Geographic Traveler und Wired) macht sich auf die Reise um die Welt in den gefährlichsten Verkehrsmitteln. Er besteigt marode Weiterlesen

Die Bayou-Trilogie / David Woodrell

Immer wieder verschlägt es mich zu Autoren, die sich mit der Kehrseite des amerikanischen Traums auseinandersetzen, darunter Schriftsteller aus dem Umfeld der Southern Gothic (William Gay oder Cormack McCarthy) oder Autoren, die ihre Plots dezidiert im Millieu des ‚American White Trash‘ anlegen, wie etwa Willy Vlautin oder David Woodrell. Zumeist ist in diesen Büchern wenig bis keine Hoffnung, geht es düster und gewalttätig zu unter Protagonisten, die sich ohne Chance auf den gesellschaftlichen Aufstieg durch ein von Beginn an auf schmalen Wegen laufendes Leben kämpfen, stets auf der Suche nach Krümeln vom großen Kuchen. Es sind in der Regel Hinterwäldler, Alkoholiger, Spielernaturen, heruntergekommene „Working Poor“, traurige Figuren, die sich maßlos selbst überschätzen und nicht selten mit einem trotzigen Stolz auf ihre angeblich überlegene Hautfarbe der Karotte nachjagen, die sie nie erwischen werden.

Woodrells Romane „Winters Knochen“ und „Der Tod von Sweet Mister“ waren bereits Thema auf Jargsblog. In der hier vorgestellten Bayou-Trilogie, auf die ich in der Onleihe der öffentlichen Bibliotheken gestoßen bin, sind drei bereits in den 90ern auf Deutsch erschienene Romane versammelt, die sich mehr oder weniger um den aus niedriger sozialer Schichte stammenden Polizisten Rene Shade drehen und von Woodrell als Country-Noir-Krimis bezeichnet wurden.

In „Cajun Blues“ (Orig.: Under the Bright Lights) wird ein in der Lokalpoitik engagierter Farbiger ermordet. Shade vermutet hinter dem Mord mehr als Weiterlesen

Aber bitte mit Sake: auf Kreuzfahrt mit 1000 Japanern / Dana Phillips

Wer jemals in Japan war, wird sich als Westeuropäer sicher ebenso fremd wie bezaubert gefühlt haben, verbunden mit dem Gefühl eigener, nicht nur körperlicher Grobschlächtigkeit und unsensibler, unpassender Direktheit.

Unter dem Pseudonym Dana Phillips haben die Autorin Jule Görsdorf und eine Freundin einen kurzweiligen (fiktiven) Reisebericht geschrieben über eine Kreuzfahrt auf dem „Peace Boat“, einem japanischen Kreuzfahrtschiff, das einer Non-Profit-Organisation gehört und mit dem Auftrag der Förderung von Frieden, Vökerverständigung und ökologischer Nachhaltigkeit über die Weltmeere schippert.

Dana, die Protagonistin des Reiseberichtes, gerät eher zufällig an den Auftrag, auf dem Peace Boat mitzufahren. Unglücklich in ihrer Beziehung zu einem Italiener, bricht sie schliesslich
Weiterlesen

Die Besteigung des Rum Doodle / William E. Bowman. Mit einem Vorwort von Bill Bryson. Übersetzt von Wolfgang Colden u. Michael Hein.

Zu unrecht steht dieser Klassiker der Bergsteigerlektüre im Schatten der Bücher, die über die Besteigungen kleinerer Berge wie des völlig überschätzten Mount Everest geschrieben wurden. Gelang doch Mitte der 1950er Jahre endlich in einer heroischen, groß angelegten britischen Expedition die Bezwingung dieses 40.000 Fuß hohen und damit höchsten Gipfels der Erde, ungeachtet aller Schwierigkeiten, die der zunächst überfordert erscheinende Expeditionsleiter mit den 3000 einheimischen Trägern, dem Koch und seinen fremdartigen Gerichten und dem zunächst seinen Aufgaben wenig gewachsen scheinenden Team aus sehr britischen Gentleman: „Binder“, so der Codename des Expeditionsführers, hat so seine Zweifel am ständig kranken Arzt, dmr motivationslose Gipfelstürmer, dem unfähig erscheinende Navigator, der einige Male verloren geht und schon den Ort der Vorbesprechung nicht findet und dem Übersetzer, der aufgrund einer sprachlichen Unsicherheit zunächst 30.000 statt 3.000 ‚yogistanische‘ Träger anheuert. Doch dann …

Halt. Zwar gibt es den Rumdoodle Peak, einen knapp Weiterlesen

Bruce : Die Springsteen-Biografie / Peter Ames Carlin. Übersetzt von Sonja Kerkhoffs

Es ist so eine Sache mit der Musik von Bruce Springsteen und mir: in der Zeit meiner musikalischen Sozialisation erreichten mich nur einige seiner Songs wie etwa das frühe „Born to run“ vom gleichnamigen ersten Erfolgsalbum aus dem Jahr 1975, einige Titel des Allbums „Nebraska“ (1982) und – ja! – durchaus auch Stadionrock-Titel wie „I’m on fire“ oder den Krieg verurteilende Songs wie „War“. Eine nachhaltige Weiterlesen

Lieben : Roman / Karl Ove Knausgård. Aus dem Norwegischen von Paul Berf

„Aus meiner eigenen Kindheit sind mir nur eine Handvoll Episoden im Gedächtnis geblieben, die ich alle als bahnbrechend und bedeutsam empfand, obwohl sie eigentlich, wie ich heute erkenne, in einem Meer anderer Geschichten schwammen, was ihren Sinn gänzlich auslöscht, denn woher will ich eigentlich wissen, dass ausgerechnet diese Ereignisse, die sich mir eingebrannt haben, entscheidend waren, und nicht all die anderen, über die ich nicht das Geringste weiß“ (Karl Ove Knausgard, „Lieben“. S. 23)

Was betimmt ein Menschenleben, wie findet sich in der Banalität des Alltags so etwas wie Sinn, wie verändert sich das Bild der eigenen Kindheit, wenn man selbst Kinder hat? Karl-Ove Knaus Knausgård beschäftigt sich im zweiten Band seines auf sechs Bände angelegten Werkes mit der Veränderung, die sein Leben nimmt, als er seine Frau Linda kennenlernt: beide sind selbstbewußte, auf Selbstverwirklichung bedachte menschen, deren Leben sich durch die Weiterlesen

Flavia de Luce – Vorhang auf für eine Leiche / Alan Bradley

Weiterhin ist die Familie de Luce knapp bei Kasse, der Familiensitz Buckshaw kaum noch zu halten. Colonel Buckshaw nimmt daher das Angebot einer Filmcrew an, Buckshaw als Drehort zu mieten. So rückt kurz vor Weihnachten der ganze Filmtross an inklusive der berühmten Schauspielerin Phillys Wyvern. Natürlich übt die Diva eine magische Anziehungskraft auf die Bewohner des kleinen Örtchens aus – und gern wird eine kurzerhand orfanisierte und nach Buckshaw verlegte Wohltätigkeitsveranstaltung mit Phillys Wyvern als überraschendem Stargast genutzt, alles in Augenschein zu nehmen und der Berühmtheit nahe zu sein. Doch der Abend endet dramatisch: alle Teilnehmer müssen zusätzlich zur Filmcrew und den de Luces in dem vom Schnee eingeschlossenen Buckshaw übernachten – und Flavia de Luce findet in den frühen Morgenstunden Weiterlesen

Meine geheime Autobiographie / Mark Twain. Übersetzt von Hans-Christian Oeser

„Was für einen winzigen Bruchteil des Lebens machen die Taten und Worte eines Menschen aus. Sein wirkliches Leben findet in seinem Kopf statt und ist niemandem bekannt außer ihm“ (Mark Twain, Meine geheime Biographie. Aufbau Verlag, 2012. – S. 45)

„Was einen innerlich am meisten beschäftigt, sollte das sein, worüber man schreibt“ (S. 145)

Angenommen, Sie müssten jemandem Ihr Leben erzählen: auf welche Art und Weise würden Sie das tun? Klassisch in chronolgischer Reihenfolge? In strikter Auswahl nur der wesentlichen und gegebenenfalls vorzeigbaren Lebenstationen, Begegnungen, Erlebnisse? Würden Sie Dinge auslassen – und wenn ja, warum? Gäbe es Dinge, die Sie für zu banal erachten würden, um von Ihnen zu erzählen – und woran bemessen Sie diese Banalität?
Vom eigenen Leben zu erzählen dürfte auch heute im Zeitalter der permanenten Selbstbespiegelung nicht einfacher sein als vor einhundert Jahren, erzwingt doch eine solche Erzählung immer eine Reduktion auf das vermeintlich Wesentliche, dass aber zu gegebenen Augenblicken sowohl vom Erzähler als auch vom Zuhörer jeweils unterschiedlich in seiner Bedeutung für das jeweilige Leben bewertet werden dürfte. Dazu kommt, dass die Erinnerung oft trügerisch ist, wir dazu neigen, Dinge auszublenden, zu vermischen oder in größere Entferungen voneinander zu stellen. Fraglich ist auch, ob wir es immer ehrlich mit uns meinen würden, wenn wir aus unserem Leben erzählen ; vielleicht, weil es Dinge gibt, die uns, vielleicht, weil es Dinge gibt, die andere, noch lebende Menschen in einem seltsamen Licht erscheinen lassen mögen.

Mark Twain hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner Autobiographie, einem Projekt, dass ihn viele Jahre mit wechselnder Intensität und Intension beschäftigt hat. Grundsätzlich hatte er Weiterlesen

Kleines Lexikon der Reise-Irrtümer / Nele-Marie Brüdgam

Mythen, Mißverständnisse und Irrtümer über das Reisen gibt es ebenso viele wie es Bücher über das Reisen gibt: manche Irrtümer sind verzeihlich, gehören in den Bereich des Gerüchtes, des Klischees oder der Halbwahrheit, andere kann man nur noch als gefährlich, massiv irreführend und manchmal auch schlichtweg als dümmlich bezeichnen. Die lange Liste der Reise-Irrtümer im Buch der 1967 geborenen Reisejournalistin Nele-Marie Brüdgam reicht unter anderem vom Azorenhoch und der Bahn als Ärgernis und zugleich umweltfreundlichstes Verkehrsmittel über die stets und immer helfenden deustchen Botschaften, die sichersten Plätze im Flugzeug, das Internet als zuverlässige Quelle zur Gesundheitsinformation bis hin zum idealen, vom unfangreichen heimischen Koffer- und Taschenvorrat zu untertützenden Weiterlesen