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Der Marsianer : Roman / Andy Weir

Der Biologe und Ingenieur Mark Watney gehört zur sechsköpfigen Crew von Ares 3, der dritten, akribisch und aufwändig vorbereiteten bemannten Mission zum Mars. Am sechsten Tag nach der Landung wird die Crew durch einen außergewöhnlich schweren Sandsturm gezwungen, überstürzt das Basislager zu verlassen, die Mission abzubrechen und mit dem Marsrückkehrmodul und dem in der Umlaufbahn befindlichen Raumschiff Hermes den Rückflug zur Erde anzutreten. Auf dem Weg zum Rückkehrmodul wird Watney verletzt und von den anderen getrennt: im Glauben, er sei tot, fliegt die Crew zurück zur Erde.

Mark Watney überlebt jedoch. Ihm gelingt es, sich zurück in die Basis zu retten. Nüchtern zieht er Bilanz und stellt fest, dass er keinen Kontakt zur Erde bekommen kann und für maximal dreihundert Tage Lebensmittel hat – die nächste Mars-Mission Ares 4 aber erst in vier Jahren erwartet wird. Sein Überlebenswille ist so stark, dass Watney einen Weg findet, die ihm zur Verfügung stehende Lebensspanne mithilfe der vorhandenen Ressourcen auszudehnen und sich selbst durch seine handfeste, sarkastische und selbstironische Art trotz vieler Rückschläge immer wieder zu motivieren, mit seinen Anstrengungen fortzufahren. Er baut Kartoffeln an, findet einen Weg, zusätzliches Wasser herzustellen und baut schließlich nach einer mehrtägigen Tour zur tausend Kilometer entfernt liegenden Pathfinder-Sonde aus den dort gefundenen Material einen Sender, der ihm die Kommunikation mit der Erde ermöglicht.

Marks Überleben und seine Aktivitäten sind durch einen Zufall auf regelmäßig ausgewerteten Satellitenaufnahmen bereits auf der Erde entdeckt worden. Fieberhaft sucht man nach Wegen, ihm aus zu helfen. Endlich startet ein eilends zusammengebauter Satellit Richtung Mars, der Mark Witney Überlebenszeitfenster deutlich verlängern soll. Doch der Start missglückt. In Ihrer Verzweiflung erhalten die NASA-Techniker unerwartet Hilfe von den Chinesen. Und auch die Crew der zur Erde zurückfliegenden Hermes verfolgt die Rettungsaktionen – und trifft schliesslich eine überraschende Entscheidung.

Andy Weir legt mit seinem Debütroman einen Science-Fiction-Roman der besonderen Art vor: sein Held hebt sich mit seiner lakonischen, humorvollen Art wohltuend von üblichen Abenteuerklischees ab. Sein Überlebenskampf findet auf einem absolut lebensfeindlichen Planeten statt vor dem Hintergrund der Einsamkeit eines erdfernen Menschen und der vergleichsweise geringen Hilfsmöglichkeiten, die uns trotz modernster Technik zur Verfügung stehen. Weir, ein Informatiker mit einem Faible für Physik, scheint die Fakten zu seinem Roman ausgesprochen akribisch recherchiert zu haben und führt uns auf dieser Basis nachvollziehbar in seine Geschichte.

Deutlich werden die engen Grenzen, die dem menschlichen Überleben im Weltall und auf Planeten wie dem Mars gesetzt sind. Der Abhängigkeit von einer nur auf eine zeitlich und auf bestimmte Operationen und Aktionen begrenzte Technik stellt er die Fantasie seines trotzig gegen den drohenden Tod kämpfenden Protagonisten gegenüber, der seine technischen Kenntnisse und Fähigkeiten und seine Fantasie verbindet, um Lösungen für die auftretenden, oft unerwarteten Probleme zu finden. Weir macht dabei aus Watney keinen Übermenschen, sondern präsentiert ihn als sarkastischen, unauffälligen Astronauten, der sich nicht damit abfinden will, nicht zur Erde zurückkehren zu können und so dem Planeten Mars sein Leben Tag für Tag und mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors abtrotzt.

Watneys Überlebenskampf verknüpft Weir nach und nach mit weiteren Handlungssträngen, behält aber den einsamen Astronauten ganz im Fokus und verliert sich nicht wie andere Autoren des Genres in aufwändigen Charakterstudien etlicher Charaktere, die dem Buch einen erheblichen Teil seines Reizes genommen hätten. Bemerkenswert ist Weirs Detailwissen: er lässt den Leser unter anderem über Watneys Selbstreflexionen und Gedanken an etlichen technischen und naturwissenschaftlichen Details des Überlebenskampfes teilhaben und gibt dem Roman neben der psychologischen (Mann am Rande des Todes) und philosophischen (Die Einsamkeit des Menschen im Weltall) auch noch eine technische Ebene (Physik des Weltraums und die Grenzen und Möglichkeiten der Technik).

Weir begeht auch nicht den Fehler, sich in literarische Technikfiktionen zu versteigern: seine Geschichte von den Marsmissionen, die als Hintergrund zur Story dient, scheint zwar zukunftsfern, doch grundsätzlich auf der Basis heutigen Wissens so wie beschrieben technisch realisierbar.

Beste Science Fiction also und ein Roman, der das Zeug hat, ein Klassiker des Genres zu werden. Die Verfilmung ist wohl bereits in Arbeit durch Ridley Scott – ob der aber so gute Bilder findet wie die, die bei der Lektüre dieses überaus spannenden und fesselnden Romans in meinem Kopf entstanden, wird sich erst noch zeigen.

6 Kommentare zu “Der Marsianer : Roman / Andy Weir

    • Lieber Volker,
      danke für die freundlichen Worte zu meiner Rezension. Und vielen Dank für den Link zu deiner feinen Besprechung, den hier ich gleich mal freischalte.
      Herzlich grüßt
      Jarg

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    • Lieber Pit, etwas verspätet Dank für die guten Wochenwünsche. Englischlesen müsste bei mir auch mal wieder sein … Meine diesbezüglichen Fähigkeiten rosten doch arg ein mittlerweile.
      Liebe Grüße von Jarg

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      • Hallo Jarg,
        bei mir, als ehemaliger Englischlehrer, ist Lesen in Englisch ja sozusagen eine Berufskrankheit. 😉
        Hab‘ eine feine Woche,
        Pit

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      • Hallo Pit,
        danke für die guten Wünsche. Mehr Englisch wäre bei mir auf jeden Fall angebracht. Im Sommer ist mal wieder ein englischer Klassiker fällig, um die englischen Sprachmuskeln zu entrosten.
        Herzlich grüßt Jarg

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