Eine Alternativwelt, mitten in den 1980er Jahren: seit 131 Jahren stehen sich Russland und England im Krimkrieg gegenüber, ohne dass es Aussicht auf Frieden gibt. Großbritanniens ist geteilt und eine Republik mit lebenslangem Präsidialamt, Wales unabhängig. Gereist wird meist mit Eisenbahn oder Luftschiff, interkontinental per Tunnel durch die Erde und Flugzeuge mit Düsenantrieb sind nie über erste Prototypen hinausgekommen. Vampire und andere Unwesen sind ein ständiges Ärgernis für die Bevölkerung.
In dieser Welt spielt Literatur eine große Rolle, gilt als nationaler Schatz. So ist Beschäftigung mit Literatur ein Massenphänomen, kommt es nicht nur zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern verschiedener Literaturrichtungen oder -theorien. Literarische Figuren gelangen in die Wirklichkeit – und auch die Welt der Bücher und Geschichten ist nicht so festgefügt wie früher und ihr droht stets Veränderung: deshalb gibt es bei den SpecOps, einer Art oberster Kontrollbehörde mit zahllosen zum Teil bewaffneten Abteilungen, auch die LitAgs. Sie beschäftigen sich mit Fälschungen und illegalen Buchausgaben.
Als 1985 das Original-Manuskipt vomn Dickens Roman Martin Chuzzlewit gestohlen wird, verdächtigt man Acheron Hades als Täter. Da Thrusday Next, Veteranin des Krimkrieges, als einzige weiss, wie Hades aussieht, wird sie in den Fall eingebunden. Er endet in einem Desaster und Next überlebt nur durch das beherzte Eingreifen von Mr. Rochester, einer literarischen Figur aus Charlotte Brontës Jane Eyre.
Als Hades erfährt, dass Next Onkel Mycroft ein Literaturportal entwickelt hat, mit dem man fiktionale welten nicht nur betreten, sondern literarische Figuren entführen und damit ein Buch für immer verändern kann, plant er seinen nächsten Coup: er setzt Mycroft unter Druck, stiehlt das Manuskript von Jane Eyre und entführt die Hauptfigur, um die Regierung zu erpressen. Rasch beginnen sich alle jemals gedruckten Ausgaben des Buches bis hin zur Unkenntlichkeit der ursprünglichen Geschichte zu verändern. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt – und Thursday Next hat es nicht nur mit dem gefährlichen Hades zu tun, sondern auch mit der Goliath Corporation, der mächtigsten Firma Englands, die ganz eigene Interessen verfolgt. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zusammen mit der verwirrten Jane Eyre durch das Literaturportal in den gleichnamigen Roman einzutauchen.
Jasper Fforde gelingt mit dem ersten Band aus der Thursday-Next-Reihe eine furiose Alternativweltgeschichte mit fantastischen Elementen, die randvoll mit literarischen Anspielungen ist und geschickt mit Elementen aus Agententhrillern, Fantastik und Science-Fiction spielt. Die zumeist aus der Sicht der Protagonistin pseudorealistisch erzählte Geschichte ist nachgerade rasend erzählt mit sprachlichem Witz und geschickt gespanntem Spannungsbogen. Eine wunderbare und gehaltvolle Persiflage auf Science-Fiction- und Spionageromane, die man mit großem Vergnügen liest.
Vielen Dank an – wie passend – Thursdaynext aka Bluesforuse vonFeiner Buchstoff für den Tipp!
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Lieber Jarg,
Jasper Ffordes Thursday-Next-Reihe zu lesen bedeutet wirklich eine sehr abenteuerlustige und geistreiche Erweiterung des persönlichen LESEHORIZONTES. Ich habe diese Romane (alle sechs) mit Begeisterung hintereinander gelesen und dabei Ffordes Einfallsreichtum, seine Kombinationsgabe, seine phantasievollen Details und seinen epischen Weitblick bewundert (manche Handlungsfäden finden erst im letzten Band ihren erzählerischen Schlußpunkt).
Falls es Dich interessiert, wie die Thursday-Next-Reihe weitergeht – ich habe die ersten fünf Bände gebündelt besprochen.
Ich winke Dir also hier mit meinem Link:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/05/01/thursday-next-band-1-5/
Auf Wiederlesen!
Ulrike von Leselebenszeichen
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Dabke für den Hinweis, liebe Ulrike. Ich bin schon (wieder sehr angetan) beim zweiten Band und werde mir Deine „Bündelrezension“ auf jeden Fall zu gemüte führen.
Herzlich grüsst Jarg
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Die Idee ist wirklich klasse! Den ersten Teil fand ich allerdings auch am besten gelungen. Spaß machen sie aber alle (zumindest die vier, die ich bislang las).
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Das lässt mich hoffen. Nach vielen düsteren Thrillern aus dem Dunstkreis der Southern Gothic brauche ich mal was „helles“. Und der zweite Band fing recht vielversprechend an!
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Hocherfreut, einen weiteren Fan gewonnen zu haben 😉
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Siehste mal. Und der ist schon am zweiten Band. 🙂
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Ich liebe diese Reihe von Jasper Fforde! Der Fall Jane Eyre ist phantastisch – schade das Buch ist irgendwann nicht mehr zu mir zurückgekommen, wäre einen re-read wert 😉
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Mittlerweile bin ich beim zweiten Band und weiterhin sehr angetan. Und verleihen würde ich Bücher niemals – jedenfalls privat nicht. Beruflich mache ich das ja: deshalb habe ich entsprechend viele traumatische Erfahrungen mit Büchern, die nicht zurückkommen – und jenen, die in unbeschreiblichen Aggregatzuständen zurückkommen. 😉
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Die weiteren Thursday-Next-Romane sind ebenfalls lesenswert! Fforde hat es geschafft, das Niveau zu halten, gelegentlich sogar zu steigern.
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Bin bereits beim zweiten Band: durchaus intelligente Unterhaltung mit zahhlosen Anspielungen nicht nur literarischer Art. Macht ein bisschen süchtig 😉
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Ach, dieser Sucht kann man sich getrost hingeben – außer Zeit nimmt sie einem ja nix. 😀
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Stimmt … und das Suchtmittel ist auch noch intelligent gemacht!
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Das klingt lustig und ich habe neulich erst Charlotte Brontė’s Original in der alten englischen Fassung gelesen.
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Dann passt das optimal 😉
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