
„… gerächt ist nicht gerecht, Rache nicht Gerechtigkeit … Je primitiver ein Mensch, je ahnungsloser, unbelehrter, und sei er noch so gelehrt, desto lauter das berüchtigte Rübe-ab-Gebrüll, ohne tieferes Verständnis für die Gründe und Abgründe eines jeden von uns, des Glücklichen wie des Unglücklichen“.
(Karlheinz Deschner, 2004, zitiert nach: Jenseits von Gut und Böse, S. 277)
Wir alle kennen das: jemand hat etwas getan, das unseren Vorstellungen zuwiederläuft, und schon ordnen wir ihn als „böse“ ein. Ob es ein schlechtgelaunter Mensch ist, ein Straftäter, ein Terrorist oder ein Demagoge. Wir sind gewohnt, in Kategorien von „Gut“ und „Böse“ zu denken und daraus fast zwingend Schuld, Strafe und Sühne – mithin: Rache – abzuleiten. Ohne Moral, so denken wir, ohne diese Zuweisung von „Gut“ und „Böse“ geht es nicht. Aber gibt es DAS „Böse“ überhaupt. Und ist es so klar zu definieren, wie wir meinen? Können wir überhaupt so handeln, wie wir wollen, ja können wir wollen, was wir tun? Ist ein Mensch wirklich schuldig, wenn er etwas „Falsches“ tut. Ist es richtig, wenn eine Zeitung bei einer drastischen Mordtat vom „bösen“ Täter spricht? Wer bestimmt, was richtig und falsch ist – und ist das immer und zu jedem Zeitpunkt, von jedem Standpunkt aus klar? Muss es Schuld geben und Sühne für gesellschaftlich nicht akzeptables Verhalten, muss es von religiösen ode politischen Dogmenbestimmte Moralvorstellungen geben, damit Menschen überhaupt miteinander leben können? Oder gibt es einen anderen Weg? Einen Weg, der die Menschheit zugleich freier macht von moralinsauren Wertediskussionen und überkommenen Schuldkomplexen und zugleich zur Weiterentwicklung der Gesellschaft und des Individuums beiträgt?
In seinem Hauptwerk „Jenseits von Gut und Böse“ wendet sich Michael Schmidt-Salomon zunächst gegen das archaische Denkmuster von „Gut und Böse“, das die Existenz beider Kategorien als gegeben voraussetzt und daraus die moralischen Konsequenzen wie „Schuld“ und „Strafe“ ableitet. Dem Beharren vieler Menschen auf der Unterscheidung und Kategorisierung von „Gut“ und „Böse“ geht dabei die irrige Annahme voraus, dass der Mensch als einziges Lebewesen über einen freien Weiterlesen →
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