Allein in der Wand – Free Solo / Alex Honnold mit David Roberts

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht im Bezug auf Klettern, hohe Berge und Schwindelfreiheit: meine seit jeher vorhandene Höhenangst hat mich zwar nicht davon abgehalten, mir bei langen einsamen Rucksack-Wanderungen einige ausgesetzte Wege in den Alpen zu erarbeiten oder mich mittlerweile komplett angstfrei durch Kletterparks zu bewegen. Aber es gibt Grenzen, auch wenn ich offenbar durchaus in der Lage bin, Klettersteige neben Abgründen durchzusteigen wie dieses Jahr in den Vogesen. Mit beiden Händen an der im Feld verankerten Eisenstande natürlich. Weit hinter den anderen.

Bouldern geht und Klettern in einer Kletterhalle könnte ich mir vielleicht noch vorstellen – Klettern am Fels dagegen scheint mit außerhalb meiner Möglichkeiten zu liegen, selbst wenn mich jemand professionell am Seil sichern würde. Klettern am Fels ohne Seil, wie es Alex Honnold macht, ist Science Fiction für mich. Trotzdem bin ich wie auch bei anderen Extremsportlern fasziniert darüber, was Alex Honnold tut – und so lag es nahe, nach dem überaus beeindruckenden, zu recht mehrfach ausgezeichneten Film „Free Solo“, der seine Besteigung der 1000 m hohen Wand des El Capitan ohne Weiterlesen

Alles auf Anfang : Auf den Spuren gelebter Träume / Manuel Möglich

Wohl jedem geht es zuweilen so: man stellt alles in Frage, was man im Leben erreicht hat oder einmal erreichen wollte und überlegt, ob und wie man nochmal neu anfangen könnte. Oft speisen sich solche Gedankenspiele aus alten Sehnsüchten und Träumen und manchmal begegnen sie auch konkret gelebten Utopien. Der als Journalist und durch ungewöhnliche Dokumentationen bekannt gewordene Manuel Möglich stellt sich in seinem Buch „Alles ist möglich“ eben diesen Fragen des Neuanfangs, des Aufbruchs und der gelebten Träume. Dafür reist er durch Weiterlesen

Post von Karlheinz : Wütende Mails von richtigen Deutschen – und was sich ihnen antworte / Hasnain Kazim

Der mehrfach ausgezeichnete, 1974 in Oldenburg geborene Journalist Hasnain Kazim, der derzeit vor allem für den Spiegel tätig ist, bekam schon als 17jähriger nach einem kritischen Artikel über einen vor Überfremdung warnenden Bundestagsabgeordneten erste Hassbriefe – damals oft undatiert und ohne Absender. In den letzten Jahren hat sich die Zahl solcher Briefe und Mails massiv erhöht und Hasnain Kazim, der durchaus nicht der Ansicht ist, dass man mit Rechten Weiterlesen

German Roamers – Deutschlands neue Abenteurer: Auf der Jagd nach dem besonderen Augenblick

Wenn es um atemberaubend schöne, wilde und unberührt scheinende Orte geht, um spektakuläre Landschaften, um Kajaktouren, Wanderungen und Abenteuer, dann schweift die Fantasie gerne ab zu Bildern von mehr oder weniger fernen Ländern und exotischen Reisezielen, zu den Weiten Nordamerikas etwa oder den afrikanischen Steppen. Doch auch in Deutschland gibt es Weiterlesen

Ich mach das jetzt! : Meine Reise zum Mittelpunkt der Erde / Ulla Lohmann

Als achtjähriges Kind begleitet die Autorin ihren Vater durch die Ruinenstadt Pompeji, erfährt, welche Naturkatastrophe die Stadt zerstört hatte und ist seitdem fasziniert von Vulkanen und Vulkanismus. Nach dem frühen Tod des Vaters gerät ihr Leben zunächst in Turbulenzen, bis sie bei einer durch den Freund eines Vaters geleiteten paläontologischen Grabung eine unbekannte 280 Millionen Jahre alte Amphibie entdeckt und mit der Beschreibung Bundessiegerin bei „Jugend forscht“ wird. Sie finanziert sich durch das Preisgeld eine Weltreise, jobbt als Schiffsköchin, lernt Klettern, studiert nebenbei Journalismus und Geographie und wird schliesslich Journalistin, Dokumentarfilmerin und Fotografin, die heute für namhafte Magazine und Fernsehsender arbeitet. Sie hat Lehraufträge in Baden und Kaiserslautern, veranstaltet Workshops und Fotoexpeditionen.

Ihr Lebenstraum bleiben aber trotz all dieser Weiterlesen

The Travel Episodes: Neue Reisegeschichten von allen Enden der Welt / Johannes Klaus (Hrsg.)

Harte Arbeit in einem deutschen Restaurant in Kanada, Winterschwimmen in eiskalten Seen, ein Besuch in Syrien im Angesicht des aufziehenden Bürgerkrieges, Monate in einer finnischen Wochenendhütte auf der Suche nach Sinn, ein Besuch in Yamoussoukro, der Geisterstadt und Kapitale der Elfenbeinküste, der Aufenthalt in einem thailändischen Kloster, das von einem Weiterlesen

Der Ruf der Stille : Die Geschichte eines Mannes, der 27 Jahre in den Wäldern verschwand / Michael Finkel

Der 20jährige Chris Knight, Mitglied einer zurückgezogen im US-Bundesstaat Maine lebenden Familie, fährt mit seinem Auto in einen Wald, lässt es stehen und baut sich an einer unzugänglichen, aber nicht weit von der Zivilisation entfernten Stelle ein Lager. Dort lebt er über 27 Jahre im Sommer wie im Winter, meidet jeden Kontakt mit Menschen, beschafft sich Lebensmittel und andere Alltagsnotwendigkeiten durch unzählige, akribisch durchgeführte Einbrüche in Blockhütten und Ferienlagern und entgeht manchmal durch Krankheit oder Kälte nur knapp dem Tod. Für die Anwohner ist er ein Phantom, bis ihn eines Tages ein Polizist fasst und die Welt von Chris sich nach Jahrzehnten selbst bestimmter Einsamkeit radikal ändert: in Haft wird er ständig kontrolliert, muss mit anderen in einer Zelle schlafen und sich psychologischen Untersuchungen stellen. Dazu kommt die mediale Aufmerksamkeit und der letztlich drohende Prozess wegen etwa 1000 Einbrüchen. Am liebsten würde er in sein Lager zurückkehren und wieder zu seinem Glück zurückfinden.

Mit beharrlicher Behutsamkeit schafft es der amerikanische Journalist Michael Fink, einen fragil erscheinenden Kontakt zu Chris Knight aufzunehmen. Er trifft ihn mehrfach und sucht das Gespräch mit seinem Umfeld und den zum Teil faszinierten, zum Teil verstörten Anwohnern. Auch wenn Knight schwer zugänglich und ein Teil seiner Motivation Finkel verschlossen bleibt, entsteht so nach und nach das Porträt eines Mannes, der ausserhalb der Zivilisation lebt und doch nur durch sie – verbunden mit seinen Raubzügen und einer hohen Bereitschaft, allem Unbill seines Lebens zu trotzen – am Leben bleibt. Am Ende gelingt ihm ein empathisches, äußerst bewegendes Porträt des Einsiedlers, in das er auch kulturgeschichtliche Betrachtungen zum Einsiedlertum an sich einfliessen lässt. Nach und nach wird trotz manchem Befremden gegenüber diesem extremen Leben nicht nur sichtbar, was Chris Knight durch seine Entscheidung für ein Leben in Stille und Einsamkeit suchte, sondern auch, was uns verloren gegangen ist.

Wer Jon Krakauers Buch „In die Wildnis“ schätzt, wird sich von Michael Finkels Buch über ein einsames, aber offensichtlich glückliches Leben in Stille und Abgeschiedenheit rasch fesseln lassen.

Die Strassen der Lebenden : Storys von unterwegs / Helge Timmerberg

Er reiste in das zerstörte Sarajevo, erfährt nach einem Sturz vom Fahrrad den ultimativen Drogenkick in einem Wiener Krankenhaus, wird beim Wandern auf der Via Sacra in Österreich immer leichter und reist ein Jahr nach dem Gau nach Fukushima. Er besucht in den 1990ern das zerstörte Beirut, in dem die Nachtclubs nach dem Bürgerkrieg wieder öffnen, spaziert in den 2010er Jahren durch das verrufene Neukölln, entdeckt das noch touristisch unentdeckte, zum Teil abgründige Barcelona und begegnet einer unerwartet guten Seele in Ostfriesland.

Wunderbar sind auch die Abenteuer, die er mit Lara erlebt, seiner russischen Liebe, die ihn nach Palermo und Rio begleitet. Liebe und Tod, Geld und Lebenskunst, Rausch und Weiterlesen

Die Weisheit der Wölfe : Wie sie denken, planen, füreinander sorgen – Erstaunliches über das Tier, das dem Menschen am ähnlichsten ist / Elli H. Radinger

Vielleicht ist gerade das ihr größtes Geschenk an uns: diese Bedeutungslosigkeit, die Unwichtigkeit von uns Menschen für die Wölfe. Vielleicht brauchen wir um Umgang mit der Natur ein wenig mehr Demut und Bescheidenheit. Es ist an der Zeit, dass wir uns nicht mehr so wichtig nehmen, sondern einfach sind. Dann sind wir dem Wolf näher, als wir denken. (S. 220)

Mit der seit Jahren steigenden Zahl von Wölfen in Deutschland wächst auch das Interesse an dieser viele Jahre bei uns ausgestorbenen Tierarten, deren Rückkehr von den meisten Menschen neugierig begrüßt, von einigen mit Bedenken betrachtet und von manchen Hysterikern als eklatante Bedrohung gesehen wird. Elli H. Radinger hat vor über dreissig Jahren ihren Beruf als Anwältin aufgegeben, um sich ganz dem Schreiben und ihrem Lebensthema, dem Wolf zu widmen. Sie hat Wölfe an vielen Orten der Welt beobachten können und ist den überwiegenden Teil des Jahres im Yellowstone-Nationalpark in Wyoming.

Mit „Die Weisheit der Wölfe“ legt sie ihr neuntes Sachbuch vor und widmet sich zum sechsten Mal dem Thema Wolf: neben ihren vielen Beobachtungen von Wölfen fliessen auch ihre Erfahrungen aus Vorträgen und Seminaren mit ein. Auf überaus anschauliche Weise führt sie uns – verbunden mit vielen Weiterlesen

Die Stadt des Affengottes : Eine unbekannte Zivilisation, ein mysteriöser Fluch, eine wahre Geschichte / Douglas Preston

Keine Kultur lebt ewig. Alle streben sie ihrer Zerstörung zu, eine nach der anderen, wie die Wellen eines Meeres, die sich am Strand brechen. Keine Kultur entgeht diesem Schicksal – auch unsere nicht. (S. 354)

Honduras bringt man im Bezug auf Archäologie und Frühgeschichte nicht erst seit dem Fund von Copan am ehesten noch mit den Maya zusammen. Allerdings gibt es schon seit Jahrhunderten einen Mythos um die sagenhafte sogenannte „Ciudad Blanca“, die „Weisse Stadt“, die im wenig erforschten Bereich des Mosquitia vermutet wurde und etliche Forscher und Glücksritter angezogen hat. Nach dem Mythos, der sich aufgrund fehlender schriftlicher Zeugnisse nicht belegen lässt, ist diese bisher unbekannte Zivilisation plötzlich zwischen 1400-1500 untergegangen.

Douglas Preston, der mir bisher hauptsächlich als Autor von Thrillern bekannt war, erhielt die Gelegenheit, an Expeditionen zur Erforschung des Mythos teilzunehmen, die seit den 1990er Jahren vor allem vom Filmemacher Steve Elkins vorangetrieben wurden. Beflügelt durch die neuen technischen Möglichkeiten der Vermessung über LIDAR (light detection and ranging) organisiert Elkins eine Weiterlesen

Die Irren mit dem Messer / Verena Lugert

Vor Köchinnen und Köchen habe ich schon immer Respekt gehabt: wer weiland Gregor Webers „Kochen ist Krieg“ gelesen hat, dessen Achtung vor diesem ungemein anstrengenden Beruf dürfte bereits damals ins Unermessliche gewachsen sein. Die deutsche Journalistin Verena Lugert macht mit Reportagen und Stories für verschiedene Magazine Karriere, als sie sich mit Ende Dreissig an ihre zweite Leidenschaft neben dem Schreiben erinnert: das Kochen.

Nach einigem Überlegen hängt sie ihren Beruf mehr oder weniger an den Nagel, lässt sich in einem Crash-Kurs an der Londoner Dependance der weltberühmten Kochschule Weiterlesen

The Travel Episodes : Neue Geschichten für Abenteurer, Glücksritter und Tagträumer / hrsg. v. Joahnnes Klaus

In Zeiten der organisierten Massenkreuzfahrt als Apotheose der Pauschalreise, der das besuchte Land nicht selten egal ist, gibt es zum Glück immer noch zahlreiche Menschen, die anders reisen wollen und unter ihnen einige, die über diese andere Art zu reisen auch schreiben.

Johannes Klaus, selbst ein Reisender, der von seinen Reiseberichten lebt, versammelt in diesem Band 50 Miniaturen von Reisen in die unterschiedlichsten Länder und Städte. Gegliedert in die drei im Untertitel genannten Abschnitte, stehen nicht zwingend exotische Reiseziele im Fokus: Erlebnisse in Weiterlesen

Wunderbare Jahre : Als wir noch die Welt bereisten / Sibylle Berg. Mit Bildern von Isabel Kreitz

Manche Dinge entfalten wohl erst in der Rückschau ihren wahren Glanz: denkt man ans Reisen, dürften die letzten zwanzig bis dreissig Jahre der 20. Jahrhunderts gerade für den nicht an Pauschalreisetourismus interessierten Weltenbummler eine glanzvolle Zeit gewesen sein. Doch das scheint vorbei zu sein, obwohl Reisen im Zeitalter der Online-Buchung, der weltweiten Hotel- und Ferienwohnungsportale und billiger Flüge vielleicht noch nie so einfach war: Terrorismus und Armut scheinen sich ebenso zu globalisieren wie der Austausch von Waren und Dienstleistungen

Die deutsch-schweizerische Autorin Sibylle Berg, veröffentlicht hier eine Reihe von bis in die späten 1990er Jahre zurückreichenden Reisereportagen und -glossen, die sie um kurze aktuelle Informationen und Nachrichten aus den besuchten Orten ergänzt. So zieht sie Bilanz, versinkt mit ihrem Buch „Wunderbare Jahre“ in einer Weiterlesen

Nix wie Heimat! : für euch unterwegs in Deutschland / Lisa Altmeier ; Steffi Petz

Die beiden Autorinnen dieses ungewöhnlichen Buches haben 2013 Crowdspondent gegründet und recherchieren seither Themen, die ihnen über ihre Webseite oder über Facebook und Twitter vorgeschlagen werden. Für „Nix wie Heimat!“ war die Vorgabe, durch die „Crowd“ zwei Vorgaben pro Woche zu bekommen: jede Woche musste eine spannende Geschichte erzählt und an einem spannenden Platz übernachtet werden. Auf diese Weise reisten Altmeier und Fetz drei Monate quer durch Deutschland von Helgoland bis München, von Köln bis Bautzen und berichteten im Internet und im Fernsehen mit Texten, Interviews und Filmen über ihre Begegnungen, Recherchen und Erfahrungen.

Das so eine von der „Crowd“ bestimmte Reise nicht banal sein muss, beweist Weiterlesen

Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag / Katrin Bauerfeind

Viele Eltern kennen das vielleicht: abends ist man so geschafft, dass man aus der vom Stadtbibliotheksbesuch mitgebrachten DVD-Auswahl konsequent alles aussortiert, was länger ist als 90 Minuten. Das ist schade, denn dadurch verpasst man einige ausgesprochen sehenswerte Filme – und auch so manche interessante Fernsehsendung, die dieses arg auf den Hund gekommene Medium durchaus zu bieten hat. Wie zum Beispiel das öfter gegen 21.30 Uhr auf 3Sat zu sehende Magazin Bauerfeind von Katrin Bauerfeind – eine Zeit, bei der wir durchaus schon intensiv an die Zahnbürste denken, wenn wir nicht einen der 90minütigen Filme ausgesucht haben und in den letzten 15 Minuten stecken.

Was hat nun dieser fehelnde Tag damit zu tun? Viel, denn Weiterlesen

Im Jahr des Tigerochsen / Christian Y. Schmidt

Christian Y. Schmid, der in China wohnende, mit einer Chinesin verheiratete Ex-Titanic-Redakteur hat schon zweimal in Buchform über China berichtet (vergl.: „Allein unter 1,3 Milliarden„) und dabei neben journalistischer Distanz und Akribie auch bewiesen, dass er spannend und – wo angebracht – humorvoll schreiben kann. Mit „Im Jahr des Tigerochsen“ legt er ein weiteres Buch über das fernöstliche Riesenland vor.

Nach Jahren in China hat er mittlerweile einen eigenen Blick für landestypische Eigenheiten entwickelt, manche Verhaltensweisen angenommen, manche westlichen Betrachtungen über China einem kritischen Urteil unterzogen und sie nicht selten revidiert. „Im Jahr des Tigerochsen“ beruht überwiegend aus Kolumnen, die in der „taz“ erschienen sind. Der Autor reflektiert darin nicht nur über seine Erfahrungen in Peking, sondern geht auch spezifischen Fragestellungen nach, denen er im Laufe seiner chinesischen jahre begegnet ist und die zu klären er etliche Reisen auf sich nimmt.

So geht er der Frage nach den prügelnden Chinesinnen und der auf den ersten Blick nicht erkennbaren Verbindung zum Weiterlesen

Unterwegs mit wilden Kerlen : eine Frau erobert die Arktis / Birgit Lutz

„Wie soll man erklären, wie schön es ist, wenn die Sonne zwischen den Wolken durchkommt und alles golden wird um einen herum? Wenn die Presseisrücken wie Scherenschnitte aussehen. Wenn auf einmal drei Sonnen am Himmel stehen. Wie erklärt man, dass man tatsächlich geweint hat, nach fünf Tagen im Eis, und auf einmal stand das eine Bärin mit zwei Jungen, und die Jungen spielten mit einer Robbenhaut, sprangen von Scholle zu Scholle und führten ein unwirklich scheinendes Theater auf? Wie erklärt man das tiefe Gefühl der Dankbarkeit für Momente wie diese? Wie erklärt man, dass man sich reich beschenkt fühlt, wenn das Wetter genau für den Zeitraum der Landung auf einer Insel hält, wenn man im Sonnenlicht auf einem Gletscher sitzen kann und alles, alles so wunderschön ist?“ (S. 170)

Reisen in die Welt der Polregionen sind heute mit einem kalkulierbareren Risiko verbunden als noch vor fünfzig oder hundert Jahren. Dennoch bleiben es extreme Landschaften, die den Menschen nicht brauchen, ja ihm deutlich macht, das er dort nicht eigentlich hingehört – und doch von einer faszinierenden Schönheit sind, die schnell in den Bann ziehen kann und einen sogar die Anstrengungen und Einschränkungen in Kauf nehmen lässt, die trotz aller technischen Hilfsmittel mit Reisen in die Polregionen verbunden sind.

„Wer die Qualen nicht kennt, der kennt auch die Freude nicht. So wie wir uns zwischen den Polen der Erde bewegen, bewegen wir uns zwischen den Polen des Lebens. Wer die Fähigkeit besitzt, Menschen, Landschaften und die ganze Welt, die uns umgibt, nicht nur zu sehen, sondern noch mehr zu erfühlen, wer fähig ist, jede Pore des Körpers mit Freude, mit jubelndem Glück anzufüllen – dem wird sich irgendwann auch jede dieser Poren mit einem schreienden Schmerz füllen. Das eine ohne das andere – gibt es nicht“ (S. 174)

Die Journalistin Birgit Lutz fährt 2007 das erste Mal mit dem russischen Eisbrecher Yamal an den Nordpol und ist sofort gebannt von der Schönheit und den Extremen der Region. In der Folge bereist sie wiederholt die Region, begegnet den rauh Weiterlesen

Frauen und Kinder zuerst : die gefährlichsten Reisen der Welt! / Carl Hoffman. Übersetzt von Ingo Wagener

In jenem Augenblick befand ich mich nirgendwo und doch überall, allein und fremd, verunsichert in einem Strom nicht enden wollender Bewegung. Das hier war Reisen in seiner unwirtlichsten Form, es legte alles bloß und entledigte mich meiner letzten Gefühle von Angst und Unsicherheit. Wenn man reist, glaubt man, sein altes Selbst hinter sich lassen zu können. Aber Hunger, Erschöpfung und die körperlichen Unannehmlichkeiten, die das Leben auf einem Bussitz mit sich bringen, dienen dazu, sein wahres Ich zu erleben – vor sich selber kann man sich nicht verstecken.“ (S. 55)

Wenn man an das Reisen denkt, denkt man an Touristen in mehr oder weniger bequemen Flugzeugen, in Busse, Autos oder Schiffen, die zu touristisch interessanten Orten gefahren werden oder in ihr Standhotel. Vielleicht noch an Geschäftsreisende in der Businessclass. Manchmal liest man etwas über den Untergang einer Fähre in Bangla-Desh oder den Absturz eines heruntergekommenen Flugzeuges in Südamerika oder waghalsig überladene Minibusse in Afrika und verbucht das ganze als exotisch: gefährlich klingt es, aber es betrifft uns nicht.

Was man sich meistens klar macht ist die Tatsache, dass ein Großteil der Menschheit nicht in sicheren Verkehrsmitteln reist, weil es keine anderen Möglichkeiten gibt. Entweder ist das sichrere, gut gewartete und von gut ausgebildeten Menschen bewegte Verkehrsmittel zu teuer – oder es ist schlichtweg in dieser Region nicht verfügbar.

Der amerikanische Reisejournalist Carl Hoffman (National Geographic Traveler und Wired) macht sich auf die Reise um die Welt in den gefährlichsten Verkehrsmitteln. Er besteigt marode Weiterlesen

Africa Overland : 60000 Kilometer Abenteuer / Christoph & Chiho Bangert

Es gibt die unterschiedlichsten Motivationen dafür, nach und in Afika zu reisen und das auch noch über viele Monate: die Flucht vor dem Alltag und anderem Unbill kann dafür ebenso entscheidend sein wie die Suche nach einer Zeit des anderen Lebens, in reiheit, Selbstbestimmung, vielleicht sogar verbunden mit einer anderen Form von Glück.

Für den zu Beginn seiner Reise 29jährigen erfolgreichen Fotojournalisten Christoph Bangert war das vorherrschende Motiv die Flucht aus seinem Alltag: viele Monate Aufenthalt in Kriegs- und Krisengebieten und das permanente Herumreisen hatten ihn an die Grenzen gebracht und machten einen Ausstieg nötig. Einen Ausstieg, der für den tourenerfahrenen, mit seiner japanischen Freundin Chiho in New York lebenden Bangert mit der Suche nach Abenteuer verbunden war. Das kann man gerade auch als Europäer kritisch sehen – und Bangert ist Weiterlesen

Romantische Nächte im Zoo : Betrachtungen und Geschichten aus einem komischen Land / Harald Martenstein

Wenn alle das Gleiche sagen, bekommt man Lust dagegenzuhalten. Dann sagt man sich: Alle sind sich einig, hey, da stimmt doch was nicht.

Nicht wenige, die eine aktuelle Ausgabe von TAGESSPIEGEL oder ZEIT MAGAZIN aufschlagen, blättern zuerst zur Kolumne von Harald Martenstein. Zu Recht. Denn Martenstein gehört derzeit nicht nur zu den vergnüglichsten Journalisten, sondern auch zu jenen, die mit besonders spitzer Feder schreiben, kluge Fragen stellen, allzu selbstgewisse Meinungen gerne provokant den argumenativen Boden unter den Füßen wegziehen und im Zweifel auch mal für die Meinungsfreiheit jener Partei ergreifen, deren Meinung man selbst auf gar keinen Fall teilen mag. Seine (m. E. berechtigte) Kritik an der allgegenwärtigen Gender“forschung“ hat in diesem Jahr für einigen Wirbel in einschlägigen Kreisen gesorgt – wie schon mancher Beitrag von ihm vorher.

„Romantische Nächte im Zoo“ versammelt Weiterlesen

Dies beschissen schöne Leben : Geschichten eines Davongekommenen / Andreas Altmann

Ganz nah ran, hieß die Devise. Manchem ist das zu nah. Nichts wird hier ‚überhöht‘, nirgends taucht eine ‚Metaebene‘ auf, nicht eine Zeile Literatur. Nur Geschichten, die ich erlebt habe, bescheidener formuliert: die mir widerfuhren. Bin eben nur Reporter. Bin sklavisch abhängig von der Realität, von dem, was mir die Welt an Geschenken und Zumutungen überlässt. (S. S. 11)

Wer Altmanns autobiografisches Buch Das Scheissleben meines Vaters, das Scheissleben meiner Mutter und meine eigene Scheissjugend gelesen hat, wird fassungslos und fasziniert zugleich gewesen sein, wie der Autor nach der beschriebenen, er- und durchlittenen Jugend spät, doch nachhaltig einen eigenen Weg ins Leben findet und die rettung – das Schreiben – für ihn zum Lebensinhalt wird. Wer Altmann schon vorher kannte und schätzte, hat nach dem Buch zumindest ansatzweise begriffen, warum Altmann schreibt, was ihn antreibt und zu einem der besten deutschsprachigen Reiseschriftsteller gemacht hat.

Mit „Dies beschissen schöne Leben“ legt Altmann eine Weiterlesen

Meine Bar in Sansibar : durch Ostafrika zu den Quellen des Nil / Richard Grant

„Ich verstand die Studien, denen zufolge die Afrikaner südlich der Sahara stets als die optimistischsten Menschen mit der geringsten Selbstmordrate eingestuft wurden. Für das Krankheitsbild der Depression gibt es in den meisten afrikanischen Sprachen kein Wort. Die Alternative zum Optimismus war hier nicht Pessimismus, sondern Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, und damit konnte man sich und seine Kinder nicht ernähren.“

Nach der Teilnahme an einer Expedition den Sambesi entlang den Spuren Livingstones entlang wendet sich der britische, in Amerika lebende Journalist erneut Ostafrika zu, fasziniert von der Landschaft und den Menschen. Er will den Fluss Malagarasi, wenig erforscht und unzugänglich, von der Quielle bis zum Tanganjikasees entlangpaddeln und damit geografisches Neuland beschreiben. Landeskundige warnen ihn vor der Weiterlesen

Kon Tiki : ein Floss treibt über den Pazifik / Thor Heyerdahl

„Manchmal ruderten wir mit dem Gummiboot in die Dunkelheit hinaus, um unsere Behausung auch einmal nachts von draußen zu besehen. […]. Einzig, daß wir lebten, fühlten wir tief und stark. Und uns wurde bewußt, daß die Menschen auch schon vor dem Zeitalter der Technik das gleiche empfunden und getan hatten – in einem noch tieferen Sinne als wir. Die Zeit hörte gleichsam auf zu existieren. Alles wahrhaft Seiende war, wie es immer gewesen und immer sein würde“ (S. 139-140)

Es gibt Bücher, die sind untrennbar mit der eigenen Kindheit verbunden und bilden so etwas wie den persönlichen Lesekanon der Lektüren, an die man sich immer und unter allen Umständen erinnern zu können scheint. So ein Buch ist für mich „Kon Tiki“ von Thor Heyerdahl, dass ich mir damals wie viele andere Bücher aus der Bücherhalle ausgeliehen hatte und schier atemlos verschlang.

Jetzt, viele Jahre später und selbst Vater geworden, las ich das Buch ein weiteres Mal während des Urlaubs in Angeln, erneut fasziniert vom Wagemut Heyerdahls und seiner Mannschaft, mit einem einfachen, nach alter Art gebauten Floß aus Balsaholz den Pazifik von Peru aus zu queren, um schliesslich nach 101 Tagen Weiterlesen

Gott hat hohe Nebenkosten : wer wirklich für die Kirchen zahlt / Eva Müller

Kirchen, diakonische Einrichtungen, kirchliche Wohlfahrtsverbände sind von der Gewerbesteuer befreit und werden dadurch um etwa 17 Milliarden € jährlich entlastet, erhalten jährlich staatliche Zuschüsse in Höhe von mehr als 50 Milliarden € und weitere finanzielle Vergünstigungen und Subventionen zusätzlich zur den etwa 10 Milliarden Einnahmen aus der Kirchensteuer ihrer Mitglieder. Kirchentage werden in der Regel zu etwa 50% vom Staat bezahlt, wie zuletzt in Hamburg. Der Staat zahlt Bischöfe und bezahlt auch für die Ausbildung von Religionslehrern. Kirchen und ihre Unternehmen haben zudem ein eigenes Arbeitsrecht, das sie vehement verteidigen.
Wir reden von den Kirchen in Deutschland, einem vorgeblich säkularen Land, in dem die Trennung von Kirche und Staat aber leider nur oberflächlich ist. Die finanziellen Ausmaße, die die Kirchenprivilegien seit den entsprechenden gesetzlichen Regelungen von 1952 (in der Weimarer Verfassung waren solche Privilegien unbekannt) angenommen haben, sind ja seit Christian Frerks hervorragend recherchiertem „Violettbuch Kirchenfinanzen“ hinlänglich bekannt: der deutsche Staat überträgt Kirchen und ihren Unternehmen (sogenannten Wohlfahrtsverbänden) staatliche Aufgaben, zahlt dafür (etwa 99% des entstehenden Aufwandes) – und interessiert sich danach nicht mehr dafür, welche Arbeitsbedingungen dort herrschen oder welche Folgen die Delegation staatlicher Aufgaben an weltanschaulich gebundene, durch staatliche Subventionen erst konkurrenzfähige Einrichtungen auf die Arbeitnehmer, den Inhalt der bestellten Dienstleistung und deren „Zielgruppen“ hat.

„Gott hat hohe Nebenkosten“ widmet sich mittelbar auch diesem Thema, verbindet dies aber unmittelbar mit der erschütternden Fallgeschichte der Erzieherin und Kindergartenleiterin Bernadette Knecht aus Rauschendorf: am Beispiel ihrer Kündigung aufgrund einer Scheidung und eines neuen Lebenspartners, des Kampfs der von ihrer Arbeit begeisterten Eltern zunächst (fruchtlos) um den Erhalt ihres Arbeitsverhältnisses und danach um die Kündigung des Vertrags mit der Kirche als Träger durch die Stadt, werden die Auswüchse deutlich, die Weiterlesen

In den Bergen der Kopfjäger : Indiens wilder Nordosten / Peter van Ham

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Der aufgrund seiner Forschungsarbeiten über Indien international anerkannte Peter van Ham bereist seit vielen Jahren die hierzulande kaum bekannte Region der „Sieben Schwestern Indiens“: im Nordosten des Subkontinents gelegen, zeichnen sich diese nahezu vergessenen Bundesstaaten zwischen Tibet und Burma, die lange Sperrgebiet war, nicht nur durch ihre urtümlichen, schwer Weiterlesen

Kleines Lexikon der Reise-Irrtümer / Nele-Marie Brüdgam

Mythen, Mißverständnisse und Irrtümer über das Reisen gibt es ebenso viele wie es Bücher über das Reisen gibt: manche Irrtümer sind verzeihlich, gehören in den Bereich des Gerüchtes, des Klischees oder der Halbwahrheit, andere kann man nur noch als gefährlich, massiv irreführend und manchmal auch schlichtweg als dümmlich bezeichnen. Die lange Liste der Reise-Irrtümer im Buch der 1967 geborenen Reisejournalistin Nele-Marie Brüdgam reicht unter anderem vom Azorenhoch und der Bahn als Ärgernis und zugleich umweltfreundlichstes Verkehrsmittel über die stets und immer helfenden deustchen Botschaften, die sichersten Plätze im Flugzeug, das Internet als zuverlässige Quelle zur Gesundheitsinformation bis hin zum idealen, vom unfangreichen heimischen Koffer- und Taschenvorrat zu untertützenden Weiterlesen

Masala Highway : Abenteuer Alltag in Indien / Gabriel A. Neumann

Die kleine Testreihe mit E-Book-Readern in Verbindung mit der Onleihe führt mich gegenwärtig zu Büchern, an denen ich bisher vorbeigegangen bin bzw. die meinem nach Besonderheiten auf dem Buchmarkt suchenden Auge entgangen sind. So lud ich mir im Januar das Buch „Masala Highway“ von Gabriel A. Neumann auf den Kobo Mini, später auf den Kobo Glo – und war beeindruckt.
„Masala“ hat er sein Buch genannt und so nennen sich indische Gewürzmischungen, die es in einer Vielzahl von regionalen und persönlichen Varianten in diesem riesigen Land gibt, dessen Kultur der unseren auf den ersten Blick ziemlich fremd erscheinen mag. Neumann zeichnet allein sich aufgrund der Tatsache, dass er bisher mehr als zehn Jahre in Indien verbracht hat, als ausgesprochen Weiterlesen

Tiere klagen an / Antoine F. Goetschel

In den vergangenen dreissig Jahren hat sich durchaus für Tiere etwas bewegt: sie gelten rechtlich seit 1990 nicht mehr als „Sachen“, der Tierschutz selbst ist seit 2002 als Staatsziel in Artikel 20 a verankert. Auch Haltungsbedingungen geraten immer wieder in den Blick des Gesetzgebers – doch auf Druck von einflussreichen Lobbyverbänden kommt es meistens nur zu minimalen Verbesserungen für die betroffenen Tiere. Gleiches gilt für die Grenzen, die Züchtern und ihren Interessen im Tierschutz formal gesetzt werden, jedoch kaum jemals zu Anwendung kommen. Daher scheinen sich viele erreichte Fortschritte bei genauer Betrachtung eher als Lippenbekenntnisse zu entpuppen: im Verhältnis von Zier und Mensch ist also noch einiges zu klären und neu zu bewerten.

Der 1958 geborene schweizer Jurist Antoine F. Goetschel war von 2007 bis 2010 Tieranwalt in Zürich und hat in dieser Funktion die Rechte von Tieren vor Gericht vertreten. Die Schweiz ist bisher das einzige Land der Welt, in dem die Würde des Tieres Verfassungsrang hat.

Goetschel beleuchtet in seinem Buch zwar immer wieder rechtliche Fragen zum Thema Tierschutz, geht jedoch weit darüber hinaus, setzt er sich doch vor allem mit ethischen Fragen auseinander, die sich im Verhältnis Mensch-Tier stellen. Nach einer kurzen Begründung, warum er rechtliche Regelungen im Bereich des Tierschutzes für immens wichtig hält, beschäftigt er sich mit einzelnen Aspekten seines Themas:

Zunächst widmet er sich dem Wert, den Menschen Tieren zumessen, der regional und kulturell höchst unterschiedlich vorgenommenen Abgrenzung zwischen Schoßtier und Nutztier sowie dem in Form von Weiterlesen

Afrika : mit dem Fahrrad in einer andere Welt / Joachim Held

Afrika und insbesondere der afrikanische Westen und Zentralafrika sind für viele von uns Terra incognita: die Nachrichten, die wir aus Afrika erhalten, zeichnen das Bild eines armen, von Gewalt, Ausbeutung und Korruption geprägten Kontinents. Der Journalist, Autor und erfahrene Tourenradler Joachim Held, der mit dreizehn Jahren seine erste Fahrradreise durch Südfrankreich machte, radelt im August 2008 in Deutschland los mit dem vagen Ziel, nach Afrika zu fahren. Ohne seinen Weg Weiterlesen

Neues vom Nachbarn : 26 Länder, 26 Menschen / Oliver Lück

„Dies ist nicht das Ende, aber auch kein neuer Anfang. Es liegt irgendwo dazwischen […] Vielleicht ist jeder Anfang aber auch das Ende von dem Vorhergehenden, wer weiß das schon. Oder jeder Anfang ist einfach bloß der Anfang und das Ende einfach bloß das Ende – das kann auch sein“ (David Ronaldo, Clown, Belgien)

Alle Welt redet derzeit von Europa: leider jedoch wird das Thema meist verkürzt auf die Streitereien zum Thema Euro und auf billige Witzchen über die Friedensnobelpreisverleihung an die EU. Bei aller auch berechtigten Kritik an der zu raschen Erweiterung des EU- und Euro-Raums, an der Wirtschafts- und Finanzpolitik, der überbordenden Brüsseler Bürokratie und der fehlenden demokratischen Legitimation Europas verkürzt sich der Blick dadurch jedoch unzulässig. Denn Europa ist mehr als der Euro, mehr als Straßburg & Brüssel.
Der Journalist und Fotograf Oliver Lück und sein Hund Locke, ein Hovawart, machen sich in einem alten VW-Bus T3 auf den Weg: über 20 Monate und 50.000 Kilometer reisen sie durch Europa, treffen einen baskischen Chillibauern, eine irische Geschichtenerzählerin, einen litauischen Bernsteinfischer, den estnischen Weltrekordhalter im Schaukeln, die norwegische Grenzgängerin und Extrembergsteigerin Cecilie Skog. Er entdeckt ein kleines italienisches Dorf, dass sich für einen selbständigen Staat hält und einen Weiterlesen

Durchs wilde Deutschland: von den Alpen bis zum Wattenmeer / Andreas Kieling

Deutschland gilt ja landläufig nicht gerade als Wildtierparadies. Wenn man wie der Autor dieser Zeilen ausserdem gerade aus dem eigentlich schönen Hohenlohe im Schwabenland zurückgekehrt ist und gesehen hat, wie wir auch dort unsere schönsten Landschaften mit hässlichen Gewerbegebieten zustellen, kann einem schon bange werden um die verbliebenen Landstriche, in denen noch wilde Pflanzen und Tiere zu entdecken sind.
Andreas Kieling, der bekannte und mehrfach ausgezeichnere Tierfilmer, der 2011 mit „Ein deutscher Wandersommer“ einen Bestseller über eine Wanderung längst der ehemaligen innerdeutschen Grenze landete, hat sich für eine ZDF-Produktion „Durchs wilde Deutschland“ begeben. Er streift durch die Alpen auf der Suche nach Steinböcken und Murmeltieren, taucht in trüben Flüssen nach den riesenhaften Welsen, begegnet in Großstädten wilden Tieren wie dem Biber und dem heutzutage selten Spatz. Mit spürbarer Faszination beschreibt er den Massenaufzug der Kraniche auf Zingst, wenn 40000 dieser großen Vögel auf ihrem Flug nach Süden rasten. Er folgt dem äußerst scheuen Weiterlesen

Tiger fressen keine Yogis: Stories von unterwegs / Helge Timmerberg

„Ich hab’ festgestellt, dass die besten Geschichten immer hinter der Angst lagen. Wenn ich Angst vor Aids in Afrika Mitte der 80er Jahre oder vor der Pest in Indien Mitte der 90er Jahre verspürte, solche Themen meinetwegen. Dann hatte ich vorher unheimlich viel Angst, dahin zu fahren. Wenn ich Angst spüre, dann weiß ich: Hey, geh durch, dahinter wird’s geil.“ (Helge Timmerberg inm Radiointerview auf SWR1, zitiert nach Wikipedia)

Helge Timmerberg zeichnet nicht nur seine ausgesprochen subjektive Art zu schreiben aus, die drastisch, respektlos, manchmal gar polemisch oder sarkastisch, doch immer mit jener Haltung daherkommt, dass „nichts Menschliches ihm fremd ist“. Er geht ausserdem dorthin, wo der gemeine Tourist nicht hinkommt, um Dinge zu sehen und über sie zu schreiben, die der touristisch reisende, nach Zerstreuung und Entspannung suchende Mensch gar nicht wissen will. Statt uns Altbekanntes, längst Entdecktes zu beschreiben, sucht er nach dem Verborgenen in unserer Weiterlesen

3000 Kilometer im Kanu durch Kanada und Alaska / Dirk Rohrbach

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Dirk Rohrbach lässt sich, beeindruckt durch Jack Londons Geschichten und inspiriert durch vorangegangene Reisen in nördliche Gefilde, faszinieren von dem Gedanken, den Yukon entlang zu paddeln – und damit eine Distanz von 3000 km in Angriff zu nehmen, die ihn bis in die Beringsee führen wird. Doch Rohrbach – Arzt, Radiomoderator mit Schwerpunkt Country-Musik und Vortragsreisender – möchte noch mehr: er möchte den Yukon mit einem richtigen Birkenrindenkanu befahren und dieses dazu auch noch selber nach alter Tradition bauen.
Der Weg zum selbstgebauten Kanu soll auch für ihn kein leichter sein, doch er findet Weiterlesen

African Queen: Ein Abenteuer / Helge Timmerberg

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Timmerberg reist wieder – doch diesmal nicht alleine, denn an der Seite seiner Freundin Lisa, die einem unwiderstehlichen Jobangebot in einer Lodge nachkommt, verschlägt es ihn nach Afrika und somit gleich in zwei Abenteuer: das der Liebe und das des Reisens. Da bleibt Spannung nicht aus – und so verschlägt es Timmerberg mal allein, mal mit Lisa an Orte, die nicht immer Sehnsuchtsziele sind, auf Weiterlesen

Die Endurance : Shackletons legendäre Expeditionen in die Antarktis / Caroline Alexander

Auch nach fast 100 Jahren beeindruckt die gescheiterte Antarktis-Durchquerung von Ernest Shackleton und seiner Mannschaft, die in Überwinterung und einer dramatischen Rettung endete.

Kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges bricht Shackleton mit der Endurance auf, um die Antarktis zu durchqueren. Wenn einer das Zeug dazu gehabt hätte, dann Shackleton: im Gegensatz zu Scott, dessen Südpolexpedition dramatisch gescheitert war, schätze Shackleton die Umstände un Weiterlesen

Babybeschiss : Wie Eltern über den Wickeltisch gezogen werden / Julia Heilmann ; Thomas Lindemann

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„Wohltuend anders und vor allem wohltuend ehrlich UND witzig“ – so urteilte Jargsblog über das erste Buch von Thomas Lindemann und Julia Heilmann (s.a. „Kinderkacke“). Die beiden Autoren, Eltern von mittlerweile zwei Kindern und Betreiber der Internetseite „Babybeschiss.de“, haben nun nachgelegt und beschäftigen sich in ihrem aktuellen Buch mit den Marketingtricks der Industrie, die gezielt die Unsicherheit von Eltern ausnutzt, mit ihren Ängsten und Weiterlesen

Walden / Henry David Thoreau


„Ich war reich, wenn auch nicht an Geld, so doch an sonngen Stunden und Sommertagen, und ich gab sie aus mit offener Hand“ (H. D. Thoreau, „Walden“).

Ein Mann geht in den Wald, baut sich eine einfache Blockhütte aus Holz und verbringt darin Sommers wie Winters insgesamt zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage. Was klingt wie eine einfache, banale Aussteigergeschichte, ist doch wesentlich mehr, reicht es doch mit seinen Weiterlesen

Arktis und Antarktis : von Pinguinen, Polarlichtern und stürzenden Stürmen / Roland Knauer ; Kerstin Viering

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„Wenn Menschen aufhören, Neues zu entdecken, hören sie auf, Menschen zu sein“ (Fridtjof Nansen)
Wir beginnen erst jetzt zu verstehen, wie komplex die klimatischen Zusammenhänge auf unserem Planeten sind, wie perfekt sich viele Lebensformen an extreme Bedingungen, wie sie etwa in den Polargebieten herrschen, angepasst haben, und entdecken doch immer wieder neue Fragen. Zeitgleich schmilzt uns vielleicht ein Teil der Antworten buchstäblich unter unseren Füßen weg, da der menschliche Einfluss auf das Klima mittlerweile vor allem am Nordpol deutlich zu spüren ist, wo Lebensräume sich drastisch verändern – mit ungeahnten Auswirkungen nicht nur für die Tiere und Pflanzen dort, sondern langfristig auch für uns und unsere Lebensräume.
Roland Knauer und Kerstin Viering haben sich in „Arktis und Antarktis“ den Polargebieten angenommen: sie berichten von der Weiterlesen

127 Hours – Im Canyon / Aron Ralston

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An einem Samstag im April 2003 bricht Aron Ralston mit dem Auto und dem Mountainbike auf in den Canyonlands National Park in Utah. Dort will er zu Fuß, allein und mit wenig Ausrüstung den Bluejohn Canyon durchqueren. Doch schon nach wenigen Stunden ändert sich sein Leben dranmatisch: er stürzt beim Klettern in einem schmalen Canyon und reisst einen Felsbrocken mit sich, der seinen rechten Arm zur Felswand hin einklemmt. Bald erkennt Ralston, dass es keine Rettung gibt, denn niemand weiss, wo genau er ist. Er versucht zunächst, den Felsen mit seinem Multitool zu zerkleinern. Doch das schlägt ebenso fehl wie ein improvisierter Flaschenzug und der Versuch, mit dem stumpfen Messer des Multitools Weiterlesen

Monsterwellen: Auf der Suche nach der Urgewalt des Meeres / Susan Casey


Kaventsmänner, gigantische, plötzlich und unvorhersagbar auftretende Wellen, die jedes vorstellbare Maß überschreiten, aglten bis vor kurzem häufig als Seemannsgarn. Schiffe wurden für durchschnittliche maximalen Wellenhöhen ausgelegt, die oft nicht ausreichten, selten auftretende große Wellen zu überstehen. Die grössten Wellen, die Jarg je gesehen hat, trafen vor etlichen Jahren an die Steilküste des portugiesischen Alentejo, als fern in England ein heftiger Sturm tobte und der Atlantik um Europa stark aufgewühlt war. Dort oben auf den hohen Klippen bekam man nicht nur die Gischt zu spuren und den lauten Aufprall der Wellen, sondern spürte die Kraft des Meeres unter den Füssen, da jede Welle den Felsen zu erschüttern schien. Eine tief beeindruckendes Erlebnis, die meinen Respekt vor den Kräften des Meeres noch mehr steigen liess. Doch das, was ich dort erlebte, wird von den Kräften, die Susan Casey in ihrem Buch „Monsterwellen“ beschreibt, mit Sicherheit weit in den Schatten gestellt.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat sich die amerikanische Adventure-Journalistin mit ihrem Thema beschäftigt und findet einen besonderen, gleichsam dreifachen Zugang zu ihrem Thema: über Weiterlesen

Das neue Wandern : auf der Suche nach dem Glück / Manual Andrack

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Was ist eigentlich so toll am Wandern? Warum machen sich immer mehr Menschen auf, die Welt zu Fuß zu entdecken? Was erwartet er von einem Wanderweg, der Wanderer, das unbekannte Wesen? Wann ist ein Wanderweg gut, wann gehört er gar zur Premiumklasse? Und was hat eigentlich die Weiterlesen

Ein deutscher Wandersommer : 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat / Andreas Kieling

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Tierfilmer und Autor Andreas Kieling hat es mittlerweile zu einiger Bekanntheit gebracht, etwa mit seinem Buch „Meine Expeditionen zu den letzten ihrer Art“ über aussterbende Tierarten oder seinen Naturdokumentationen im ZDF. Kieling, der 1976 als 17jähriger aus der DDR floh, machte in Schleswig-Holstein seine Ausbildung zum Förster und Berufsjäger. Heute ist der Abenteuer mehrmals im Jahr auf der Welt unterwegs zum Filmen und lebt mit seiner Familie in der Eifel.
Die Expedition, die er in „Ein deutscher Wamndersommer“ beschreibt, muss für ihn, den weitgereisten Naturfilmer, eine besondere Erfahrung gewesen sein, bewegte er sich doch über 1400 Kilometer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die heute, über zwanzig Jahre nach dem Ende der Teilung, einzigartige Ökosysteme aufzuweisen hat. Kieling begegnet auf der siebenwöchigen Wanderung mit seiner Weiterlesen

Von japanischen Brotbüchsen, indischen Göttern, komischen Alpendialekten, süßen Südstaaten, afrikanischen Kriechtieren und der Köstlichkeit des langsamen Reisens / Kristian Ditlev Jensen

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Kristian Ditlev Jensen ist Journalist. Und hat an diesem einen Tag besonders schlechte Laune, als ihn die Redakteurin der dänischen Bahnzeitschrift Ud & Se fragt, ob er ein Interview mit dem Kronprinzen führen will. Nein, hat er nicht. Aber die Redakteurin lässt nicht locker, und so wird ein Brainstorming daraus und letztlich der Auftrag, für Ud & Se Reiseberichte über extreme Eisenbahnstrecken und -reisen weltweit zu schreiben. Und da die Danske Statsbaner das Ganze zu finanzieren bereit ist, geht es schon bald los. Mit seinem zerbeulten Rimowa-Koffer und einem iPod mit von einem Freund extra für jede Strecke zusammengestellten, passenden Playlists reist er mit dem Shinkansen in Japan, mit der Glacier-Express in der Schweiz, dem superluxuriösen Blue Train in Südafrika, dem Amtrak-Zug „The Crescent“ von New York nach New Orleans.
Was er daraus macht, ist mehr als eine bloße Reportage: Jensen zeigt und eine Art zu Reisen und ihre Vorzüge und Besonderheiten, die im Zeitalter der schnellen Überwindung von Distanzen mit dem Flugzeug zu oft in Vergessenheit gerät. Wo die Flugreise normiert scheint, die Flughäfen ewig gleich und die Passagiere gleichermaßen gehetzt wie distanziert, begegnet Jensen auf seinen scheinbar anachronistischen Reisewegen den Menschen und der Kultur des jeweiligen Landes vielleicht intensiver und wahrhaftiger als so mancher vom Flugzeug in den touristisch relevanten Regionen abgesetzte Urlauber.
So weckt er die Sehnsucht, auch diese Ruhe in Weiterlesen

Die Enden der Welt / Roger Willemsen

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„Die Enden der Welt“ ist kein Reiseführer, keine Aneinanderreihung von Sehenswürdigkeiten und touristischen Zielen. Roger Willemsens in diesem Buch versammelte Reiseberichte aus drei Jahrzehnten sind im Gegensatz zur touristischen Reisemotivation auf der Suche nach dem nächsten Schnappschuss geprägt von dem Wunsch, dem Ort nahezusein, seinen banalen Alltag zu sehen. Schlüsselerlebnis für Roger Willemsen war die Begegnung mit dem achtjährigen Tom in einem Krankenhaus in den 70er Jahren: Tom hatte gerade erfahren, dass er binnen weniger Wochen sterben würde. Doch schon Minuten nach dieser Nachricht Weiterlesen

Ohne Geld bis ans Ende der Welt : eine Abenteuerreise / Michael Wigge

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Michael Wigge, für seine Reportagen im Auftrag etwa von VIVA, ARD oder GEO bekannt, macht denn Versuch: Ist es möglich, ohne Geld von Europa aus bis in die Antarktis zu reisen? Über Köln und Antwerpen macht er sich auf den beschwerlichen Weg über den Ozean und durch die USA, nutzt Flugzeuge, Autostop, Schiffe, Eisenbahnen, den Nahverkehr, ein altes geschenktes Fahrrad und seine Weiterlesen

Geschichten aus dem Speisewagen : Unterwegs in Deutschland / Torsten Körner

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So mancher Bahnreisende mag davon träumen, ob Pendler, Berufsreisender oder unterwegs zu Freundin, Freund, Verwandtschaft: einfach weiterzufahren, statt auszusteigen, vielleicht sogar viele Tage und Wochen davon. Ein ganzer Roman handelt davon (Sten Nadolny, Netzkarte, besprochen auf Jargsblog). Torsten Körner hat diesen Traum gewissermaßen noch ein Stück weitergetrieben und Weiterlesen

Foer, Jonathan Safran: Tiere essen

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Als er Vater wird, beginnt sich der amerikanische Bestsellerautor Jonathan Safran Foer, der in seinem Leben immer mal wieder auf Fleisch verzichtet hat, darüber Gedanken zu machen, was Fleisch eigentlich ist: Wie wird Fleisch erzeugt und verarbeitet? Wie ergeht es den Tieren, die aufgezogen werden, damit Menschen sie töten und ihr Fleisch essen? Ist es ethisch vertretbar, Fleisch zu essen? Und welche Auswirkungen hat der Fleischkonsum auf Weiterlesen

Der Fritten-Humboldt : meine Reise ins Herz der Imbissbude / Jon Flemming Olsen

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Während sich Gregor Weber, im Tatort als Kommissar Deininger bekannt, in „Kochen ist Krieg“ den deutschen Profiköchen widmet, bewegt sich Jon Flemming Olsen – vielen besser bekannt als Imbisswirt Ingo aus der TV-Serie Dittsche – auf bodenständigerem Niveau und erkundet das Kochfeld Imbissbude auf einer Reise quer durch Deutschland. Eine kleine, unbekannte Welt tut sich auf zwischen Weiterlesen

O’Nan, Stewart: Der Zirkusbrand

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Hartford, Connecticut, USA. Sommer 1944. Ein heisser Sommertag mittem im Weltkrieg. D-Day liegt noch keine vier Wochen zurück. Die Menschen sehnen sich in Anbetracht des Krieges nach Zerstreuung von den Sorgen um ihre Angehörigen im verwüsteten Europa. Der Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey gastiert mit seinem Zelt in der Stadt und verbreitet unter den Anwohnern fröhliche Erwartung. 9000 Besuchern kann der Zirkus Platz bieten und ist bei der ersten Vorstellung an diesem Tag gut besucht von Frauen, Kindern, Großmüttern. Eine Frau will mit ihrem Enkel in den Zirkus, kehrt aber um, weil sie vermutet, ein Bügeleisen nicht ausgeschaltet zu haben. Das rettet ihr und dem Enkel das Leben, denn Weiterlesen

Junger, Sebastian: Der Sturm : Die letzte Fahrt der Andrea Gail

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Oktober 1991, USA, Ostküste. Trotz eines ungewöhlichen starken Sturms bricht die Andrea Gail mit ihrer Besatzung zum lukrativen Schwertfischfang auf. Als der Sturm sich zu einem der stärksten je beobachteten Orkane ausweitet, gerät das Schiff auf hoher See rasch Weiterlesen