Er reiste in das zerstörte Sarajevo, erfährt nach einem Sturz vom Fahrrad den ultimativen Drogenkick in einem Wiener Krankenhaus, wird beim Wandern auf der Via Sacra in Österreich immer leichter und reist ein Jahr nach dem Gau nach Fukushima. Er besucht in den 1990ern das zerstörte Beirut, in dem die Nachtclubs nach dem Bürgerkrieg wieder öffnen, spaziert in den 2010er Jahren durch das verrufene Neukölln, entdeckt das noch touristisch unentdeckte, zum Teil abgründige Barcelona und begegnet einer unerwartet guten Seele in Ostfriesland.

Wunderbar sind auch die Abenteuer, die er mit Lara erlebt, seiner russischen Liebe, die ihn nach Palermo und Rio begleitet. Liebe und Tod, Geld und Lebenskunst, Rausch und Ernüchertung – Timmerbergs Reisen sind immer wieder auch Reisen zu ihm selbst und reichen doch mit ihrem Subtext weit über ihn hinaus, beleuchten diese komische Menschenwelt mit ihren Irrungen und Wirrungen auf eine einmalig gute, brutal komische Weise. Vor allem eines lassen sie immer wieder erkennen: die große Neugier, die den Autor auf seinen Reisen antreibt und ihn auf seine meist touristenfernen Wege führt.

Wenn Helge Timmerberg reist und darüber schreibt, so kann man sich sicher sein, einen anderen Blick auf die besuchten Orte und die Menschen, denen er dort begegnet, zu bekommen als über hochglänzende Dokumentationen und informationspralle Reiseführern. Der mittlerweile 67jährige „Western Yogi“, der einmal das Reisen als „Bungee-Jumping für die Seele“ bezeichnete, taucht tief ein in Atmosphäre der Gegenden, die er besucht, erkundet Abgründe, entdeckt die Tiefe im Alltäglichen und ist dabei vor allem immer schonungslos ehrlich, überaus komisch und sprachlich überaus ausdrucksstark. Alle Reportagen sind für die Buchveröffentlichung zum Teil überarbeitet worden.

Ein wunderbares Buch voller starker, kunstvoller Reisestücke, das man wie im Rausch liest und aufsaugt auf den Spuren dieses Reisenden mit dem besonderen Blick.