Der mehrfach ausgezeichnete, 1974 in Oldenburg geborene Journalist Hasnain Kazim, der derzeit vor allem für den Spiegel tätig ist, bekam schon als 17jähriger nach einem kritischen Artikel über einen vor Überfremdung warnenden Bundestagsabgeordneten erste Hassbriefe – damals oft undatiert und ohne Absender. In den letzten Jahren hat sich die Zahl solcher Briefe und Mails massiv erhöht und Hasnain Kazim, der durchaus nicht der Ansicht ist, dass man mit Rechten auf jeden Fall reden muss und bereits von 2014 bis 2015 zusammen mit anderen Journalisten in der „antirassistischen Leseshow“ Hate Poetry rassistische Schmäh- und Drohbriefe vorlas, hat beschlossen, zu reagieren: er veröffentlich viele der an ihn gerichteten Hassmails und -schreiben in den Sozialen Medien. Manche der Schreiben hat er auch beantwortet: etliche dieser mal kurzen, mal ausführlicheren Schriftwechsel, die sich daraus ergaben, hat er jetzt mit dem vorliegenden Buch veröffentlicht.
Erstaunlicherweise haben sich aus etlichen seiner Antwortschreiben Dialoge entwickelt, die manchmal, aber nicht immer ein gewisses Maß an Einsicht auf der Seite der rechten Briefschreiber erkennen liessen. Hasnain Kazims Antworten zeichnen sich dabei nicht nur durch faktenreiche Argumente, durch Schlagfertigkeit und Humor aus, der zuweilen durchaus bissig sein kann und manchen besorgtbürgerlichen und zuweilen offen rassistischen Briefschreiber durch ironische oder satirische Überspitzungen erkennbar überforderte. Themen sind unter anderem der Islam, die sogenannte Leitkultur, die Türkei oder der Osten, Integration und Migration. So erschreckend schlicht die unter voller Namensnennung verfassten Briefe und Mails, manchmal aber auch die Gründe für die Mails („Ich war gestern betrunken“) auch sind, so wohltuend deutlich und direkt sind da Antworten von Kazim, dessen Verdienst es mit diesem Buch ist, eine etwas andere Antwort auf die Frage zu geben, wie man mit Rechten reden soll: nach meiner Meinung eine der besten, die es gibt.
Ein überaus lesenswertes Buch: scharfzüngig, humorvoll und (leider) sehr aktuell.