Die beiden Autorinnen dieses ungewöhnlichen Buches haben 2013 Crowdspondent gegründet und recherchieren seither Themen, die ihnen über ihre Webseite oder über Facebook und Twitter vorgeschlagen werden. Für „Nix wie Heimat!“ war die Vorgabe, durch die „Crowd“ zwei Vorgaben pro Woche zu bekommen: jede Woche musste eine spannende Geschichte erzählt und an einem spannenden Platz übernachtet werden. Auf diese Weise reisten Altmeier und Fetz drei Monate quer durch Deutschland von Helgoland bis München, von Köln bis Bautzen und berichteten im Internet und im Fernsehen mit Texten, Interviews und Filmen über ihre Begegnungen, Recherchen und Erfahrungen.
Das so eine von der „Crowd“ bestimmte Reise nicht banal sein muss, beweist nun auch das dazu erschienene Buch: auf Helgoland etwa übernachten sie in einem Bombenkrater und berichten über die Plastikverschmutzung der Meere, sie besuchen eine Borderline-Patientin in der Nürnberger Psychiatrie, und räumen mit Vorurteilen auf, feiern Weihnachten im Sommer, übernachten auf einen ehrenamtlich betreuten Kinderbauenhof in Hamburg-Wilhelmsburg, begegnen der sorbischen Minderheit, sammeln Übernachtungserfahrung in einer in der ostdeutschen Provinz gegründeten Demenz-WG und versuchen sich mit dem Rappen bei einem Projekt über Heimat, Flucht und Flüchtlinge in Freiburg.
Sie sind sioch nicht zu schade, Fisch aufzuschneiden, mit künstlerischem Impetus Plastik anzukokeln oder bei sich bei einem Hackaton (fast) die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen. Fußball-Nonne, Wortkünstlerin, Plastikschmelz-Künstler, einen Spaziergangforscher und Tierrechtler auf nächtlichem Hühnerstallbesuch – die Crowspondentiinnen zeigen überraschende Seiten von Deutschland. Oft verbinden sie ihre Interviews mit der Frage, was das eigentlich ist – Heimat – und was Deutschland für eine Person wäre. Dabei steht im Gegensatz zum klassischen Reisebericht der Alltag der besuchten Menschen oder in den besuchten Institutionen im Fokus. Am Ende sind sie erschöpft, aber auch bereichert von all den Begegnungen und der anstrengenden Reise.
Entstanden ist so der ungewöhnliche Bericht über eine Reise durch Deutschland, die manches Stereotyp über unser Land ausräumt, manches Vorurteil aber auch bestätigt und doch am Ende das Land als überraschend bunt und vielfältig erscheinen lässt. Altmeier und Fetz haken nach, lassen zu Wort kommen und zeigen so das Land aus der Perspektive von Menschen, die man nicht so ohne weiteres wahrnimmt.
Ein ebenso gehaltvoller wie unterhaltsamer Reisebericht der ungewöhnlichen Art.