Was Orientierung und Navigation angeht, bin ich ja etwas altmodisch. Sicher, ich habe beim Radfahren und Wandern nicht selten ein Garmin dabei, nutze Google Maps ebenso wie Openstreetmap oder Komoot. Aber ich liebe Karten, Atlanten, Globen und alles, was damit zusammenhängt. Auch auf Touren ist das so und ich nutze Karten ganz klassisch gefaltet oder als praktische Spiralbindung für die Kartentasche am Lenker: Obwohl ich mir lange Strecken auch als Track auf das Garmin lade, fahre und wandere ich stur nach Karte und nutze Technik nur zur genaueren Ortsbestimmung oder verfeinerten Orientierung.
Auch Kartenbüchern oder Atlanten widme ich gerne meine Aufmerksamkeit. So kam auch „Mad Maps“ auf mein Medienradar: Auf fast 200 Seiten hat der studierte Geograf Simon Küstenmacher in 100 Karten verblüffende Erkenntnisse kartografisch visualisiert. Die Bandbreite reicht dabei von den internationen Flugverbindungen über Bevölkerungsdichte, Megatrends und Reiseleidenschaften bis hin zu Trinkgeldregeln, Fernradwegen, Tempolimits (Deutschland ist das einzige Land ohne) oder der weltweiten Verbreitung von Flamingos. Auch alte Karten kommen vor wie etwa bei den Telegraphenverbindungen aus dem Jahr 1901 oder die Reisezeit von London im Jahr 1914, der ein moderner Vergleich aus dem Jahr 2016 gegenüber gestellt wird. Manches hat durchaus ernsten Hintergrund wie etwa bei den Fakten zum Klimawandel oder die Verteilung von Nutztierdichten (achten Sie hier bitte auf Enten – und raten Sie vorher), anderes ist eher „nice to know“ wie etwa die Schlemmerkarte Deutschlands, die von Fischbrötchen im Norden Schleswig-Holsteins bis hin zum Hendl in Bayern reicht.
Fazit: ein wunderbares, äußerst lesenswertes Buch für alle, die Karten lieben und Wissen gerne graphisch gut aufbereitet vor Augen haben. Nebenbei bemwerkt: es lohnt sich unbedingt, Simon Küstenmacher auf Twitter zu folgen (@simongerman600).
Hi Jarg,
wir lieben und sammeln auch Atlanten und Globen. Wir wissen nicht mehr, wie das in Deutschland ist, aber im englischen Sprachbereich gibt es wunderschöne und teils auch völlig verspinnerte Atlanten. Wir lieben bes. „The Writer’s Map“ oder „The Phantom Atlas“ by Edward Brooke-Hitching, von dem es einige feine Atlanten gibt.
Wir sind gerade hinter einem alten Standglobus hinterher.
Mad Maps – was für ein genialer Titel. Diese Kartensammlung werden uns sicher anschauen. Danke für deinen Tipp.
Mach’s gut
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
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Moin Klausbernd,
gern geschehen. Hier gibt es auf jeden Fall eine Reihe schräger Kartenbücher mit wahren und mythisch-fiktiven Orten im Handel – und das eine oder andere landet auch auf meinem Schreibtisch. Simon Küstenmacher, der in Melbourne arbeitende Autor von Mad Maps, hat überdies einen sehr folgenswerten Twitteraccount (@simongerman600) mit viel MapContent. Ich liebe ja generell klassische Karten und Atlanten – und auch wenn ich meine Radreisen mit dem GPS-Geräte begleite, habe ich immer einer Fahrradkarte vorne in der Lenkertasche und plane nicht nur digital, sondern immer auch analog mit entsprechenden Druckerzeugnissen.
Beste Grüße über den Kanal herüber von
Jarg
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