
Wenn Künstler bei anstehenden Wahlen Position beziehen, muss die gute Absicht nicht zwingend zu guter Kunst führen. Aber natürlich gibt es auch Beispiele, wo das politische Bekenntnis eines Künstlers trotzdem ein gutes ergebnis zeitigen kann.
So auch bei Ry Cooder: der amerikanische Gitarrist und Songwriter, bekannt für seine musikalische Virtuosität und die Zusammenarbeit mit traditionellen Musikern in der USA und in anderen Ländern, hat zur US-Wahl 2012 ein klares Bekenntnis zu Obama und zu den Demokraten in Form des Albums „Election days“ vorgelegt. Schon der „Mutt Romney Blues“ reisst einen mit dem unverwechselbaren Klang von Cooders Akustikgitarre hinein in das Album, dass eine Abrechnung mit dem Amerika von heute ist, mit Neoliberalismus und Guantanamo, mit dem Primat der Wirtschaft und der sozialen Spaltung. Er schliesst das Album mit dem wütenden „Take your hand of it“ und meint die amerikanische Verfassung, die Bill of Rigths und andere Elemente demokratischer, sozialer Tradition in diesem einstmals für viele Demokratien der Welt in großen Teilen vorbildlichen Land.
Ry Cooder ist ein hohes künstlerisches Risiko eingegangen – doch es hat sich gelohnt. Mit dem folkrockigen „Election special“ hat er dem klassischen amerikanischen Protestsong eine Frischzellenkur verpasst. Wer hören will, wie einer, der es kann, mit Wut im Bauch gegen republikanischen Stumpfsinn, Rassismus und Kriegslust anrockt, dem sei dieses Album zwischen Protestfolk, Bluesrock und traditionellem Folk sehr ans Herz gelegt.