Ein Jäger wohnt in einer Blockhütte am Wald, unweit des Meeres. Er lebt dort gerne, hat aber in seiner Einsamkeit Sehnsucht nach jemand anderem, mit dem er sein Leben teilen kann.
Eines Tages hört er am Meeresufer eine Meerjungfrau singen. Wenn er näher kommt, verstummt sie und ist bald fort. Wieder und wieder hört der Jäger sie und kommt ihr doch nicht nahe. Doch dann singt er mit und die Meerjungfrau fast sich ein Herz und legt ihr Mißtrauen nach und nach ab. Entgegen ihrer Natur verlässt sie das Meer und zieht zu dem Jäger in die Hütte. Beide lernen sie die Sprache des anderen und die Meerjungfrau ist oft verwundert, wie merkwürdig die Dinge an Land beschaffen sind.
Nach und nach kommen ein Luchs, ein Bär und ein kleiner verwaister Junge dazu. Schon bald ist es so, als hätten sie immer zusammen gelebt und als würde sich ihre gemeinsame Geschichte und damit die Identität jedes einzelnen von ihnen durch die gemeinsamen Erfahrungen neu entwickeln.
Das im Original als „The Animal Family“ im Jahr 1965, kurz vor dem Unfalltod des danals gerade 41jährigen Randall Jarrell erschienene und von Maurice Sendak mit feinen Bildern geschmückte Buch wurde 1984 erstmals auf Deutsch veröffentlicht und ist jetzt im Aladin Verlag in einer neuen Übersetzung herausgebracht worden. Der hier kaum bekannte Jarrell gilt heute als einer der bedeutensten amerikanischen Dichter des 20. Jahrhunderts. In „Die Tierfamilie“ erschuf er ein wunderbares modernes Märchen, in dem sich die allesamt verwaisten oder ihrer ursprünglichen Heimat entzogenen und sehr unterschiedlichen Protagonisten zu einer Familie zusammenfinden, die sich die fehlende gemeinsame Geschichte im glücklichen Zusammenleben selbst erfindet. Das ganze spienatürlich sofort lt in einer einsamen, meernahen Gegend rund um eine Blockhütte – und man fühlt sich unwillkürlich an Klassiker der amerikanischen Literatur erinnert (etwa an „Walden“).
Ein zauberhaftes Buch von großer atmosphärischer Dichte, in dem geschickt märchenhafte und fantastische mit lebensnahen Elementen verbunden werden. Sprachlich überaus ansprechend, kann man sich der Geschichte, die sich gut zum abschnittsweisen Vorlesen eignet, kaum entziehen und ist nach jedem Kapitel gespannt darauf, wie es weitergeht mit dieser seltsamen Zufallsfamilie.
Für alle, die besondere Geschichten lieben. Ab etwa 9 Jahren.
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Danke für das Rebloggen.
Herzlich grüsst
Jarg
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Ja, kling sehr schön und besonders. Und dann noch illustriert von Maurice Sendak! Ich mochte schon seine „Wilden Kerle“ sehr. 🙂
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Sendak lieferte zu jedem Kapitel jeweils eine schöne Illustration. Die Bilder haben auch nach so vielen Jahren nichts von ihrem Reiz verloren.
Die „Wilden Kerle“ sind natürlich unvergleichlich … auch wenn manche Kinder zunächst Furcht vor dem Buch haben, wird es doch rasch zu einem wunderbaren Vorleseerlebnis.
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Guten Abend, lieber Jarg,
das hört sich spannend an. Ich glaube, das könnte feine Literatur sein, um sie Siri und Selma abends in ihren Kuschelbettchen vorzulesen. Danke für die Vorstellung.
Mit lieben Grüßen von der Küste Norfolks
Klausbernd 🙂
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Guten Abend, lieber Klausbernd, ganz bestimmt ist das eine für Buchfeen ganz besonders geeignete Geschichte. Und eine kleine Entdeckung auch. Ich und die Zwillinge waren jedenfalls ein paar Tage gebannt und gefesselt, stets gespannt auf den Fortgang der Geschichte!
Viel Spaß und liebe Feierabendgrüsse nach Norfolk aus der ganz und gar unmaerchenhaften U-Bahn von
Jarg
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Das Buch klingt wunderschön..auch für erwachsene Träumer 🙂
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Unbedingt!
Herzlich gruesst Jarg
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Danke , das klingt nach einem guten Kinderbuch.
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Gern geschehen. Die Geschichte hat ihren ganz eigenen Zauber …
Liebe Grüsse von Jarg
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