
Diesmal sieht es sehr ernst aus für Robbie: der wiederholt gewalttätige junge Mann steht erneut vor Gericht, weil er einen anderen verprügelt und dabei schwer verletzt hat. Da Robbies Freundin schwanger ist, verurteilt ihn der Richter aber nur zu gemeinnütziger Arbeit.
Robbie wird Harry zugeteilt, der auch andere junge Leute betreut, die Sozialstunden ableisten müssen. Hary steht ihm bei, als er von Verwandten seiner Freundin verprügelt wird und gibt ihm vorübergehend Unterkunft. Harry hat trotz seiner Gradlinigkeit ein gutes, weiches Herz, lädt die Gruppe eines Tages zur Besichtigung einer Whisky-Destillerie ein und weckt damit Robbies Interesse an den Feinheiten des Getränkes. Wenig später nimmt Harry sie mit zu einer Whisky-Verkostung nach Edinburgh: überraschenderweise zeigt Robin dabei erstaunliche Fähigkeiten und schmeckt selbst feine Nuancen heraus. Der Whisky-Sammler Thaddeus bietet ihm darauf sogar einen Job an.
Doch Robbie hat einen anderen Plan: als er erfährt, dass in Kürze ein extrem seltener und teurer Whisky aus einer längst geschlossenen Destillerie öffentlich versteigert und vermutlich einen Millionenbetrag erzielen wird, reist er mit drei Freunden aus in die Highlands. Heimlich will er vier Flaschen des unbezahlbaren Getränkes abzapfen … und riskiert für die finanzielle Basis seiner kleinen Familie alles.
Ken Loach, der für seine sozialkritischen Filme bekannt ist, liefert mit „Angels Share“ eine hochprozentige Komödie mit Anspruch. Warmherzig und mit hoher Empathie zeichnet er die Charaktere seiner unterprivilegierten Protagonisten nach und stellt die Wandlung von Robbie in den Mittelpunkt der Handlung. Schnell identifiziert sich der Zuschauer mit Robbie und seinen Gefährten, die mit einer ungesetzlichen Handlung – dem Diebstahl von einigen Flaschen eines sündteuren Whiskys – einmal auf der Sonnenseite stehen wollen. Nach der Vorstellung der Protagonisten – allen voran Robbie (Paul Brannigan) und Harry (John Hershaw) – geht es in der zweiten Hälfte des Films hauptsächlich um die Planung und Durchführung der von Robbe geplanten Aktion: liegt der Schwerpunkt in der ersten Hälfte noch auf der sozialen Situation Robbies, wird hier der eigentliche Raub in den Mittelpunkt gestellt. Unwillkürlich fiebert der Zuschauer mit und hofft natürlich, dass es für Robbie am Ende gut ausgehen, er einen Weg für sich und seine kleine Familie finden wird.
Wie immer findet Loach realistisch anmutende Bilder und Dialoge, die dem Film eine hohe Authentizität verleihen und die Geschichte glaubwürdig und real wirken lassen. Dabei wurde offenbar große Sorgfalt auf die Auswahl der Drehplätze gelegt – sowohl was die Szenen in Edinburgh als auch was die im Folm gezeigten Destillerien angeht. Bemerkenswert sind die leistungen der Schauspieler, allen voran von Paul Brannigan, der als gewalttätiger Außenseiter ausgesprochen subtil die Nuancen seiner Rolle auslotet. Auch John Hershaw als gutmütiger Sozialarbeiter und Whiskykenner und Roger Allam als Whiskysammler von leicht zwielichtigem Charakter überzeugen neben den anderen, gut und sorgfältig spielenden Schauspielern.
Eine wunderbare Komödie über Freundschaft und Zusammenhalt – und nicht zuletzt über Whisky – die einen etwas anderen Blick auf das soziale Drama der Unterschicht wirft und dabei einmal mehr die tiefe Menschlichkeit ihres Regisseurs zeigt.
Mir hat er leider nicht gefallen, – er war ganz okay, aber mehr leider nicht. Der Trailer hatte mich neugierig gemacht, aber der Film letztlich dann nicht überzeugt. Geschmäcker sind verschieden, so ist das halt.
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Klar, die Sicht auf Filme kann sehr, sehr unterschiedlich sein und von einem anders gerichteten Blick auf Aspekte des Filmes bis hin zur Ablehnung des Filmes reichen. Wäre ja auch öde, wenn immer alle die gleichen Dinge toll finden.
Herzlich grüsst
Jarg
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Jap, ein netter Film, bei dem ich es nur schade fand, dass er den letzten Schritt zur großartigen Komödie einfach nicht gehen will.
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Ich fand ihn sehr gelungen – auch und trotzdem viele Laiendarsteller mitspielten. Was fehlte Dir denn als letzter Schritt zum großen Film?
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Ein ganz wunderbarer Film. Es lohnt sich auch, die Specials anzusehen. Dort erfaehrt man, dass die zur Kommunalarbeit verurteilten inklusive Robbie Laiendarsteller sind, die aus aehnlichen Verhaeltnissen kommen wie die Personen, die sie darstellen. Darauf trinke ich jetzt mal einen Whisky. Liebe Gruesse, Peggy
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Liebe Peggy,
danke für den Hinweis auf die Specials. Das mit den Laiendarstellern war mir gar nicht so bewußt – die Authentizität mag zu einem wesentlichen Teil darin ihre Ursache haben. Mangels Whisky bleibt mir gerade nur die Vorstufe (Wasser) – in diesem Sinne „Prost!“ und
Liebe Grüsse von
Jens
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Ein herrlicher Film. Allein die Anfangsszene ist schon genial!
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Loach kann es einfach, das Filmemachen, und bleibt doch stets er selbst!
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Vielen Dank für diesen Tipp! ich war mehrfach in Schottland und kenne mich natürlich deshalb auch ein wenig mit der Thematik des „Wassers des Lebens“ und „Angels Share“ aus. Und die Art des Umgangs mit sozialen Themen im britischen Film sowie der spezielle Humor in England/Schottland sind etwas, das ich besonders mag. Bin neugierig geworden.
Beste Grüße
Cordula
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Hallo Cordula,
gern geschehen. Ich bin leider noch nie dagewesen – aber es muss wunderbar sein (nicht nur wegen des „Wasser“).
Viel Spaß wünsche ich Dir mit dem Film und grüsse herzlich!
Jarg
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Hallo, Jarg,
vielen Dank für die Grüße – ja Schottland ist ein Traum: landschaftlich, historisch, traditionell, nette Leute.
Herzliche Grüße
Cordula
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Hallo Cordula, das glaube ich sofort … blättere ja oft in Reiseführern und Bildbaenden und träume manchmal vom Wandern im Hochland. Muss berauschend sein auch ohne Whisky 😉
Einen zauberhaften Sonntagabend wünscht
Jarg
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