Seit ich nicht mehr Samstags mit dem Auto zur Arbeit fahre, entdecke ich manche Musik ja erst mit erheblicher Verzögerung, da der heimische CD-Spieler von Teufelskicker & Co. beherrscht wird und im Regionalexpress und der U-Bahn das Buch mein bevorzugter Begleiter ist. So ging es mir auch mit der Alin Coen Band und ihrem dritten Album „We’re Not the Ones We Thought We Were“, das erst vor kurzem den Weg in meine Ohren fand.
Mit dem zurückhalten vorgetragegen, von dazugesampelten Geräuschen und Klängen unterstützen Song „Kites“ beginnt das Album, gefolgt vom rockigeren „High Expectations“ und der eingängigen Single-Auskopplung „A No Is a No“, dem zauberischen „All it takes“ und dem elegischen „Fountain“. Spätestens hier hat mich das Album ganz in seinen Bann gezogen, um mich sogleich mit dem deutschsprachigen, wunderschönen melancholischen Song „Kein Weg zurück“ zu überraschen.
Bemerkenswert ist die Stimme von Alin Coen, die entfernt an Maria Mena erinnert und eine ganz eigene klangliche Poesie entwickelt. Dazu kommen zurückhaltend, aber sehr bewusst eingesetzte elektronische Effekte und Klänge, die das reduziert instrumentierte Album, das stets die Stimme der Sängerin im Vordergrund stehen lässt, zu einem besonderen akustischen Genuss macht. Feiner Singer/Songwriter-Pop um Liebe und ihr Scheitern, gesungen zu subtilen Gitarrenklängen und akzentuiertem Schlagwerk, der Lust darauf macht, mehr von dieser Band mit Wurzeln in Hamburg und Weimar zu entdecken.