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Dinge, die es (so) nicht mehr gibt: Ein Album der Erinnerungen

Im Nachhinein verklärt sich ja der älter werdende Mensch gerne die Vergangenheit: trotzdem mir das bewußt ist, habe ich beim Anblick des Milchtütenhalters sofort die Assoziation, dass die Milch damals aus diesen Milchschläuchen irgendwie besser, frischer schmeckte. Aber das gilt natürlich nicht für alle in diesem schön aufgemachten Buch versammelten Dinge, die aus unseren Leben verschwunden sind oder sich bis zur Unkenntlichkeit verwandelt haben.

Wer außer einigen Unentwegtem, die im Supermarkt gerne Küstennebelfläschchen an der Kasse kaufen und seit dreißig Jahren ihre ausgelatschten Moon Boots mit Gaffer Tape flicken, würde heute noch eine Vokuhila-Frisur tragen? Dem Leckerschmecker, einem unerhört süßen und langen Karamellschokoriegel, dessen Konkurrent „3 Musketiers“ im Buch verewigt wird, weine ich aus heutiger, dem Bauch nicht mehr alles zumutender Haltung auch nicht wirklich nach. Ebensowenig der Deutschen Mark oder dem Eurocheque, denen manche Zahlungsmittelnostalgiker noch nachweinen.

Beim Walkman und der Kassette wird es schon schwieriger, kam man sich doch Anfang der 1980er Jahre ungemein cool vor, in der U-Bahn zugestöpselt Musik zu hören: natürlich von Kassette und vorzugsweise als Mixtape, dass man sich damals zusammenstellte oder von jemandem als besondere, liebevoll zusammengestellte akustische Zuwendung geschenkt bekam. Auch die Mechanik von VHS-Tapes und Disketten hatte ihren Reiz, bei letzterer zusätzlich das Gebratzel, wenn sie am Datenverbeiten war. Und wie habe ich den älteren Nachbarsjungen beneidet, der ein Bonanzarad sein eigen nannte und lässig darauf herumlungerte.

Als Liebhaber mechanischer Dinge habe ich mich natürlich besonders darüber gefreut, im vorliegenden Buch Parkuhren, Kugelkopf-Schreibmaschinen und dem klassischen Telefon zu begegnen. Beim Anblick der Klick-Klack-Kugeln, die man oberhalb und unterhalb der Hand im steten superschnellen Rhythmus zusammendotzen lassen musste, kam gleich wieder Phantompanik auf, müsste man doch jederzeit mit einem ungemein jähen und schmerzhaften Ausbrechen der Kugeln aus ihrer Bahn rechnen. Und wie habe ich meine Pocketkamera, eben jene im Buch gewürdigte Agfamatic 3008 mit ihrem charakteristischen Ritsch-Ratsch-Geräusch beim Filmweiterspulen geliebt, die heute noch ohne Film meinen 10jährigen Sohn begeistert.

Telefonzellen, HB-Männchen, Concorde und Super-8-Filme … all das und einiges mehr ist aus unserem Alltag verschwunden. Das vorliegende Buch stellt eine ganze Reihe solcher Dinge vor und würdigt mit Fotos und einem kurzen, persönlichen und nicht selten humorvollen Statement ihre frühere Bedeutung für unseren Alltag, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ein schön bebildertes Erinnerungsbuch für die noch recht analog sozialisierten, in den 1960ern und 1970ern geborenen Jahrgänge.

2 Kommentare zu “Dinge, die es (so) nicht mehr gibt: Ein Album der Erinnerungen

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