An verschiedenen Orten der Erde landen zur gleichen Zeit zwölf seltsame, wie Muscheln geformte, etwa 450 Meter hohe Raumschiffe. Die Landung der Raumschiffe löst weltweit Unruhen und politische Krisen aus. Wer auch immer die Raumschiffe steuert, kommt nicht heraus, erklärt nicht seine Absichten und seine Herkunft: die Sprache der Lebewesen, die alle 18 Stunden über einen Schacht, in dem die Schwerkraft manipuliert wird, Zugang zu den Raumschiffen erlauben, bleibt unverständlich, da sie sämtlichen menschlichen Erkenntnissen bezüglich Sprache widerspricht.
Die Linguistin Louise Banks soll im Auftrag des Militärs zusammen mit dem Mathematiker Ian Donnely und einer Reihe hochqualifizierter Wissenschaftler die Frage klären, welche Absichten die Besatzungen der Raumschiffe verfolgen. Doch während Banks gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg bei der Kontaktaufnahme mit den Ausserirdischen verfolgt, spitzt sich die globale Krise zu: statt gemeinsam zu forschen, verfolgt jedes von einer Landung betroffene Land seine eigene Strategie im Umgang mit dem Phänomen bis hin zur Interpretation der Raumschifflandungen als Angriff. Das hat dramatische Folgen und die Zeit wird nicht nur für Louise, sondern die gesamte Zivilisation knapp …
Denis Villeneuve ist ein atmosphärisch überaus dichter, ruhiger und gleichwohl in Inhalt und Bildsprache überaus beeindruckender Science-Fiction-Film gelungen, der sich von den üblichen Klischees des Genres abhebt und damit im intellektuellen Gehalt aufschliesst zu in jüngerer Zeit erschienenen SciFi-Filmen wie „Interstellar“, „Moon“, „Gravity“ oder „Love“. Dabei baut der Film ohne direkte Nennung auf der Sapir-Whorf-Hypothese auf, nach der die Sprache das Denken und die Welterfahrung formt. Villeneuve visualisiert diese Hypothese über die kreisförmigen, klecksartigen Schriftzeichen der Ausserirdischen, Logogramme, die schliesslich von Banks entschlüsselt werden und ihr einen nichtlinearen Zugang zur Zeit ermöglichen, was auch ihre häufigen, sich am Ende entschlüsselnden scheinbaren Flashbacks an ihre Tochter erklärt.
Villeneuve baut seine Geschichte langsam und subtil auf, befremdet zunächst, enttäuscht die Erwartungen des Zuschauers und verblüfft ihn zugleich mit neuen Bedeutungen und Entwicklungen für altbekannte Muster. Erst gegen Ende hin entfaltet sich die große emotionale und philosophische Wucht des Films, vollzieht der Film eine überraschende Wendung, die die gesamte Geschichte plötzlich in einem völlig neuen Licht zeigt. Amy Adams brilliert dabei als zurückhaltende, letztlich aber unbeirrt ihre Ideen verfolgende Wissenschaftlerin Louise Banks, der mit Jeremy Renner ein starker Nebendarsteller zur Seite gestellt wird. Die visuellen Effekte sind sparsam und zurückhaltend eingesetzt: trotzdem arbeitet Villeneuve gerade durch seine nüchterne, düstere Filmsprache die menschliche Perspektive des Films besonders gut heraus und erreicht so ein überaus sinnliches Filmerlebnis.
Ein wunderbarer Film, der lange nachwirkt und einige der schönsten Momente und Szenen enthält, die je für einen Science-Fiction-Film erdacht und gefilmt worden sind.
Du sagt es: ein wunderbarer Film!
Und eine der meist unterschätzten Genre-Perlen der letzten Jahre.
Persönlich hat mir „Arrival“ besser gefallen als „Interstellar“ (visuell genial aber inhaltlich zu überladen) und sogar besser als „Moon“ (Super spannend – aber leider nur beim ersten Mal gucken). „Arrival“ kann man durchaus mehrfach sehen und entdeckt doch immer wieder neue Tiefen darin. Philosophisch, poetisch und wunderschön gefilmt.
Und: Ich liebe Science-Fiction-Filme, bei denen man tatsächlich die meiste Zeit Wissenschaftlern bei der Arbeit zusieht. Das ist nämlich alles andere als unspannend… 😉
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Liebe Deliah,
ja, das ist das Schöne an diesem Film. Er fokussiert auf die Wissenschaft und ihre geduldige, immer wieder neue Ansätze suchende und von Neugier und Faszination geprägte Arbeit – die er in Kontrast setzt zu Ungeduld, Spekulation und vorschnellen Reaktionen. Und die Bilder sind einfach wunderschön. Ein Film, den man ganz sicher mehrmals gucken kann. Was ich mit „Moon“ noch nicht gemacht habe. Wäre einen Versuch wert 😉
Ein zauberhaftes Wochenende wünscht dir
Jarg
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Danke, das klingt spannend;)
Es erinnert mich an das Buch ‚Contact‘ das im Gegensatz zum späteren Film sich ebenfalls mit einer völlig anderen Wahrnehmung befasst, was im Film leider hinten runter fiel.
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Der Film fokussiert sich komplett darauf.
„Contact“ kenne ich noch nicht. Danke für den Tipp und ein zauberhaftes Wochenende!
Jarg
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Den Film muss ich sehen! Danke für die Rezension
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Gern geschehen! Ein schönes Heimkinoerlebnis wünscht dir
Jarg
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Der Film ist wunderschön. Ich erwähne ihn in meinem aktuellen Blogpost https://vnicornis.wordpress.com/2017/04/22/brief-aus-london-baltimore-virginia-und-washington-dc-1/.
Ich finde auch die am Anfang und Ende eingesetzte Musik von Max Richter hinreißend. Hier nachzuhören: https://www.youtube.com/watch?v=rVN1B-tUpgs.
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Oh cool, Danke für den Hinweis auf die Musik. So weit habe ich gar nicht geforscht. Werde ich mir morgen früh reinziehen.
Einen zauberhaften Abend wünscht dir Jarg
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ein ganz großartiger weil spannender und auch kluger Film. Viele Grüße
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Gehört bestimmt zu den Filmen, die bleiben und einmal Klassiker werden.
Viele Grüße zurück und einen zauberhaften Abend dir!
Jarg
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Lieber Jarg,
diese von Dir so schön differenziert und begeistert formulierte Filmrezension spricht mich sehr an. Ich denke, ich werde mir mal wieder eine DVD gönnen, es müssen ja nicht immer Bücher sein. 😉
Ein gemütliches Wochenende wünscht Dir die Bücherfee
Ulrike von Leselebenszeichen
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Liebe Ulrike,
Danke schön. Der Film ist es wert, sich die Zeit dafür zu nehmen und bleibt nicht an der Oberfläche wie so manche des Genres.
Einen schönen Heimkinoabend und ein zauberhaftes Wochenende wünscht dir
Jarg
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Danke4 fuer diese Rezension! Macht mir echt Lust auf den Film. Mal sehen, wo ich ihn hier bekomme.
Hab‘ ein feines Wochenmende,
Pit
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Gern geschehen. Viel Spaß beim Ansehen und auch dir noch ein zauberhaftes Wochenende!
Herzlich, Jarg
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Mein Lieblingsfilm 2016 dem ich mehr Erfolg bei den Oscars gewünscht hätte
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Ja, das hätte man ihm gegönnt. Obwohl Toni Erdmann auch hätte abräumen dürfen …
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