Schon als Kind ist Nicholas Jubber – initialisiert von den Star-Wars-Filmen – fasziniert von den Nomaden Nordafrikas, von Berbern, Fulbe und Tuareg, von den weiten Wanderungen, die ihr Leben prägen, den berühmten Städten, die sie mit beeinflusst haben und dem Einfluss, den sie auf den Verlauf der Geschichte genommen haben. Das anachronistisch erscheinende Leben ohne festen Wohnsitz, ohne Eigentum und mit einem starken Gemeinschaftssinn fasziniert ihn auch noch als Erwachsenen. In seinem Buch erzählt er von seinen vielen Begegnungen mit der Nomadenkultur Nordafrikas, von seltsamen Ritualen unterhalb des offiziell vorherrschenden Islams, von Überlebenswissen und überraschender Lebensfreude.
Er reist nach Timbuktu und Fez, nach Marrakesch und Nouadh und wieder – nach dem Zwischenspiel der Islamisten – nach Timbuktu. Sein Reisebericht lässt nicht nur das alltägliche Leben der verschiedenen Stämme und Ethnien sicht- und spürbar werden, sondern taucht zugleich tief ein in die wechselhafte Geschichte der Region, deren Gegenwart im positiven wie negativen Sinne eine große Bedeutung für die Zukunft der Menschheit zukommen könnte. Wir begegnen mit Jubber Karawanenführern und Hirten, Bauern und sesshaft gewordenen Nomaden, erfahren mehr über unheilvolle Allianzen zwischen Tuareg und Dschihadisten, von alten Kriegen und neuen Konflikten.
Über Monate bereit Jubber sich auf eine azalei, die traditionelle Salzkarawane zwischen Taoudenni und Timbuktu vor, um am Ende vor Unruhen zu flüchten.Seine Reisen führen ihn durch Marokko und Mauretanien, Mali und Algerien auf den Spuren nomadischer Völker und zugleich in der mehr als realen Gegenwart kalter oder heißer Konflikte. Die Hilfsbereitschaft und Lebensfreude der Menschen, denen er begegnet, begeistert ihn immer wieder neu. Umso bedrückter ist er, dass manche von ihnen aufgrund der politischen Situation verschwinden mussten oder er sie nach Jahren in Flüchtlingslagern wiederfindet. Seine Erlebnisse und Betrachtungen verknüpft er nach vielen intensiven Erlebnissen von Mensch und Landschaft mit acht Lektionen über Beharrlichkeit, Überwindung, Weitsicht, Kreativität, Bildung, Tradition, Klarheit und Geduld: so bildet er quasi vom Erlernen des Kamelrittes und der Teezubereitung bis zur Aufnahme in einen Berberstamm die Essenz seiner Abenteuer und Erfahrungen ab.
Jubber ist ein ausgesprochen faszinierendes Buch über die Nomadenvölker und die Staaten Nordafrikas gelungen, der ebenso spannend wie einfühlsam von den Menschen und der sie prägenden Landschaft berichtet. Wer die politische Situation vor Ort verstehen will, zugleich aber eine vergleichbare Faszination für die nomadischen Völker der Region und ihre von Eigentum weitgehend befreite Lebensweise versprüht, kommt an Jubbers Buch nicht vorbei.
Pingback: Blogbummel Februar/März 2018 – buchpost