Was die Wahrnehmung langfristiger Gefahren angeht, sind wir Menschen nicht besonders gut. Alles, was über den Zeitraum weniger Jahre hinausgeht, scheint sich unserem Ereignishorizont zu entziehen und wird von kurzfristigen Interessen überblendet. Gut beobachten lässt sich das beim Klimawandel und anderen massiven, menschengemachten Veränderungen an den natürlichen Lebensgrundlagen, vor denen seit bald fünfzig Jahren gewarnt wird: wenig hat sich seither getan, gemessen an der Bedrohung, die anthropogen verursachte Entwicklungen auf die Zukunft unseres Planeten haben. Gewachsen ist zwar das Bewusstsein, dass etwas schief läuft und Dinge sich ändern müssen – aber was getan wird, ist weiterhin zu wenig.
Die Informationsgrafikerin Esther Gonstalla hat bereits mehrere ausgezeichnete Bücher zu Umweltthemen vorgelegt. „Das Ozeanbuch“ widmet sich auf anschauliche und informative Weise den Veränderungen, denen unsere Ozeane ausgesetzt sind, und den dramatischen Folgen, die das für das Leben auf der Erde haben kann und wird. Die Erderwärmung mit ihren Folgen für die Lebewesen des Meeres durch steigenden Säuregehalt wird dabei ebenso plastisch dargestellt wie der Verlust der biologischen Vielfalt, die dramatische Überfischung und die Verschmutzung vor allem durch Kunststoffe, deren schiere Masse bereits 2050 gewichtsmässig über dem Gesamtgewicht aller Fische im Meer liegen wird. Auch die Veränderung von Meeresströmungen und der womöglich dramatisch steigende Meeresspiegel werden thematisiert.
Gonstalla ist ein bemerkenswert gut und klar informierendes Buch gelungen, dass die Fakten rund um die Bedrohung unserer Meere plastisch und prägnant auf den Punkt bringt und dabei graphische Ästhetik und die inhaltliche Beschränkung auf das Wesentliche auf vorbildliche Weise mit dem zu vermittelnden Wissen verbindet. Ein Buch, das erschreckt, wütend und traurig macht – und hoffentlich etwas bewegt in den Köpfen jener, die immer noch denken, wir hätten eine Reserveerde in der Abstellkammer.