Gyllen verbringt den Urlaub in Marokko zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater. An seinem 18. Geburtstag beschließt er, das Wohnmobil seiners Stiefvater zu klauen und sich nach Frankreich zu seinem Vater Paul durchzuschlagen. Noch in Tanger begegnet ihm der 17jährige William aus dem Kongo, der sich allein illegal nach Europa durchschlagen will, um seinen verschollenen älteren Bruder zu finden. Obwohl sie beide unterschiedlich sind und verschiedene Motivationen für ihren Aufbruch haben, beschliessen sie, sich zusammen auf den Weg zu machen. Es beginnt ein abenteuerlicher, verrückter und nicht selten gefährlicher Weg über die spanische Exklave Ceuta und Spanien bis nach Calais in Frankreich. Die Herausforderungen ihrer Reise lassen das Vertrauen und die Freundschaft zwischen den beiden wachsen, bis sie am Ende von einer letzten gemeinsamen Entscheidung stehen …
Sebastian Schipper ist ein beglückender Film gelungen, der das Thema Flucht und Aufbruch aus zwei sehr indiviuellen Perspektiven erzählt und sie – eingebettet in immer wieder als Bestandteil der Geschichte wiederkehrende Begleitgeschichten und -szenen zum Thema Asyl, Flucht und Ausgrenzung – in einen größeren, aber eher beiläufig gestellten, deshalb aber nicht weniger starken Rahmen stellt. Beide Protagonisten wachsen aneinander und an ihren persönlichen, die Flucht motivierenden Krisen, bis aus dem Kontakt zwischen der jeweils verkörperten Herkunftskultur und der Lebenssehnsucht von beiden das Verbindende erkennbar wird.
Der an Originalschauplätzen in chronologischer Folge gedrehte Film bettet seine Geschichte dabei immer wieder auch in bedrückende Szenen etwa aus Ceuta oder den Flüchtlingslagern in Calais ein und verzichtet dabei auf jegliche moralische Wertung des Handelns der Protagonisten. Bemerkenswert ist dabei die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller Fionn Whitehead (Gyllen) und Stéphane Bak, die ihre Charakteere mit großer Empathie entwickeln und ein feines, glaubwürdiges und überaus intensives Zusammenspiel entwickeln. Auch Nebenrollen wie Moritz Bleibtreu als durchgeknallter Althippie Luttger überzeugen ebenso wie die Kameraführung, die Musik und das Setting bis hin zum antiken Wohnmobil, einem seltenen Vixen 21 von 1986, der in der ersten Hälfte des Film eine geradezu tragende Rolle als Fluchtvehikel spielt.
Ein berührender Film über Freundschaft und die Sehnsucht nach einem freien Leben, zwillingsgetestet und schon für an ernsteren Stoffen interessierte Teenager ab 14 Jahren überaus sehenswert.