Judith Kepler ist hart im Nehmen: ohne die Gründe zu kennen, wächst sie in einem Kinderheim in der ehemaligen DDR auf. Als Jugendliche stürzt sie sich in Drogenexzesse, steht ihr Leben auf der Kippe. Mittlerweile ist sie Anfang Dreissig und arbeitet in Berlin bei einer Reinigungsfirma. Ihre besondere Aufgabe: als Cleanerin reinigt sie Tatorte, nachdem die Spurensicherung alle Beweise gesichert hat.
Doch dann wird sie zu einem Tatort unweit ihrer eigenen Wohnung gerufen. Schnell entdeckt sie, dass die Tote mit ihr in Kontakt treten wollte und es Verbindungen zu ihrer eigenen, im Nebel liegenden Vergangenheit gibt. Beunruhigt beginnt sie, den Spuren zu folgen – und wird selbst bald zur Gejagten, denn sie droht Dinge aus dem Vergessen zu reissen, die andere, mächtigere Akteure lieber für immer vertuschen wollen.
Elisabeth Herrmann ist mit „Zeugin der Toten“ ein überzeugender Krimi gelungen, der vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte in der Person der Judith Kepler im Spannungsfeld des BND und der ehemaligen Staatssicherheit der DDR ein berührendes Einzelschicksal entwickelt, das durchaus reale Hintergründe hat. Herrmann stellt ihrer Protagonistin den ehemaligen BND-Agenten Quirin Kaiserley an die Seite, dessen tragische Verwicklung in ihr Schicksal erst nach und nach offenbar wird. Ein hervorragender Krimi, der bis zum Schluss seine Spannung hält, sprachlich ansprechend umgesetzt, geschickt konstruiert und offenbar gut recherchiert ist und daher Krimilesern, die auch Interesse für geschichtliche Zusammenhänge haben, wärmestens empfohlen werden kann.