
„Und wenn man sie dann hinter sich lässt, im Morgengrauen heimkehrt, berauscht, nachdem man mit den anderen auf einer Parkwiese zuletzt nur noch lagerte und palaverte, wird daraus im Zurückblicken etwas wie eine Wiederentdeckung des Menschen. Alle wollten an diesem Abend erlöst werden oder wenigstens einen Blick auf die Erlösung werfen, Worte sollten reichen, Versprechen. Und sie alle bitten eigentlich unausgesprochen um einen Bruch mit der Lebensordnung, in der sie sich befinden, bitten um eine Idee vom guten Leben. Sie ist immateriell, liegt irgendwo zwischen dem Sehnen, dem Traum von einem Plan, einer Vorstellung, einer Umsetzung, in unbewussten Augenblicken der Freude, in einem Ankommen ohne zu verschwinden, in der Selbstüberbietung.
So fühlt es sich an, wenn man den allmählich von innen erblassenden Himmel in sich aufgenommen hat, ehe man aufgebrochen ist und in der Morgendämmerung den Abschiedsruf des Freundes zu oft wiederholt, damit es hin und her schallt, bevor man zu Hause den Schlüssel leise ins Schloss führt und die Garderobe einatmet und die Nacht und den Stimmklang und die Morgenkühle noch um sich fühlt, mit der Empfindung, dieses unfertige Lebensalter gerade ganz und gar ausgekostet zu haben.
(Roger Willemsen: Momentum. S. 75ff)
Hallo Jarg,
dieser Mensch ist wirklich bemerkenswert. Zu diesem Autor habe ich mein ganz eigenes „Hallo-Erlebnis“: http://allesmitlinks.wordpress.com/2011/08/12/nur-zur-ansicht/
Gruss mickzwo
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Ich schätze Willemsen seit einiger Zeit – und durfte ihn dieses Jahr live bei der Eröffnungsrede eines Kongresses erleben: er war unglaublich virtuos, eloquent und mitreissend, belesen und humorvoll, nie belehrend, sondern beschenkend …!
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Man kann es wirklich so sagen: beschenkend.
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