Ein Sommer in Stuttgart. Eigentlich könnte es so schön sein, aber durch den Streik der Müllabfuhr wabern unschöne Gerüche durch die augustwarem Stadt. Doch während die Stadt unter nicht entsorgten Müllsäcken leidet, treten die ungelösten Problemen und seelischen Altlasten der vier Protagonisten zutage: der gut integrierte 50jährige Dönerimbissbesitzer Habib trifft unerwartet auf die Jugendliebe, die er vor vielen jahren in einem türkischen Dorf zurückliess und sieht sich plötzlich mit seiner lange ausgeblendeten Heimat konfrontiert. Sein 24jähriger, in Deutschland geborener Sohn Neco möchte trotz Frau und Kind mit einer jungen Frau in die Türkei durchbrennen und eine Shisha-Bar erföffnen. Der Endvierziger Bruno, der eine Baufirma mit aufgebaut hat, soll Geld unterschlagen haben und protestiert gegen seinen Rauswurf mit einem improvisierten Camp auf einer Verkehrsinsel. Und dann ist da noch der fast 80jährige schwerkranke Ingo, der vor vielen Jahren seine kleine Tochter im Stich liess und jetzt auf Aussöhnung hofft.
Alle vier stehen vor einer entscheidenden Situation in ihrem Leben und müssen für sich entscheiden, was wichtig ist und was sie zurücklassen sollten. Dabei sind sie sich näher, als sie denken – denn sie haben ihre Wurzeln verloren und die Amtwort auf die Frage, warum sie hier sind.
Michael Baumann gelingt eine Komödie mit melancholischen Untertönungen, die an wenig bekannte Stellen von Stuttgart, dessen angeranzte Seiten Kameramann Bernhard Keller geschickt abfilnte, atmosphärisch dicht in Szene gesetzt wurde. Die vier Hauptdarsteller eint eine unbändige Lebenswut, die ihre Basis verloren und sie aus der Bahn geworfen hat. In den Fokus stellt der Film dabei insbesondere Habib (Vedat Ericin), Nico (Burak Yigit) und Bruno (Thorsten Merten), denen er in einigen entscheidenden, kleinen Momenten des Films starke Frauenfiguren zur Seite stellt. Klischees vermeidet der Film – oder spielt geschickt mit ihnen.
„Willkommen bei Habib“ ist mehr als eine intelligente multikulturelle Komödie, geht es doch für alle Hauptfiguren am Ende um Heimat und Identität. Ein ausgesprochen sehenswerter Film mit unerhört starken, nicht selten dabei sehr leisen Momenten.