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Interstellar / Regie: Christopher Nolan. Darst.: Matthew McConaughey; Anne Hathaway; Jessica Chastain; Michael Caine [u.a.]

In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts bricht die industrielle Produktion nahezu vollständig zusammen. Die Menschheit ist stark dezimiert, viele Nahrungsmittel wachsen nicht mehr auf der von Staubstürmen heimgesuchten Erde. Der Farmer Cooper, früher NASA-Astronaut & Ingenieur, hält seine Farm mit Maisanbau über Wasser. Seine zehnjährige Tochter Murphy glaubt, in ihrem Zimmer Nachrichten von einer Artt Geist zu empfangen. Tatsächlich scheinen Gravitationsanomalien eine Botschaft auf der Erde zu hinterlassen. Cooper findet heraus, dass es sich um einen Binärcode handeln muss und entschlüsselt die Botschaft: es sind die Koordinaten eines abgelegenen Geländes.

Zusammen mit seiner Tochter bricht er dorthin auf und gerät auf abgeriegeltes Gelände, auf dem die eigentlich vor Jahrzehnten aufgelöste NASA im geheimen eine Rettungsmission für die Menschheit vorbereitet: zehn Jahre zuvor sind mit dem Projekt „Lazarus“ 12 Raumschiffe durch ein Anfang des 21. Jahrhunderts in der Nähe von Saturn entdecktes Wurmloch in eine andere Galaxie gereist. Drei von ihnen haben zurückgemeldet, dass sie Planeten entdeckt haben, auf denen die Menschheit überleben könnte.

Dr. Brand, der Leiter der Mission, versucht seit Jahren, in einer Theorie Gravitation und Quantentheorie zu verbinden: dann könnte man die Gravitation manipulieren und mit bereits auf der Erde bereitstehenden Raumstationen eine große Anzahl Menschen über das Wurmloch zu einem anderen Planeten bringen. Alternativ könnte man mit befruchteten und tiefgefrorenen menschlichen Eizellen dort eine neue menschliche Population heranzüchten. Brand vermutet, dass die Gravitationsanomalien in Coopers Farm darauf hindeuten, dass jemand möchte, dass Cooper das dafür nötige Raumschiff fliegt. Cooper willigt ein unter der Bedingung, dass Brand es schafft, seine Theorie zu vollenden und Plan A, ein Exodus der Menschheit, umgesetzt wird. Ihm ist bewusst, dass wegen der gravitationsbedingten Zeitdilatation die Zeit auf der Erde wesentlich schneller vergehen wird als im Raumschiff und seine Kinder alt sein werden, wenn er zurückkehrt.

Gegen den Widerstand seiner Tochter Murphy bricht Cooper zusammen mit Brands Tochter Amelia, den Wissenschaftlern Romilly und Doyle und zwei Robotern namens TARS und CASE. Tatsächlich gelingt es ihnen, über das Wurmloch in einer andere Galaxie zu gelangen. Doch die Expedition führt die Astronauten schnell an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit …

Christopher Nolan ist mit diesem hochkarätig besetzten Film ein beeindruckendes Werk gelungen. „Interstellar“ ist ein ungemein berührender, opulent in Szene gesetzter Film, der den Fokus stark auf zwei Aspekte setzt: auf die Liebe als starke, auch die Zeitdilatation überdauernde Kraft und den von Neugier gestärkten unbedingten Überlebenswillen des Menschen.

Wie in „Gravity“ oder „Moon“ ist die Lebensfeindlichkeit des Weltalls und die Verlorenheit, die Ausgesetztheit und die Verletztlichkeit des Menschen in dieser ihm gegenüber gleichgültig eingestellten kalten Weltraumumgebung ein bestimmendes Element sowohl der Handlung als auch der gesamten Atmosphäre des Films. Was bei den beiden genannten Filmen fast schon kammerspielartig inszeniert war, kommt hier mit mehr Action und einer größerer Zahl sorgfältig herausgearbeiteter Charaktere weitaus wuchtiger daher, ohne deshalb an Reiz zu verlieren. Die Special Effects sind geradezu atemberaubend – insbesondere Surfer werden vom spektakulärsten, jemals im Film gezeigten Tsunami begeistert sein.

Dabei strapaziert der Film zuweilen hart das intellektuelle Fassungsvermögen des durchschnittlichen Zuschauers, der sich mit Relativitätstheorie und Quantenphysik nur am Rande seines Alltags befasst. Hier wäre größeres Vertrauen in die starken Bilder und Visualisierungen, die dieser Film bietet, vielleicht besser gewesen. Nichtsdestotrotz bleibt einem dieser Film mit seinen eindringlichen Bildern nachhaltig im Gedächtnis – auch und gerade durch den stark emotionalen Zugang zum Thema, auch wenn es manchmal an Tiefe fehlt.

Fazit: packender, spannender Film, der Dystopie und Science-Fiction vereint und sein Thema mit Action, starken Bildern und Emotionen gut aufbereitet. Popcornkino mit Niveau.

6 Kommentare zu “Interstellar / Regie: Christopher Nolan. Darst.: Matthew McConaughey; Anne Hathaway; Jessica Chastain; Michael Caine [u.a.]

  1. Ich fand den Film ebenfalls ausgezeichnet, selbst wenn ich eigentlich kein Science-Fiction-Fan bin! Er wirkt trotz aller Details nicht überladen, hat eine schöne, anspruchsvolle inhaltliche Komponente und vermeidet es, Klischees zu überzeichnen (trotzdem es „Popcornkino“ ist).

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  2. Wie kann das sein? Habe heute im Kino den „Marsianer“ gesehen und bin bei der anschließenden Recherche auf „Interstellar“ gestoßen. Und ausgerechnet heute kommst Du… Offenbar ein cineastisches Wurmloch.

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    • Ja! Ein schlichter Hilferuf aus dem Wurmloch meinerseits. Der Mann an der Info ist übrigens mein Alter Ego aus einem Paralleluniversum, in dem Bibliothekare mit grausamen Methoden (Gefangene Rebellen müssen zwanzig Jahre lang ohne Pause zwangsweise Modern Talkings „Brother Lui“ hören) unsere Galaxie beherrschen. Man erkennt das daran, dass er nicht weiß, was eine Nebeneintragung ist. Vorsicht: er trägt eine messerscharfe Karteikarte bei sich … Tu was!

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  3. Danke vielmals für die Besprechung. Bei uns an der Schule wird der Film z.T. auch im Physik-Unterricht durchgenommen. Deshalb hier noch zwei Hinweise:

    Für alle, die mehr über die physikalischen Hintergründe des Films erfahren möchten, bietet „The Science of Interstellar“ von Kip Thorne reiches Material: https://www.swissbib.ch/Record/33882491X

    Der NZZ-Artikel „Im Kinosessel am Schwarzen Loch vorbei“ vom 15.2.2015 gibt ebenfalls einen interessanten Einstieg in die Thematik: http://www.nzz.ch/wissenschaft/physik/im-kinosessel-am-schwarzen-loch-vorbei-1.18489595

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    • Hallo lieber Christoph,
      danke für die Links, denen ich nachher im Zug nach Hamburg nachgehen werde. Spannend, dass der Film auch Schulthema ist – aber auch nachvollziehbar, da er einen erzählenden Zugang zu abstrakten Themen bietet.
      Ganz liebe Grüße in die schöne Schweiz, die ich endlich, endlich mal wieder besuchen müsste und dieses Jahr nur von Ferne vom anderen Bodenseeufer sah, von
      Jarg

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