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Welcome to Norway / Regie: Rune Denstad Langlo. Darst.: Anders Baasmo Christansen, Olivier Mukuta, Henriette Steenstrup, Slimane Dazi …

Ein Kaff hoch im Norden Norwegens. Primus, der mit seiner Frau und der halbwüchsigen Tochter in der Einöde lebt, hat grosse Ideen – und scheitert ebenso gross. Sein letztes Projekt ist ein heruntergekommenes Hotel, das ausser Schulden nichts abwirft. Seine Frau ist desillusioniert, seine Tochter möchte nur noch weg. Doch dann wittert Primus seine grosse Chance: Flüchtlinge. Obwohl er alles ablehnt, was seine kleine Welt stört und nicht gerade eine weltoffene Haltung hat, hofft er, an das grosse Geld zu kommen, wenn er eine Busladung Flüchtlinge in den renovierungsbedürftigen Zimmern unterbringt.

Doch dann stellt sich heraus, dass Primus unter anderem Sprachkurse organisieren, Streit zwischen zerstrittenen Ethnien schlichten und einen Kooperationsrat wählen lassen muss, wenn er staatliche Zuschüsse kassieren will. Ärgerlicherweise kommen die Flüchtlinge, die nach Primus Ansicht eigentlich dankbar sein sollten über ein halbwegs dichtes Dach und etwas zu essen, auch noch auf die Idee, Ansprüche stellen zu wollen. Primus versucht verzweifelt, seinen Willen durchzusetzen, denn er hat nur eine Woche, um die Behörden von den korrekten Unterbringungsmöglichkeiten zu überzeugen. Bald gilt er als Diktator – und nur Abedi aus dem Kongo scheint ihm noch helfen zu können.

Regisseur Langlo ist eine zum Ende hin melancholisch durchwirkte Komödie um die Flüchtlingskrise gelungen, die in ihrer zugespitzten, mit Vorurteilen auf allen Seiten spielenden Geschichte eine besondere, zuweilen politisch unkorrekte Komik entdeckt und so dem Thema über den Umweg des Humors eine berührende Tiefe und Ernsthaftigkeit entlockt, die sowohl dem Thema Flucht als auch der Angst vor dem Fremden und der Furcht vor Veränderung gewohnter, bequem gewordener Umstände ein menschliches Gesicht gibt. So ist am Ende etwas anders und besser in Primus bisher beschränkter Welt, ist aus Vorurteil über die Begegnung und das wirkliche Erleben etwas Neues entstanden.

Langlo schafft es, seinen Film geschickt an den Untiefen von Klischee und Vorurteil vorbei zu steuern: so gibt er der Begegnung zwischen dem Eigenem und dem Fremden, wunderbar verkörpert durch Anders Baasmo Christiansen als etwas tumben, nicht gerade weltbürgerlichen Primus und dem vor Jahren aus dem Kongo geflohenen Olivier Mukuta in seiner ersten, überaus beeindruckenden Rolle als Abedi, etwas besonderes, was sie aus der Anonymität der Masse heraushebt: ihre ganz eigene Menschlichkeit tritt dabei am Ende – bei jeder berechtigten, behutsam eingesetzten Sentimentalität – wahrhaftig und mit grosser Würde hervor.

Ein Film, der nachhaltig beweist, dass sich in grosser Komik tiefer Lebensernst verbergen kann.

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