Pinguine bewohnen zum Teil einige der extremsten Lebensräume der Erde und haben sich an diese über Jahrmillionen der Evolution perfekt angepasst. Zugleich sind über Pinguine zahlreiche Klischees im Umlauf, die nicht selten zu einem völlig falschen Bild von diesen erstaunlichen Tieren führen. Der 1960 geborene Meereszoologe Klemens Pütz ist 1989 mehr aus Zufall an die Pinguine geraten und nicht wieder von ihnen losgekommen. Warum, versteht man nach der Lektüre dieses Buches rasch, das er zusammen mit der Journalistin Dunja Batarilo verfasst hat, die ihn sieben Wochen lang auf See zu den Pinguinen begleitet hat.
Pütz, der seinen Forschungsschwerpunkt auf den Falklandinseln hat und Mitbegründer des Antarctic Research Trust ist, räumt auf mit den Vorurteilen über die angeblich so netten Pinguine. Stattdessen lässt er uns teilhaben an seinem umfangreichen, über Jahre der Forschung erarbeiteten Wissen über Pinguine, ihre Evolution, ihre Fortpflanzung und Ernährung und die je nach Art unterschiedlichen Strategien des Überlebens in extremer Kälte. Deutlich wird, wie extrem die Lebensbedingungen gerade der Pinguine in den antarktischen gebieten sind und welche evolutionären Errungenschaften sie für ihr Überleben im Laufe der Zeit entwickelt haben. Zugleich streicht das Buch auch ihre jeweilige Bedeutung in ihrem Lebensraum heraus. Pütz geht dabei auch immer wieder auf seine Arbeit als Forscher ein, die an manchen tagen auch daraus bestehen kann, etlichen Pinguinen zum Wohle höherer Erkenntnis den Magen zu leeren. Zwischen den Zeilen ist dabei immer die Bewunderung des Autors über die Tiere zu spüren – insbesondere in dem Kapitel, in dem er sich den Schwimmkünsten der Pinguine widmet.
Doch wo Licht ist, ist naturgemäß auch Schatten: Pütz geht sehr deutlich auf die Bedrohungen ein, denen Pinguine sich im 21. Jahrhundert ausgesetzt sehen. Plastikmüll, Ölverschmutzungen und die Überfischung der Meere bedrohen sie ebenso wie der Klimawandel, der auch auf der Südhalbkugel mit ersten Folgen zu spüren ist: Pinguine reagieren auf diese Veränderungen empfindlich, wobei sich diese Reaktionen von Art zu Art deutlich unterscheiden. Trotz aller Bedrohung sieht Pütz aber auch Hoffnung: Schutzgebiete wie jene, die der Antarctic Research Trust einrichtet, sind oft letzte Rückzugsräume für diese Tiere, von denen einige Arten durchaus gefährdet sind. Aber auch die Pinguine selbst scheinen sich zumindest zum Teil an die anthropogenen Veränderungen anpassen zu können, in dem sie neue Lebensräume suchen.
Fazit: Klemens Pütz und Dunja Batarilo haben ein äußerst faktenreiches, gut geschriebenes und mit der passenden Prise Humor gewürztes und um einen kleinen Fototeil ergänztes Buch vorgelegt, dem die Leidenschaft für sein Thema anzumerken ist. Für das ebenso gehaltvolle wie kurzweilige Buch, das ich kaum aus der Hand legen mochte, kann ich nur meine wärmsten Empfehlungen aussprechen.