Als staatlich anerkannter Grossnasenträger, der zu Schulzeiten so manchen Spott und gelegentliche Zollstöcke im Gesicht ertragen musste, überdies in der sozialen Hackordnung eher unter die Verlierer am untersten Ende der sozialen Nahrungskette unter der Rubrik „Exoten, Freaks und Sonderlinge“ einsortiert wurde, waren schon die Verfilmungen „Roxanne“ mit Steve Martin und Daryl Hannah (1987) sowie Derpardieus legendärer Cyrano von 1990 besondere filmische Ereignisse für mich, legte sich hier doch die Kraft der Poesie auf besondere Weise über die inhaltliche Leere der Schönheit. Edmond Rostands weitgehend fiktives Versepos über den Schriftsteller Cyrano de Bergerac, der als Erfinder der Science Fiction gilt, inspirierte nun auch den deutschen Regisseur Aron Lehmann zu einer modernen Adaptation.

Der 17jährige Cyril, von seinen Mitschülern wegen seiner enorm großen Nase verspottet und mit seinem Leben hadernd, geht heimlich und erfolgreich mit Maske auf Battle-Raps(?) und ist dabei sorgsam darauf bedacht, seine Camouflage zu bewahren. Während einer Berlin-Reise freundet er sich mit der neuen Mitschülerin Roxy an, die kurz zuvor von ihrer britischen Schule geflogen ist. Rasch empfindet er mehr für sie. Doch Roxy scheint den wortkargen, attraktiven Rick für den Rapper mit der Maske zu halten.

Als der Aufschneider Benno und seine Freunde wetten, wer zuerst Roxy rumkriegt und ein Video davon hochlädt, setzt Cyril alles daran, dass der tumbe und sozial unbeholfene Rick Roxys Herz erobert: er schreibt für ihn Liebesgedichte, die über Whatsapp einiges in Bewegung bringen – nicht nur bei Roxy.

Aron Lehmann ist eine gelungene Umsetzung des klassischen Stoffs in die Gegenwart gelungen: die Liebeskomödie überzeugt mit Witz, Esprit und Tiefgang. Aaron Hilmer fühlt sich mit grosser Empathie in seine Rolle als Cyril ein, dessen Verletzlichkeit, aber auch seine dagegen stehende kreative Energie er überzeugend verkörpert. Im Zusammenspiel Luna Wedler als Roxy, Damian Hardung als Rick und Youtuber und Moderator Jonas Ems entwickelt sich rasch eine gut komponierte, kitsch- und klischeefreie Geschichte, die überdies mit bemerkenswert guten zarten und harten Raps zu punkten weiss und auch die Nebendarsteller – allen voran Anke Engelke und Heike Makatsch – gut aussehen lässt. Überdies weidet sich der Film nicht wie andere seines Genres an attraktiven Körpern junger Menschen, sondern bricht eine Lanze für die natürliche Schönheit, die jedem Gesicht innewohnen kann und weit entfernt ist von der glattgebügelten, oberflächlichen Photoshopästhetik unserer Tage.

Fazit: eine überzeugende, in die Gegenwart versetzte Liebeskomödie mit Herz und Tiefgang, bei der Romantik und Poesie den Faden der Geschichte bilden, ohne je ins Banale oder Belanglose abzugleiten, wie es bei vielen deutschen Komödien der Fall ist. Sehr empfohlen für alle ab ca. 12 Jahren.