Nach dem Tod ihres Mannes ist die junge Witwe Ratna vom Dorf in die Großstadt Mumbai gegangen: dort verdient die aus einer niederen Kaste stammende Frau ihren Lebensunterhalt als Hausmädchen bei Ashwin, einem studierten, literarisch interessierten jungen Mann, der mit seinem Leben als designierter Nachfolger seines Vaters, eines Baumagnaten, unzufrieden ist. Ratna hat einen großen Traum: sie möchte Schneiderin werden und Mode entwerfen.
Ashwin lässt schon zu Beginn der Geschichte die Hochzeit mit einer Frau, die er schätzt, aber nicht liebt, platzen und erschüttert damit seine konservative Familie. Ratna, die sich ermutigt sieht von Ashwins Ausbruch aus den traditionellen Konventionen, bittet ihn um Erlaubnis, neben ihrer Arbeit eine Schneiderlehre machen zu dürfen. Tatsächlich unterstützt Ashwin ihre Bitte und kauft ihr sogar eine Nähmaschine. Gefangen in seiner Melancholie, entdeckt er zu seiner eigenen Überraschung in Ratna, der freundlichen, unsichtbaren Dienerin aus einer niederen Kaste, einen Menschen, der wie er mit Träumen und Enttäuschungen lebt. Tatsächlich geht Ratna unbeirrt und trotz mancher Widerstände ihren weg, und auch Ashwin versucht, sich aus den Erwartungshaltungen seiner Familie zu lösen und Mut für seinen eigenen Weg aufzubringen. Doch eine Annäherung zwischen beiden ist schwierig, denn erstarrte Traditionen und konservative Erziehung setzen ihnen schmerzhaft enge Grenzen …
Rohena Gera ist ein berührender, zarter Film über eine unmöglich erscheinende Liebe jenseits der Konventionen gelungen, der mit großer Empathie die Träume und Sehnsüchte seiner beiden Protagonisten mit der Handlung verschmelzen lässt. Dabei findet sie eine Bildsprache, die subtil und feinfühlig das Ringen der beiden mit ihren rigide Grenzen setzenden Herkünften in Szene setzt, Grenzen, die zu überwinden kaum möglich scheint und in der schon einfache Gesten, Blicke und Worte diese Grenzen zu verletzen scheinen. Herausragend ist dabei die Schauspielkunst der beiden Protagonisten, die sich empathisch in ihre Rollen hineinversetzen und so ihren vom der Konvention gefesselten Figuren Kraft. Authentizität und Ausdruck verleihen.
Ein wunderschöner, melancholischer Film über eine Liebe, die nicht sein darf, Ausbrüche aus althergebrachten Konventionen und Traditionen und zugleich ein überaus kritisch mit dem feudalistischen indischen Gesellschaftssystem umgehender Film, der breite Beachtung verdient und lange nachwirkt.