Manche meinen ja, die probleme der Menschheit gingen erst dann so richtig los, als jemand den ersten Zaun um ein Stück Land zog. Olivier Tallec zeichnet in seinem wie gewohnt mit frechem Strich gestalteten Bilderbuch das Thema Eigentum gekonnt und mit viel Witz für Kinder nach. Wir sehen ein Eichhörnchen, dass Bäume liebt und vor allem seinen Baum, der es mit Zapfen und Schatten versorgt. Das Eichhörnchen malt sich aus, was passieren würde, wenn jemand seine Zapfen, seinen Schatten oder am Ende gar beides beanspruchen würde. Womöglich müsste es seinen Baum mit jemanden teilen. Immer unruhiger wird das Eichhörnchen und steigert sich in seine Verlustängste hinein, überlegt, wie es den Baum beschützen könnte und fantasiert am Ende Tore, Zäune, ja Mauern, sehr lange Mauern herbei, die hoch und unüberwindlich sind, bis sie auf andere Mauern stößt. Und dann? So fragt sich das Eichhörnchen am Ende:
„Ich frage mich ja, was sich hinter einer so großen Mauern verbergen kann!
Olivier Tallec bringt in der am Ende furios gesteigerten Verlustfantasie, deren Ausgang hier nicht verraten werden soll, das ganze Dilemma des Themas „Eigentum“ auf den Punkt und regt an, über Eigentum und seinen Gebrauch nachzudenken. Ein gelungenes Buch mit wunderbaren Illustrationen, das nicht nur Spaß beim Vorlesen macht, sondern auf subtile Weise dazu einlädt, über das Thema ins Gespräch zu kommen. Für kleine und große Leute ab etwa 3 bis 5 Jahren.