Wer nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde und sich ernsthaft mit dem düsteren Kapitel der deutschen Geschichte zwischen 1933-1945 auseinandersetzt, wird sich irgendwann die Frage stellen, wie es möglich war, dass der Faschismus in Deutschland so nachhaltig Fuss fassen konnte, so viele Menschen sich zu Mitläufern und Tätern eines unmenschlichen Regimes machen liessen. Der 1965 aus Millionen Filmmetern zusammengestellte russsiche Dokumentarfilm von Michail Romm nähert sich dieser Frage nahezu ausschliesslich mit historischem Filmmaterial. Er entlarvt die Ursachen, stellt die Mechanismen des Faschismus dar und befasst sich eingehend mit den Propagandamethoden, mit Hilfe derer die deutsche Bevölkerung systematisch mit der autoritären Ideologie Hitlers und seiner Gefolgsleute bearbeitet und indoktriniert wurde. Romm montiert die Filmausschnitte geschickt und ironisch und bringt dem Zuschauer die alltäglichen und gewöhnlichen Aspekte der Gewalt und Barbarei des Dritten Reiches nahe. Er verzichtet auf Analyse und bringt mit radikaler Subjektivität dazu, sich mit dem Faschismus und seinen grausamen Folgen emotional und rational auseinanderzusetzen. Ein Klassiker der Dokumentarfilms, erschütternd und entlarvend – unverzichtbar, um zu verstehen, unverzichtbar, um auch künftigen Generationen die Augen zu öffnen vor der Gefahr totalitärer Regime und der Grausamkeit von Unterdrückung, Gewalt und Krieg.
Startseite » Scheibenwelt » Film » Dokumentation & Wissen » Der gewöhnliche Faschismus / Regie.: Michail Romm. Drehb.: Michail Romm … Kamera: G. Lawrow. Musik: A. Karamanow. [Sprecher: Michail Romm]