Thomas, 16 Jahre: Er sitzt in einer Art Aufzug in völliger Dunkelheit und kann sich nur an seinen Namen, nicht aber an andere Menschen erinnern, und weiß nicht, wie sein Leben war, bevor er in diesem Aufzug landete. Schliesslich hält der Aufzug, seine Decke öffnet sich und Thomas ist an einem seltsamen Ort gelangt: eine Lichtung, umgeben von vier hohen Mauern, in denen sich vier, zu einem Labyrinth führende Tore befinden, die sich jeden Abend zur selben Zeit schliessen. Die etwa fünfzig Jungs, die Thomas hier trifft, sind auf die gleiche Weise hergekommen wie er: sie arbeiten hart, um zu überleben, und versuchen seit Jahren, tagsüber einen Ausweg aus dem Labyrinth zu finden.
Aber die Wege im Labyrinth verändern sich ständig – und es lauern auch noch mörderische, seltsame Wesen darin, eine Mischung aus Maschinenteilen und Tieren. Als einen Tag nach Thomas das Mädchen Teresa bewußtlos mit dem Aufzug auf die Lichtung befördert wird, scheint sie ihn an jemanden zu erinnern. Doch mit der Ankunft Teresas beschleunigen sich die Dinge, und ihnen bleibt plötzlich nicht mehr viel Zeit, um einen Ausweg aus dem Labyrinth zu finden.
James Dashners Jugendroman, erster Teil einer auf drei Teile angelegten Serie, erweist sich als ungemein spannendes Buch. Dashner soll von William Goldings „Herr der Fliegen“ inspiriert worden sein, was man dem Text durchaus und nicht unangenehm anmerkt. Die auf einer Lichtung unter mysterlösen Umständen sich selbst und den bizarren Gefahren überlassenen Jungen müssen ihre Gemeinschaft selbst organisieren und Wege für Konflikte finden, die sie strengen Vorschriften zu regeln suchen, während sie fieberhaft nach einem Ausweg suchen, um in ein Leben zurückkehren zu können, von dem sie nichts erinnern können. Mit der Ankunft von Thomas und Teresa ändert sich die Situation rasch und dramatisch.
Dashner versteht es, die Spannung zu halten und bietet dem Leser mit Thomas eine Identifikationsfigur an, auch wenn durchaus lange nicht klar ist, ob Thomas eine düstere oder eine positive Rolle spielt. Wie die Jungs auf der Lichtung spekuliert auch der Leser über mögiche Erklärungsansätze für die bizarre, bedrohliche Situation, in die sie geraten sind. Gekonnt führt Dashner aber immer wieder aufs Eis und hält so die Spannung nicht nur bis zum spektakulären Schluss, sondern verständlicherweise darüber hinaus. Denn natürlich wird der Leser nach dem unvermeidlichen Showdown durchaus im Ungewissen gelassen, wie die Geschichte weitergeht, denn dafür erscheint ja im Juli 2012 der zweite Teil „In der Brandwüste“ auf Deutsch.
Ein ausgesprochen spannender, gut konstruierter Jugendroman mit einer atemlos erzählten Geschichte nicht ohne Tiefe für Leserinnen und Leser ab etwa 14 Jahren, mit Elementen aus Gruselromanen, Fantasy und Science Fiction. Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen, weshalb ich jetzt ungeduldig die Fortsetzung erwarte.
Das erinnert mich ein wenig an „Gone“ … Liegen von Golding inspirierte Bücher gerade im Trend?
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Kann sein, das die im Trend liegen … Dashner war jedenfalls unterhaltsam und nicht ohne Niveau.
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