Moderne Kunst kann rätslehaft, verstörend, beunruhigend sein: Eine Frau mit Omakittelschürze hält eine Schüssel vor sich und wird von Kartoffeln umschwirrt. Ein riesiger Riss spaltet den Boden der Londoner Tate Modern und verunsichert die Besucher. Ein ausgeleuchteter Showroom mit Prada-Schuhen steht mitten in der texanischen Wüste. Eine leere, verschlossene Ladengalerie, in der die zur Eröffnung geladenen Besucher durch die Schaufenster nur die hinter einer Wand hervoragenden Beine eines auf den Boden liegenden Mannes sehen können. Eine schmutzige, nachthemdbekleidete Frau in einem Blumenfeld, dass sich wiederum in einem schummerigen Zimmer befindet …
Sandra Danicke zeigt am Beispiel ausgewählter Werke von 19 Künstlerinnen und Künstlern die Doppelbödigkeit moderner Kunst. Dabei beschränkt sie sich nicht auf mögloche Erklärungen und Deutungsversuche, sondern lässt Raum für eigene Fragen und Verwunderungen. Damit lädt sie ein, sich moderner Kunst offen zu nähern und sich auch von dem scheinbar Unerklärlichen, Mysteriösen nicht abschrecken zu lassen. Danicke zeigt, das moderne Kunst bezaubern, befremden und beunruhigen kann, den eigenen Blick schärft für Dinge unter der Oberfläche und zu individuellen Assoziationen einlädt.
Gerade die vorgestellten Beispiele helfen auch, zwischen Kitsch und Kunst abzugrenzen und die Scheu davor zu verlieren, sich auf Werke einzulassen, deren Sinn sich nicht unbedingt entschlüsselt. Danicke ist mit ihrem kenntnisreichen, humorvollen Blick auf Kunst nicht bestrebt, uns fertige Erklärungen für alles zu geben: sie zeigt uns, dass moderne Kunst Spaß machen und eine große Bereicherung sein kann, wenn man sich von krampfhaften Entschlüsselungsversuchen zunächst fernhält, die Bilder und Installationen auf sich wirken lässt und einen eigenen Zugang zum Werk des Künstlers, der Künstlerin sucht.
Bevor sie also in die nächste Ausstellung moderner Kunst gehen, nehmen Sie ruhig „Kunst versteht keine Sau …“ in die Hand und schärfen Sie Ihre ganz persönliche Wahrnehmung.
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Genau. Darauf kommt es u.a. an „… sondern lässt Raum für eigene Fragen und Verwunderungen …“.
Ob man einen Text liest, ein Bild betrachtet oder Vertonungen hört, so findet jedermann andere Schwerpunkte in einem Werk. Redet man darüber mit anderen, ist es fast wie am Stammtisch: Jeder weiß etwas. Das kann sehr interessant sein.
C.H.
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Das macht das Buch und seinen Vorgänger auch so spannend und anregend.
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