Eigentlich könnte er jetzt schlafen, der kleine Bär, nach den vertrauten Abendritualen. Aber er braucht natürlich unbedingt noch etwas Wasser aus der blauen Tasse, die roten Schlafsocken, die er heute vergessen hat, und einen Hauch warmer Luft unter der Bettdecke.
Aber dann, als das Licht ausgeschaltet wird, ist er immer noch nicht müde. Daher krabbelt er wie alle kleinen schlaflosen Bären aus dem Bett, baut sich eine Treppe aus Büchern, um aus dem Fenster sehen zu können. Draussen sieht er im Mondschein die Wiesen, das Haus, die Bäume, die ganze Welt. In der Kühle des Abends baden die Enten im Wasser, quaken die Frösche, weht ein Unterhemd am Bootssteg, erinnert an den Nachmittag und den kleinen Bären als Seeräuber. Weiter und weiter gehen die Gedanken des kleinen Bären auf die Reise durch seine im Dunkeln liegende Welt, bis er sich auf den nächsten Tag zu freuen beginnt, wenn er wieder Seeräuber sein wird, oder vom Esel besucht wird, im Leiterwagen einen Ausflug macht, ganz schnell. Er freut sich, schließt die Augen und hört eine ganz leise Musik – und schliesslich steigt er ins Bett, zu dem Jungen, der dort liegt, und schläft ein.
Mit „Schlaf gut, kleiner Bär“ ist Quint Buchholz 1993 ein zu recht mittlerweile zum modernen Klassiker gewordenes wunderschön erzähltes und illustriertes Bilderbuch gelungen. Die besonderen, fotorealistisch gestalteten Bilder von Quint Buchholz bewegen sich zwischen Realität und Traum, zwischen tatächlicher und imaginierter Welt. Die unaufgeregten, ruhigen Bilder und der Text nehmen kindliche Vorstellungs- und Gefühlswelten auf und verwandeln das für manche Kinder phasenweise nicht einfache abendliche Einschlafen in eine Art Gedanken- und Traumreise, die über den vergangenen Tag reflektiert und den nächsten Tag und die Erwartungen daran ausmalt. Damit schafft er um den Bären herum eine fast meditative Atmosphäre, die beim Vorlesen leicht auf die Kinder übergreift, entspannt und einen eigenen Weg zum Schlafen anbietet.
Verdientermaßen wurde die englische Übersetzung 1994 von der New York Times als „Outstandig Book of the year“ ausgezeichnet. Auch nach fast zwanzig Jahren hat „Schlaf gut, kleiner Bär“ nichts von seinem Reiz für Kinder und Erwachsene verloren.
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Kann etwas besser zu diesem Blog passen?
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ist das Buch auch für Leseanfänger zum Selbstlesen geeignet, d.h. hat es genügend Text zum Lesen drin ?
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Es ist auf jeden Fall Text zum Lesen, ist aber kein dezidiert für Leseanfänger geeignetes Buch. Wie viele Bilderbücher eignet es sich aber gut zum Lesen, wenn das Kind schon Sätze beherrscht, da die Schrift nicht allzu klein ist und die Geschichte auch Leseanfänger noch anspricht …
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Danke dir ! Die Kleine ist in der 1. Klasse, liest aber schon Sätze. Sie hat oft Probleme mit schlechten Träumen, dachte vielleicht hilft ihr dieses Buch dabei…
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Oh, ich denke schon. Das Buch ist magisch und verwandelt den Blick auf die Nacht … Viel Spaß!!
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danke dir !
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Ich hab grad Ted gesehen 🙂
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