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The Danger of Light / Sophie Hunger

Bereits mit ihrem ersten, zuhause aufgenommenen Album „Sketches on sea“ erregte die aus der Schweiz stammende Musikerin einige Aufmerksamkeit und konnte mit „Monday’s Ghost“ im Jahr 2008 nahtlos daran anschliessen und einen Plattenvertrag mit <Universal abschliessen. Mit dem dritten Album „1983“ aus dem Jahr 2009 konnte sie auf den beiden ersten Erfolgen aufbauen, wurde zum Glastonbury-Festival eingeladen und startete 2011 eine vielbeachtete Amerikatournee. Auch bei Liveauftritten ist Sophie Hunger mit ihrer Band ein echtes musikalisches Erlebnis, wie es der Verfasser dieser Zeilen für ein unvergesslich intensives Konzert in der Hamburger Fabrik 2010 bezeugen kann.
Die Erwartungen an „The Danger of Light“ waren also hoch – und werden nicht enttäuscht. Hunger knüpft stilistisch an die vorigen Alben an, spielt weiterhin mit den Sprachen (Englisch, Deutsch, Schweizerdeutsch). Neu an „The Danger of Light“ ist die Live-Aufnahme, für die Produzent Adam Samuels steht: Hungers zarte Stimme wird dementsprechend von kraftvollem Bandsound abgefedert, der von bekannten Musikern wie dem Gitarristen Josh Klinghoffer (Red Hot Chilli Peppers, PJ Harvey), Pianoman Nathaniel Walcott (Bright Eyes) und Schlagwerker Steven Nistor (Daniel Lanois, Danger Mouse) verstärkt wird. Wieder erzählt Hunger in ihren Songs Geschichten wie etwa in „Can you see me?“ oder besingt kritisch die Zeitläufte wie in „LikeLikeLike“ oder „Das Neue“, bei dem vor dem inneren Auge des Zuhörers eine intime Spelunkenatmosphäre aufkommt, verstärkt durch fast beiläufig dahingeworfene Liedzeilen wie

„Zuckerberg ist der neue Kolumbus, die Banker die neue Aristokratie, Gesundheit ist der neue Exorzismus et la fatigue c’est la nouvelle foulie“.

Schon der Opener „Rererevolution“ zieht einen in den Bann mit sanften Bläsersätzen und einem gekonnten Spiel von Tempo und Intensität. Wunderbar auch das opulent instrumentierte „Holy Hells“ mit seinen treibenden Beats und einer stimmlich gekonnt die musikalischen Wogen reitenden Sängerin.
Hungers Musik und ihren Texten haftet etwas Existentielles an, das noch dadurch verstärkt wird, dass sie in verschiedenen Sprachen singt und ihr Album nicht glattproduziert ist, sondern musikalische Ecken und Kanten besitzt, die es auch nach wiederholtem Hören zu einem akustischen Genuss machen. Ihre Texte offenbaren einen genauen Blick auf Gefühle, Stimmungen, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und treffen den Nerv der zeit, ohne aufgesetzt zu wirken.
Die Schweizerin, mittlerweile wohl eine der international bekanntesten Musikerinnen ihres Landes, bewegt sich in den Grenzbereichen von Chanson, Pop und Vocal Jazz und zeichnet sich durch eine musikalische Wachheit weit jenseits der auf ewige, stets gleichbleibende Reporduzierbarkeit angelegten Massenprodukte aus, die auch ihre Konzerte zu einem unvergesslichen und intensiven Erlebnis machen, in denen die Grenze zwischen vorher festgelegten Songs und Improvisation in den besten Momenten wunderbar fliessend wird.
Leider konnte ich nicht zum letzten Konzert von Sophie Hunger und Band in Hamburg vor einiger Zeit – wenn es auch nur halb so gut war wie das aktuelle Album, dürfte ich etwas verpasst haben.

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