Bereits im September hatte ich ja über den Besuch auf der Cap San Diego mit dem Zwillingsjungen geschrieben und angekündigt, dass ich bei Gelegenheit auch mit seiner Zwillingsschwester einen Besuch auf dem Musumsschiff machen und darüber berichten würde, war ich doch selbst neugierig darüber, wie der zweite Besuch ausfallen würde.
Nun war es also soweit. Während T. sich auf einem Kindergeburtstag befand, freute sich Th. schon wie eine Schneekönigin auf den Ausflug zu den Landungsbrücken. Im Gegensatz zu September hatten wir früh im November recht stürmisches, wechselhaftes Wetter, was feste, fast schon seegeeignete Kleidung ratsam erscheinen liess.
Während T. eher dazu neigte, dass Schiff in einer rasenden Geschwindigkeit zu durchqueren, um ja alles zu sehen und in seinem technikaffinen Hirn abzuspeichern, setzte Th. die Schwerpunkte eher auf gelassenes erkunden und liess so auch mir etwas mehr Zeit für die Fotos. Auch sie wagte sich in den riesig erscheinenden Maschinenraum und den engen Gang mit der Antriebswelle, der zum Schraubenauslass im Heck führte, fühlte sich aber im Heckladeraum mit seinen knarzenden Bodenbrettern ebenso wie ihr Zwillingsbruder sichtlich unwohl, zumal die ortige Ausstellung über Auswanderung eher düster und kinderungeeignet ist.
Der Fokus lag insgesamt etwas mehr aus den Quartieren von Manschaften und Passagieren. Highlight für meine Tochter waren jedoch zwei Dinge: zum einen das Schiffsbistro, wo sie – die gerne Essen geht – mit großer Lust einen mit Salat und Obst gefüllten Wrap verzehrte. Zum anderen fand sie den Bug des Schiffes spannend und hier nach eigener Aussage vor allem den überaus kräftigen Wind, gegen den sie sich immer wieder den Weg nach vorne erkämpfte. Und manche Dinge wollte sie gleich zweimal sehen – bis auf den Maschinenraum und den hinteren Frachtraum.
Wenn man Zwillinge hat, stellt man immer wieder fest, wie unterschiedlich sie bereits auf die Welt schauen trotz gleichen Lebensalters. Zugleich macht man wie wir die erfahrung, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob ich mit einem oder zwei Zwillingen unterwegs bin. So gehen wir manchmal als Eltern auch bewußt getrennte Wege mit je einem Zwilling und können uns so ganz auf dieses eine Kind konzentrieren, was für Kind und Elternteil ein deutlich anderes Erlebnis ist als mit der gesamten Familie unterwegs zu sein.
Über den ersten Familienbesuch auf der Cap San Diego zu berichten wäre vielleicht auch einmal erwägenswert. Aber ich will es nicht übertreibe. Soviel dazu. Und jetzt, bevor es quasi am Ende dieses Beitrags wieder in die U-Bahn geht noch ein paar Fotos.
Sehr gut geschrieben und sehr schöne Bilder. Der kleine Ingenieur in mir hat gejubelt! Ich auch.
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Danke für die Komplimente und für das Jubeln: das war bis hier zu hören 😉
Herzliche Gruesse von
Jarg (auch mit KI-Inside)
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Hier das war 2011. Wir waren die Eisbrecher. Fotos von der Cap San Diego ..muss ich erst hochladen. Jedenfalls waren wir alleine auf dem Schiff.
Eisberg!
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Cool. So eine Elbfahrt ist einfach klasse.
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wow, traumhaft dokumentiert. Und jetzt weiß ich auch was Salatobstteigtaschen sind… ,o)
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Danke schön, Michaela!
Ja, die Salatobstteigtaschen im Bordbistro sind echt lecker. Werde ich unbedingt nachbasteln – aber meine Tochter zweifelt noch an den salatobstigen Wrapfähigkeiten ihres Vaters (vor allem, weil sie unglaublich gerne essen geht).
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Sehr schön. Der Beitrag wirkt und der Besuch war wohl ruhiger als derjenige mit dem Sohn.
Gut möglich, daß es die Projektion der Erwachsenen ist, die die Individualität von Zwillingskindern einebnet. Da finde ich euren Ansatz spannend.
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Beide Besuche hatten ihren Reiz. Bin ja genauso technikbegeistert wie mein Sohn und lasse mich dann von seiner Entdeckerlust gerne mitreissen- so wie mir auch das langsame, ruhige Entdecken Spaß macht (und das Stemmen gegen den Wind).
Projektion ist ja bei Eltern immer – und natürlich auch das Problem der Aufmerksamkeitszerfaserung zwischen zwei oder mehr Kindern. Da ist so eine Fokussierung über mehrere Stunden auf ein Kind (und einen Erwachsenen) sehr schön und verbindet ungemein.
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Oh ja die San Diego. Wir waren im Januar dort und alles war vereist mit den Zwergen. Tolle Sache und tolle Fotos haben wir da.
Hat mir gefallen auf dem Bananendampfer. Aber Schiffe…Immer gut
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Ja, die Cap San Diego hat was – wie Schiffe überhaupt, zumal wenn sie noch so klassisch-schön sind. Am liebsten würde ich ja mal mit rausfahren. Aber man hat die Wahl: entweder halbwegs bezahlbar in die Elbmündung mit 500 anderen Leuten an Bord … oder weiter raus für nach Helgoland für sehr viel Geld und mit nur noch 12 Fahrgästen (wegen der Sicherheit). Egal. Kann mich immer für kleines Geld auf Deck schleichen und mir vorstellen, dass das Ding fährt. Die wahren Abenteuer sind im Kopf 😉
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Sich gegen den Wind zu stemmen fand ich auch gut, als Kind.
Die Fotos gefallen mir sehr gut.
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Danke schön!
Gegen Winde stemmen ist toll – ich erinnere mich an eine Überfahrt nach Helgoland, bei der wir immer wieder einen schmalen Durchgang zum Vorderschiff gegen den sich dort stauenden Wind zu gehen versuchten, was sich als gar nicht so leicht erwies, aber unglaublich Spaß machte.
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Hallo Jarg,
wirklich interessant, wie unterschiedlich Deine Zwillinge das wahrnehmen – und spannend, die unterschiede zu verfolgen. Ausserdem sind das wirklich tolle Fotos!
Liebe Grüsse, Kai
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Hallo Kai,
danke für das Fotokompliment. Wahr ja bloß die Smartphone-Foto-App – aber ich leite das gerne weiter 😉
So deutlich sind die Wahrnehmungsunterschiede bei Sohn und Tochter oft nur wahrnehmbar, wenn man alleine mit einem Zwilling unterwegs ist. Sind beide zusammen, erlebt sich der Unterschied zuweilen nicht so klar, da sie sich natürlich auch gegenseitig in ihrem Erleben beeinflußen. Es ist schon spannend mit Zwillingen und ich kann es mir gar nicht anders vorstellen.
Liebe Grüsse von
Jarg
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