Manche Kinderfilmklassiker sind ja bisher komplett an mir vorbeigegangen – vor allem, wenn sie nicht zu meiner Kinderzeit gezeigt wurden. Auch konnte man mir bis vor Kurzem durchaus eine gewisse Blindheit im Bezug auf japanische Anime unterstellen. Aber wofür gibt es Studenten, die bei einem ein Semesterpraktikum machen und dabei aufgrund eigener cienastischer Leidenschaften und der besonderen Vorliebe für Anime aus dem Studio Ghibli gnadenlos die filmischen Gucklücken des Chefbibliothekars aufspüren im Bestreben, diese zu schließen. Zumal meine vorwiegende Unkenntnis im Bezug auf japanische Anime geradezu unverständlich ist, stand ich doch in meinen jüngeren Jahren aufgrund eiens Japanbesuches und der Faszination für das Land sogar kurz davor, mich der japanischen Sprache bemächtigen zu wollen.
Egal. Die Zeiten sind vorbei! Denn nach „Chihiros Reise ins Zauberland“ (Rezension folgt) habe ich mit den Zwillingen jetzt eine weitere Anime-Empfehlung des Praktikanten gesehen. „Mein Nachbar Totoro“ wird heute zu einem DER japanischen Kinderfilmklassiker gezählt. Zu Recht, denn die Geschichte bezaubert rasch.
Worum es geht: das 8jährige Mädchen Satsuki und ihre kleine Schwester Mei ziehen 1958 mit ihrem Vater, einem Professor, aus Tokio raus aufs Land in ein leicht baufälliges Bauernhaus. Grund dafür ist der Krankenhausaufenthalt ihrer schwer kranken Mutter nicht weit entfernt davon. Mei folgt eines Tages einem winzigen, Eicheln sammelnden Wesen bis ins Unterholz eines Waldes. Dort stürzt sie durch ein Loch in das Innere eines riesigen Baumes und entdeckt den schlafenden Totoro, ein riesengroßes, fellüberzogenes seltsames Wesen, das dort haust.
Mei und Satzuki freunden sich mit dem für Erwachsene nicht sichtbaren Totoro an, der wie seine Gefährten und Freunde über magische Kräfte verfügt und mit ihnen in einer warmen Sommernacht himmelhoch fliegt, um danach riesige, rasend schnell wachsende Bäume zu pflanzen. Doch eines Tages gibt es Schwierigkeiten. Nur gut, dass Totoro und seine Freunde, die Natur- und Waldgeister, helfen können …
Wer sich bereits in die für manches westliche Auge ungewohnte Ästhetik japanischer Anime eingesehen hat, wird von „Mein Nachbar Totoro“ rasch bezaubert sein. Geschickt webt Hayao Miyazaki aus den Ängsten zweier Kinder um die kranke Mutter eine Geschichte, die zwischen fantastischer und realer Welt oszilliert. Im Fokus steht dabei stets der Blick aus der kindlichen Perspektive der beiden liebevoll einander zugewandten Geschwister, aus der heraus die Welt und die Natur voller Abenteuer und Geheimnisse zu sein scheinen. Elemente des japanischen Shintoismus und eine spürbare Verehrung für die Natur prägen den Film nachhaltig, der seine im Grunde einfache Geschichte mit liebevoll inszenierten Bildern zu erzählen weiss. Ein Film, der auch Erwachsene wieder mit kindlicher Freude staunen macht.
Die Zwillinge mochten ihn sogar zweimal sehen, ein zufällig hereinschneiendes Nachbarkind war nachhaltig angetan und auch der Chefbibliothekar war begeistert. Ich schätze, Filme aus dem Studio Ghibli werden wir noch häufiger sehen.
Ich hab‘ mit Anime an sich gar nichts am Hut, aber einer meiner Gastautoren ist großer Fan. Deshalb gibt es bei mir sogar mittlerweile eine Anime-Rubrik, in der sogar ich selbst mit ganzen zwei Rezensionen vertreten bin – immerhin mit den großen Klassikern CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND und AKIRA: https://dienachtderlebendentexte.wordpress.com/anime/
LikeGefällt 1 Person
Totoro ist ein wunderschöner, traumhafter Film! Schön, dass er den Weg auf diesen tollen Blog gefunden hat 🙂
Ganz anders (da weniger auf ein jugendliches/kindliches Publikum ausgerichtet, dafür aber stark in der shintoistischen Religion verwurzelt) ist da Prinzessin Mononoke, der auch ziemlich beeindruckend ist. Studio Ghibli ist schon sehr vielseitig *begeisterte daumen hoch*
Viele Grüße!
LikeLike
Liee Rockchinchilla,
danke für deinen Kommentar und die freundlichen Worte zu diesem Blog. „Prinzessin Mononoke“ liegt schon ganz oben auf unserem Filmstapel und ich freue mich schon darauf. Wie auf die anderen Ghibli-Filme. Es ist doch immer wieder schön, solche Entdeckungen zu machen – auch wenn es manchmal etwas „Praktikant“ dazu braucht.
Liebe Grüsse von Jarg
LikeGefällt 1 Person
Die Ghibli Filme sind alle toll 🙂
Klasse, dass du auf deinen prakti hörst, weiter so 🙂
LikeLike
Das ist ja eigentlich das Beste an Praktikanten: sie bringen einen auf neue Ideen! 🙂
LikeLike
Ich finde, da habt ihr direkt die beiden schönsten Filme von Miyazaki gesehen. Obwohl viele ja Mononoke bevorzugen. Der ist natürlich auch toll, und gerade die Natur-Thematik ist dort noch stärker im Vordergrund. Aber mir haben es Totoro und Chihiro besonders angetan. Und Kikis kleiner Lieferservice, wenn ich noch eine Empfehlung abgeben darf. Viel Spaß jedenfalls noch beim Entdecken der Ghibli-Welt!
LikeLike
Liebe Desirée,
danke für Deinen Kommentar. Chihiro war beim ersten Ansehen schon etwas gewöhnungsbedürftig – aber nach und nach entfaltete dieser Film (Rezension folgt) schon einen besonderen Zauber. Auch wenn es erst eines „Praktikantenanstoßes“ bedurfte – ich freue mich schon auf weitere Filme von Studio-Ghibli. Mononoke steht dabei schon ganz oben 😉
Liebe Grüße von Jarg
LikeLike
In der Tat ein sehr schöner Film, den ich vor kurzem auch zum ersten Mal gesehen habe (und das obwohl ich mit Animes aufwuchs – allerdings nur mit Serien und nicht mit Filmen). Ebenfalls vor Kurzem habe ich „Ponyo“ gesehen, dessen Inhaltsbeschreibung zunächst an eine japanische Version der „Kleinen Meerjungfrau“ erinnert, aber doch etwas ganz Eigenes ist. „Ponyo“ finde ich für kleinere Kinder wirklich sehr sehenswert, doch „Totoro“ kann es meines Erachtens nach nicht übertreffen. Mit den Filmen des Ghibli-Studios kannst du jedoch grundsätzlich erst einmal nichts falsch machen und mehr oder weniger bedenkenlos zugreifen.
Sobald die Kinder erst einmal ein paar Jahre älter sind oder du ohne den Nachwuchs einen sehr bewegenden, traurigen Anime sehen möchtest, kann ich dir übrigens „Die letzten Glühwürmchen“ empfehlen. Der Film spielt während des Zweiten Weltkrieges und erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaares, welches nach dem Tod der Eltern ganz allein dasteht und sich obdachlos durchs Leben kämpft. „Die letzten Glühwürmchen“ hat zwar eine Altersfreigabe ab 6 Jahren, allerdings finde ich das viel zu niedrig angesetzt, da Tod und Elend immer wieder präsent sind, man durchaus auch mal Blut sieht und das ein oder andere im Alter von 6 Jahren vermutlich auch nicht verstehen kann. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, in der ich „Unten am Fluss“ nie zu Ende gesehen habe, weil die im Bau einpferchten, erstickenden Kaninchen mich zu sehr aufwühlten, muss ich sagen, dass „Die letzten Glühwürmchen“ mich als Kind wohl ziemlich verstört hätten. Für Zuschauer ab 12 Jahren ist der Anime aber ausnahmslos zu empfehlen.
Ich bin gespannt, welche Anime-Entdeckungen ihr noch machen werdet. Vielleicht entdeckt ihr sogar den ein oder anderen Titel, den ich noch nicht kenne 🙂
LikeLike
Liebe Kathrin,
„Die letzten Glühwürmchen“ habe ich schon auf meinem Filmstapel liegen, werde sie aber erstmal alleine gucken, da meine neunjährigen Kinder da manchmal doch etwas empfindlicher sind als andere und daher gerne noch etwas auf den Film warten können.
Anime waren mir bisher ja fast komplett fremd – aber so langsam finde ich Gefallen daran. „Ponyo“ hat uns meine eine Kollegin heute morgen auch empfohlen – und natürlich haben wir das hier auch, so dass ich nur ins Regal zugreifen brauche (ich liebe diesen Beruf!). Bestimmt kommt also noch mehr Anime-Inhalt auf Jargsblog … 😉
Liebe Grüsse von
Jarg
LikeLike
… wunderschön sind auch „Das wandelnde Schloss“ und „Prinzessin Mononoke“ (wobei letzteres ein bisschen bedrohlich ist, für kleinere Kinder vielleicht zu gruselig)… Viel Spaß beim Gucken!
LikeLike
Danke!! Beide habe ich zum Glück in der Bibliothek. Ich bin schon gespannt auf weitere Filme aus dem Ghibli-Universum.
LikeLike