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Missgeschicke der Evolution : Warum Sie diese Tiere trotzdem lieben sollten / Lisa Signorile

Wir Menschen neigen ja doch deutlich dazu, Tiere entweder mit dem Bambi-Blick zu betrachten (dann sind sie süß und erfahren meistens auch signifikant mehr Schutz) oder mit dem Gegenextrem, einer aus Ekel oder Abscheu gespeisten Neugier. Und natürlich liegt gerade bei den uns befremdlich, da nicht in unsere anthropozentrische Weltsicht passenden Tieren wie etwa dem Sackkrebs, der während seines Larvenwachstums die Kontrolle über seine Opfer (Krabben) übernimmt und außer über ein Hormon- und Fortpflanzungssystem keine eigenen Organe hat. Was sich im ersten Moment seltsam ausnimmt, erweist sich bei genauerer Betrachtung nicht als „Missgeschick“, sondern als geglückte Anpassung eines Lebewesens, dass sich so mit Hilfe eines Wirts (der Krabbe) hervorragend fortpflanzen kann.

Die italienische Biologin und Bloggerin Lisa Signorile stellt uns in ihrem zumindest im Deutschen leicht missverständlichen betitelten Buch 37 zum Teil extrem bizarre Tiere vor – und die erstaunlichen Lösungen, die durch die Evolution für spezifische Probleme und Lebensumstände entstanden sind. Ob Schleimaal oder Fettschwalm, Nacktmull oder Laus, Bärtierchen oder Schlitzrüssler – Signorile führt uns extreme Ausformen des Lebens vor und stellt uns dabei auch Lebensformen vor, die erst kürzlich entdeckt wurden oder so extrem selten sind, dass man kaum etwas über sie weiß. Die Bandbreite reicht von Fischen über Säugetiere, Amphibien und Vögel bis hin zu verschiedensten Weichtieren, Insekten und Spinnen.

Die von Inka Hagen bemerkenswert schön illustrierten Texte sind dabei ebenso sachlich und informativ wie humorvoll: Signorile versteht es, ihr Wissen verständlich, mit feinem Hunor und spürbarer Faszination für ihr Thema aufzubereiten und den Leser zu fesseln, der mit ihrer Hilfe in bizarre Lebensrealitäten eintaucht. Deutlich wird auch, dass die Evolution keinem Plan, keinem großen Gestalter folgt – wesghalb auch keine Perfektion im Ergebnis zu erwarten ist, sondern die im Verhältnis zum Aufwand gut ausbalancierte gegenwärtig beste „Lösung“. Auch verschweigt sie nicht, dass man über manche der hier vorgestellten Lebewesen noch sehr wenig weiß, weil ihre Lebensräume zu extrem oder sie selbst sehr selten sind.

Ein faszinierendes Buch mit zum Teil verblüffenden Erkenntnissen, dass ich mit großem Gewinn gelesen habe und allen empfehlen kann, die sich für Natur, Tiere und die Evolution interessieren und außergewöhnliche Sachbücher zu schätzen wissen.

2 Kommentare zu “Missgeschicke der Evolution : Warum Sie diese Tiere trotzdem lieben sollten / Lisa Signorile

  1. Hallo Jarg! Ich hab über Elementares Lesen den Weg hergefunden und fühle mich hier ganz wohl 🙂 Ich werde sicher öfter vorbei schauen, von den besprochenen Büchern interessieren mich einige…das mit den „Missgeschicken“ klingt definitiv lesenswert (auch wenn der Titel nicht unbedingt glücklich ist – Missgeschicke sind es eben gerade nicht). Man sollte die Natur wirklich nicht nur nach ihrem Äußeren beurteilen. Selbst Mikroben sind wahnsinnig faszinierend!

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    • Hallo Stefan,
      herzlich willkommen auf meinem bescheidenen Buch- und Medienblog und vielen lieben Dank für die Komplimente!
      Natürlich hast Du recht: der Buchtitel „Missgeschicke“ ist natürlich etwas irreführend – aber wir Menschen neigen ja dazu, alles aus unserem Blickwinkel zu beurteilen und uns selbst als „Krone“ der Evolution. Insofern macht der Titel wiederum vielleicht dann wieder aus dem Blickwinkel des planetaren Alphatiers besonders neugierig und beim Lesen des Buches dann klar, das die „Missgeschicke“ der Natur keine sind – sondern faszinierende und zuweilen bizarre Anpassungen an die jeweiligen Umstände. Mikroben hat ja hoffentlich jeder seit „Darm mit Charme“ ein wenig lieb 😉
      Herzlich grüßt
      Jarg

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