Die 17jährige Außenseiterin Aylin lebt zusammen mit ihrem kleinen Bruder und ihrem sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagenden Vater in einer heruntergekommenen Wohnung in Mannheim. Nach dem Tod der Mutter liegt ein Schatten über der Familie, dem Aylin nur in einem immer wiederkehrenden Traum entfliehen kann, in dem sie ein langer Pfad in klarer Luft durch einen nebligen Wald führt. Als ein Streit in der Schule in Gewalt eskaliert, wird Aylin zu 50 Sozialstunden auf einem Islandpferdehof verurteilt. Unwillig tritt sie die Arbeit auf dem von der unnahbaren und strengen Besitzerin Iris geleiteten Hof an. Doch dann begegnet sie dem wilden Islandpferd Hördur und ist wie verzaubert: plötzlich fällt ihr die Arbeit auf dem Hof leicht und schon bald entdeckt sie ihre besondere Gabe zum Reiten.
Ekrem Ergün ist mit „Hördur“ ein wunderbarer Film gelungen, der gekonnt mit Klischees bricht und eine Geschichte um das Erwachsenwerden unter schwierigen Bedingungen mit multikulturellen Hintergründen verbindet. Der von Almila überzeugend gespielten Protagonistin gelingt es, gegen alle Widerstände aus ihrem erstarrten Leben aufzubrechen und neue Hoffnung zu schöpfen. Überzeugend auch Felicitas Woll als gestrenge, dann auftauende Iris und Hilmi Sözer als erschöpfter Vater, der sich am Ende ebenfalls wandelt. Und natürlich muss man Hördur erwähnen, den tierischen Hauptdarsteller, der sich selbst offensichtlich – wenn man dem Bonus trauen darf – sehr gut vor der Kamera in Szene zu setzen weiß.
Verbunden mit wunderschönen Pferdeaufnahmen macht Ergün daraus eine ebenso spannende wie mit feinem Humor gewürzte, realistisch erscheinende Geschichte, die sich wohltuend von üblichen Filmen des Genres „Pferdefilm“ abhebt. Ein sehr zu empfehlender Film – und das nicht nur, weil Hördur der Onkel unseres eigenen Islandpferdes ist und wir natürlich in jeder zweiten Pferdeszene unser eigenes Pferd gespiegelt sahen.