Es gibt Bücher, die einen weit über ihren eigentlichen Inhalt hinaus beeindrucken. Dieter Braun war es schon im letzten Jahr gelungen, mich mit Die Welt der wilden Tiere im Süden zu faszinieren. Jetzt hat er nachgelegt und präsentiert uns in gleicher Aufmachung ein Buch über die wilden Tiere der Nordhalbkugel.
In drei Kapiteln reisen wir mit ihm durch Nordamerika, Europa und Asien, begegnen Raubtieren wie dem Puma, dem Pardellluchs oder dem Manul, Pflanzenfresser wie dem Gabelbock, dem Bison oder dem Reh und natürlich vielen anderen Tieren vom Monarchfalter bis zum Papageientaucher, vom Kormoran bis zum Habicht. Die zahlreichen, die Tiere und ihre Umgebung auf wesentliche Flächen reduzierenden und in dezenten Farben gehaltenen Abbildungen überzeugen auf ganzer Linie, da sie die Anmut, Kraft und Gestalt der Tiere virtuos in Szene setzen und auf jeglichen Kitsch verzichten. Unerhört plastisch zeichnet Braun die ausgewählten Tiere und lässt so ihre jeweiligen Besonderheiten intensiv künstlerische Gestalt annehmen.
Dabei fängt der Autor die Tiere nicht in statischen Posen ein, sondern zeigt uns ihre Lebendigkeit: es trifft uns der direkte Blick des Papageientauchers und des Fuchses, wir sehen den Weißkopfseeadler und die Eule im Flug und den eleganten Schwung des Delfins in seinem Element, dem Wasser. Wenige Sachinformationen zu ausgewählten Tierarten ergänzen die Bilder dieses Buches, dass vor allem durch die äußere und handwerklich gute Gestaltung und die Qualität der Illustrationen seine Wirkung entfaltet: schnell ist man gefesselt von der Schönheit der durch die Evolution geformten Tiere der Gegenwart und wird alleine dadurch neugierig, mehr über sie zu erfahren. Auch wenn man dafür dann eher andere Bücher zu Rate zieht, kann man sich dennoch an den Illustrationen Dieter Brauns nicht satt sehen, der ein überaus ästhetisches, den Zauber der Lebewesen meisterhaft einfangendes Buch geschaffen hat, das ich allen Tierfreunden und Ästheten ab vier Jahren und darüber hi8naus gern ans Herz legen mag.