Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ja, ich weiß, Männer neigen mit 50 dazu, sich einen Porsche zu kaufen und eine junge Geliebte zuzulegen. Ich selbst habe mir ein gutes Fahrrad gekauft und beschlossen, meine Frau weiterzulieben. Und es ist auch keineswegs so, dass ich einsam in einem mit überdimensionierter Radreiseausrüstung vollgestopften Keller auf einem aufgebockten Fahrrad sitze und von weiten, schnellen Bergabfahrten träume. Nein, ich fahre damit draußen rum und auch durchaus weite Strecken. Ohne tausend Gimmicks. Und ich bleibe auch nicht an irgendwelchen Landgasthöfen hängen, flirte nicht mit Bedienungen, die zu jung für mich sind und fange auch nichts mit Wirtinnen an. Mit Korn schon gar nicht.
Beim Grafikdesigner Michel, der gerade 50 gewroden ist, ist das anders. Er trottet durch seine tägliche Routine bei der Arbeit und daheim bei seiner Frau und spürt nur auf dem Motorrad einen Ansatz von Freiheit. Mehr durch Zufall wird das Interesse an Kajaks in ihm geweckt. Er kauft ein teures Modell, baut sich den Rahmen zusammen, gurtet ihn an seinen Schultern fest und macht Trockenpaddeln auf der Dachterrasse seines Wohnhauses. Als seine Frau von seiner neuen Leidenschaft erfährt, fährt sie ihn und seine ganze überdimensionierte Ausrüstung zum Fluß. Nach einigem hin und her legt Michel endlich ab. Doch so recht kommt er nicht voran, denn seine Reise endet rasch an einem abgelegenen Gasthof, wo Michel sich nicht nur in eine hübsche Bedienung verguckt, sondern nach mehrfacher Rückkehr auch eine Affäre mit der Wirtin Laetitia anfängt. Von gelegentlichen Kämpfen mit seiner Campingausrüstung und absurden Begegnungen mit einem kajakhassenden Angler abgesehen verliert sich Michel mehr und mehr in seiner von Sommer, Absinth und Sinnlichkeit geprägten Flucht vor der Midlife-Crisis.
Bruno Podalydès ist mit „Nur Fliegen ist schöner“ eine humorvolle Sommerkomödie gelungen um einen mit dem Älterwerden hadernden Mann, der mit Hilfe seines Kajaks in eine unwirkliche Flußidylle flieht und sich in seinen märchenhaft anmutenden Sommererlebnissen verliert, die nur unterbrochen werden von absurden Erfahrungen mit seiner Ausrüstung und der immer wieder scheiternden Weiterreise auf dem Fluß. Die Atmosphäre von französischer Lebensart und Leichtigkeit, gepaart mit feinem Witz und Gespür für Absurdes, trägt wesentlich zum Reiz des Filmes bei. Ein heiterer, unbeschwerter und sinnlicher Film nicht ohne Tiefgang und mit einem genauen Blick auf den Mann von 50 Jahren an sich.
Danke für den Tipp! Auch gut zum Thema: Monaco Franze. Nach mehr als 30 Jahren wiedermal geschaut, diesmal natürlich binge. Ein grosse Serie mit leider nur 10 Episoden mit wirklich grossartigen Momenten über die Krux des Älterwerdens…
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Gern geschehen. Ja, Monaco-Franze war mir damals öfter begegnet im TV: das waren noch Zeiten …
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Danke! Klingt super! Ulla – verheiratet und bald 40 🙂
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Gern geschehen!
Ab 40 geht noch was war damals mein Motto. Jetzt nur leicht verändert 😉
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Mein Mann ist schon 50 – ich will das mal mit dem Film abgleichen 😉 der Trailer war schon sehr komisch!
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Dann weißt du gleich, worauf du dich einlässt. Vorsicht, wenn er auf Webseiten mit Kanus surft und sich Paddel an die Wand hängt! 😉
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Ich werde das im Auge behalten 🙂
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Unbedingt. Statt Kanu kann das auch ein Rad sein. Eine übertrieben umfangreiche Wander- und Überlebensausrüstung. Und und und … 😉
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